* Aus Slowakei droht "Nein" zur Erweiterung des Rettungsschirms
* Finanzwerte geben nach
* Metro-Aktien setzen Talfahrt fort
Frankfurt, 11. Okt (Reuters) - Das mögliche Nein der Slowakei zur Erweiterung des Rettungsschirms EFSF hat die Dax -Anleger am Mittwoch vorsichtig gestimmt. Nach vier Tagen mit Kursgewinnen in Folge gab der deutsche Leitindex knapp ein Prozent auf 5790 Zähler nach. Auch die Börsen in London, Mailand oder Paris notierten schwächer. "Die Abstimmung in der Slowakei steht auf Messers Scheide", urteilte Jeremy Batstone-Carr, Stratege bei Charles Stanley. "Insgesamt hoffen natürlich alle, dass sich die Politiker zu einer Erweiterung durchringen können - aber so lange das Ergebnis nicht da ist, dominiert die Unruhe", erklärte auch ein Händler.
Die Verstärkung des Euro-Rettungsschirms, die von allen 17 Euro-Staaten angenommen werden muss, hängt nur noch von einer Zustimmung der Slowakei ab. Die Vertreter der vier slowakischen Regierungsparteien haben bisher jedoch keine Einigung über die Reform des EFSF erzielt. Das Parlament soll noch im Tagesverlauf über die Erweiterung abstimmen.
KRISE HAT "SYSTEMISCHE DIMENSION" ERREICHT
Zu Wochenbeginn hatten die Investoren noch Hoffnung geschöpft, dass die Politiker die Schulden- und die aufziehende Bankenkrise in den Griff bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatten am Sonntagabend erklärt, bis Ende Oktober umfassende Pläne zur Überwindung der Finanzkrise in Europa vorzulegen.
Wie dringend eine Lösung der Probleme in Europa ist, machte auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Dienstag noch einmal deutlich. Die Krise habe eine "systemische Dimension" erreicht, warnte er vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Es seien klare Entscheidungen in puncto Rekapitalisierung der Banken gefordert. Auch eine entschiedene Reaktion auf die Schuldenkrise sei erforderlich, mahnte er.
Die anhaltende Unsicherheit über den Ausgang der
Schuldenkrise machte sich vor allem bei den Finanzwerten
bemerkbar. Der europäische Bankenindex gab 0,6 Prozent
nach. Am deutschen Aktienmarkt verloren die Commerzbank
1,4, die Deutsche Bank
ANLEGER WARTEN GESPANNT AUF AUSBLICKE DER UNTERNEHMEN
Die Zurückhaltung am deutschen Aktienmarkt führten einige Börsianer aber auch auf die anstehende Eröffnung der US-Bilanzsaison zurück. Der Aluminiumriese Alcoa wird dort nach Börsenschluss seine Zahlen zum dritten Quartal vorlegen. "Der Fokus in der Berichtssaison wird vor allem auf den Aussagen zum Ausblick liegen, sie zeigen wie zuversichtlich die Unternehmen mit Blick auf die Entwicklung der Konjunktur noch gestimmt sind", sagte ein Händler.
Unterdessen setzten die Metro -Aktien ihre Talfahrt im Dax fort. Die Anteilsscheine verloren 3,6 Prozent auf 31,03 Euro, seit Wochenbeginn haben sie bereits mehr als sechs Prozent an Wert eingebüßt. Die Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Chef Eckhard Cordes belastete Händlern zufolge die Papiere. Einen Rückschlag erlitt der Handelsriese am Dienstag auch im Rechtsstreit um die Macht beim Elektronikhändler Media-Saturn. Laut einem Urteil darf Metro zwar wie gefordert einen Beirat bei ihrer Elektronikhandelstochter einrichten, dessen Funktion bleibt allerdings lediglich eine beratende. Die Sperrminorität der Minderheitsgesellschafter von Media-Saturn bleibt somit bei wichtigen Entscheidungen bestehen.
Auf Sinkflug waren auch die Lufthansa -Papiere, die sich um 2,2 Prozent auf 9,78 Euro verbilligten. Händler führten die Verluste auf eine Herunterstufung durch die Analysten von Bofa/Merrill Lynch zurück. Kritisch stimmt die Experten der Bau der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen. Die Fluggesellschaft könne hier nur verlieren, hieß es in einem Kommentar. Kaufe die Fluggesellschaft neue Start- und Landerechte, dürften die Ausgaben die Erträge schmälern. Verzichte sie darauf, dürften andere Airlines ihnen Marktanteile wegnehmen. Die Analysten stuften die Papiere herunter auf "Underperform" von "Buy" und senkten das Kursziel auf 6,40 von 14 Euro.
Belastet wurden Lufthansa laut Börsianern aber auch durch den drohenden Streik der Fluglotsen. Diese wollen noch in dieser Woche die Arbeit niederlegen - vorher gibt es am Mittwoch aber noch eine letzte Verhandlungsrunde. (Reporter: Daniela Pegna; redigiert von Jörn Poltz)