Investing.com - Der US-Online-Marktplatz Fiverr (NYSE:FVRR) hat seinen Geschäftsausblick gekappt, weil die Menschen nach einem Jahr im Lockdown und einer erfolgreichen Impfkampagne wieder mehr reisen, in Restaurants gehen und einfach das Leben genießen. Fürs vergangene Quartal meldete das Unternehmen mit Firmensitz in Tel Aviv einen deutlichen Anstieg des Gewinns und Umsatzes.
Und trotzdem stürzte die Fiverr-Aktie am Donnerstag mit 24,08 Prozent so stark ab wie noch nie seit ihrer Erstnotiz im Juni 2019. Im Tief stand der Aktienkurs bei 171,79 Dollar, dem niedrigsten Stand seit Mitte Mai. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im vergangenen Jahr beläuft sich das Plus dennoch auf fast 600 Prozent. Vom Mitte Februar erreichten Rekordhoch bei 336 Dollar ist die Fiverr-Aktie nun aber ein gutes Stück weit entfernt.
Unter dem Strich belief sich das bereinigte EBITDA im zweiten Quartal mit 7,4 Millionen Dollar etwa 139 Prozent über dem im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie lag bei 0,19 Dollar (Non-GAPP), nach 0,1 Dollar im Vorjahr. Erwartet wurden 0,13 Dollar.
Fiverr erzielte einen Umsatz von 75,3 Millionen Dollar, 60 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit wurde sowohl die Unternehmensprognose von 73 bis 75 Millionen Dollar als auch die Konsensprognose der Analysten von 74,82 Millionen Dollar übertroffen. Die Zahl der aktiven Käufer erhöhte sich um 43 Prozent auf 4 Millionen, während die Ausgaben pro Käufer um 23 Prozent auf 226 Dollar kletterten.
Trotz der Glanzzahlen reagierten die Fiverr-Anleger enttäuscht auf das Zahlenwerk. Die Antwort darauf liegt in den Prognosen. Das Management erwartet für das dritte Quartal 2021 einen Umsatz von 68 bis 72 Millionen Dollar, weniger als im zweiten Quartal, und ein Wachstum von lediglich 30 bis 38 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit 80 Millionen Dollar gerechnet.
Aufgrund der jüngsten Trends, so CEO Micha Kaufman, senke das Unternehmen seine Prognosen "aus Vorsicht".
Gemäß Daten von Similarweb, einem Webseiten-Traffic-Tool, stagnieren Fiverrs Zugriffszahlen seit August 2020. Nach 9,7 Millionen Aufrufen im Februar 2020, als die Corona-Krise begann, stieg die Zahl bis August 2020 auf 15,3 Millionen. In den Folgemonaten pendelte sie sich in einem Korridor von 14,3 bis heute 14,0 Millionen ein.
Für das Gesamtjahr verspricht sich Fiverr nun einen Umsatz zwischen 280 und 320 Millionen Dollar, bei einem bereinigten Ebitda von 12 bis 14 Millionen Dollar. Zuvor hatte Fiverr für das Gesamtjahr einen Umsatz von 302 bis 308 Millionen Dollar und ein bereinigtes Ebitda von 19,5 bis 24,5 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.
"Unsere Fundamentaldaten sind weiterhin sehr stark, viel stärker als vor der Pandemie", so Fiverr-CEO Micha Kaufman, "aber die geringere Online-Aktivität führt zu geringeren Neukundenzahlen und einer geringeren Aktivität bei denjenigen, die Urlaub machen."
Als die Corona-Restriktionen in den USA und Europa in der zweiten Maihälfte gelockert wurden, so Kaufmann, gab es für die Menschen kein Halten mehr. Sie wollten einfach raus und sich eine Pause von der Bildschirmarbeit gönnen. "Mit den Sommer- und Schulferien machen die Menschen Urlaub, was eine sehr gesunde Entwicklung ist, und das bedeutet, dass sie weniger Zeit online verbringen", fügte er hinzu.
Trotz der gesenkten Prognose, die wegen der bereits extrem hohen Bewertung zu massiven Kurseinbußen führte, glauben Analysten weiterhin an das Geschäftsmodell von Fiverr.
"Ich glaube immer noch, dass Fiverr eine große Wachstumsphase vor sich hat, aber das Unternehmen könnte in den nächsten Quartalen mit den Auswirkungen der Rückkehr zum Büroalltag konfrontiert sein. Das macht die Aktien volatil, und falls die Aktie weiter fällt, könnte sich daraus eine gute Kaufgelegenheit für Anleger ergeben, die in diesen langfristigen Wachstumswert einsteigen wollen", so Travis Hoium, Analyst beim Investment-Dienst The Motley Fool.