* Euphorie nach zuletzt guten US-Daten schnell verflogen
* Merck bleibt nach Cladribin-Schock unter Druck
(neu: Bayer, Siemens, Händleraussagen)
Frankfurt, 27. Sep (Reuters) - Die Anleger am deutschen
Aktienmarkt haben zu Wochenbeginn ihr Geld zusammengehalten. Der
Dax<.GDAXI> pendelte am Montag mit 6302 Zählern um seinen
Schlusskurs vom Freitag. Die zuletzt überraschend guten
US-Konjunkturdaten konnten die Anleger nicht zu weiteren Käufen
verleiten. "Die Investoren sind wieder ein bisschen
zuversichtlicher geworden, aber wirklich mutig sind sie noch
lange nicht", sagte ein Börsianer. Am Freitag hatte der besser
als erwartet ausgefallene Auftragseingang langlebiger US-Güter
dem Leitindex noch einen Aufschlag von 1,8 Prozent beschert.
Die anhaltende Unsicherheit über die Entwicklung der
Weltkonjunktur machte sich am Montag auch auf dem Rohstoffmarkt
bemerkbar: Der Goldpreis knackte die psychologisch
wichtige Marke von 1300 Dollar je Feinunze. "Für Gold im Depot
sind Anleger derzeit immer zu haben - das beruhigt die Nerven",
sagte ein Händler.
Neue Hinweise auf den Zustand der US-Wirtschaft erhoffen
sich die Investoren von einer Reihe Konjunkturdaten, die in
dieser Woche aus den USA anstehen. Im Fokus steht laut
Börsianern vor allem der Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager
(ISM) am Freitag, der im August überraschend angestiegen war.
Per saldo sei nun aber ein sinkender ISM-Index zu erwarten,
schrieb Helaba-Analystin Viola Stork in einem Marktkommentar.
Den Reigen der US-Daten eröffnet am Dienstag eine Umfrage zum
Verbrauchervertrauen der Amerikaner im September.
ADIDAS NACH ANALYSTENKOMMENTARE BEI ANLEGERN GEFRAGT
Konzentriert haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt
zu Wochenbeginn auf Adidas. Positive
Analystenkommentare verhalfen den Titeln des
Sportartikelherstellers mit einem Plus von bis zu 2,2 Prozent
auf 46,97 Euro an die Dax-Spitze. Die Aktien waren damit so
teuer wie zuletzt im Januar 2008. "Wir sehen unsere positive
Sicht zu Adidas nach einem Treffen mit dem Unternehmen auf einer
Investorenkonferenz in München bestätigt", hieß es in einem
Kommentar der UniCredit, die ihre Kaufempfehlung mit einem
Kursziel von 49 Euro bekräftigte. Equinet-Analyst Ingbert Faust
zeigte sich besonders optimistisch für neue Produkte der
Adidas-Tochter Reebok.
Gesprächsthema in den Handelsräumen war auch
Siemens, die für den Nachmittag Aussagen zum
Geschäftsverlauf angekündigt haben. In der vergangenen Woche
hatte der Technologiekonzern bereits erklärt, in seinem
Medizintechnik-Geschäft eine Milliardensumme abzuschreiben. Die
Aktien pendelten mit 79,26 Eruo um ihren Schlusskurs vom Freitag.
Die Merck-Aktien setzten nach dem Rückschlag bei
der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin ihre Talfahrt fort.
Nach ihrem zehnprozentigen Kurseinbruch am Freitag gaben die
Titel der Spezialchemie- und Pharmakonzerns zu Wochenbeginn
erneut um bis zu 1,8 Prozent auf 61,86 Euro nach. "Die Ablehnung
durch die europäische Arzneimittelbehörde war schon ein harter
Brocken, davon erholt man sich nicht so schnell", sagte ein
Händler. Die Behörde EMA hatte am Freitag Bedenken über die
Sicherheit von Cladribin geäußert. Analysten der Deutschen Bank
stuften die Titel von Merck herunter auf "Hold" von "Buy", die
der WestLB senkten ihre Bewertung auf "Reduce" von "Neutral".
Auch auf Bayer waren die Anleger nicht gut zu
sprechen: Trotz der US-Zulassung für eine neue Antibabypille
verloren die Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns bis zu 0,7
Prozent auf 51,92 Euro. "Die Zulassung von Beyaz in den USA kam
nicht überraschend", sagte ein Händler. Ein weiterer Börsianer
verwies darauf, dass Beyaz auf der bereits eingeführten Pille
Yaz beruhe.
Einer der größten Gewinner in der zweiten Börsenliga waren
SGL Carbon, die im MDax<.MDAXI> um 1,6 Prozent
zulegten. Der französische Autokonzern PSA Peugeot
Citroen will nach einem Zeitungsbericht seine
Kooperation mit BMW auf dem Gebiet der
Kohlefasertechnik ausbauen. "Das sollte sich auch positiv aus
SGL auswirken", kommentierte ein Börsianer. BMW und der
Grafitspezialist SGL Carbon bauen derzeit ein Werk im
US-Bundesstaat Washington auf, um leichte Karosserien für
Elektroautos herzustellen. Die Titel von BMW notierten
0,8 Prozent tiefer.
(Reporter: Daniela Pegna; redigiert von Ralf Banser)