* Chinesischer Notenbankchef betont Inflationsgefahren
* Unsicherheit über Finanzen Irlands belastet Markt
* Infineon erfreut mit Aktienrückkaufprogramm und Dividende
(neu: Details China, Bergbauwerte, VW, Stada, Zeiss Meditec)
Frankfurt, 16. Nov (Reuters) - Spekulationen über eine
weitere Straffung der Geldpolitik in China haben den deutschen
Aktienmarkt am Dienstag belastet. Der Dax<.GDAXI> fiel um 0,7
Prozent auf 6744 Zähler. "Der deutsche Aktienmarkt reagiert
inzwischen sehr sensibel auf Nachrichten aus China. Die hiesigen
Exporteure sind dort stark im Geschäft", sagte ein Händler.
"Falls sich das Konjunkturbild in China eintrübte, könnte es für
den Dax richtig runter gehen." Zur Verunsicherung trug zudem die
anhaltenden Spekulationen über mögliche Hilfen für Irland bei.
Der jüngste Straffungsschritt der chinesischen Notenbank -
höhere Mindesteinlagen für Geschäftsbanken bei der Zentralbank -
trat am Dienstag in Kraft. Obwohl dies die Geldmenge und damit
die Nachfrage bremst, bleibt die Inflation nach Einschätzung von
Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochuan ein Problem. Der
Aktienmarkt in Schanghai<.SSEC> war um vier Prozent abgerutscht.
An den europäischen Märkten standen in der Folge Aktien von
Unternehmen unter Druck, die von einer Abkühlung des rasanten
Wirtschaftswachstum in China besonders stark betroffen wären.
Verkauft wurden unter anderem Stahlwerte.
ThyssenKrupp waren mit einem Minus von zwei Prozent
Dax-Schlusslicht, Salzgitter hielten mit einem Abschlag
von 3,6 Prozent im MDax<.MDAXI> die rote Laterne. Die Titel der
Kupferhütte Aurubis fielen um 3,1 Prozent. Auf
den Stahlwerten lastete Händlern zufolge allerdings auch, dass
Weltmarktführer ArcelorMittal je einen Hochofen in
Deutschland und Frankreich vorübergehend außer Betrieb nimmt.
ArcelorMittal-Titel gaben 3,4 Prozent nach. An der Londoner
Börse gingen die dort schwer gewichteten Aktien von Minenkonzern
auf Talfahrt und zogen den Leitindex "Footsie"<.FTSE> 1,2
Prozent ins Minus. "Wenn die Notenbank in Peking die Konjunktur
in China zügelt, könnte das die Nachfrage nach Rohstoffen
allgemein verringern", erklärte ein Händler. Die Titel von BHP
Billiton, Antofagasta , Rio Tinto und
Xstrata fielen bis zu 4,4 Prozent. Im Sog der Branche
sanken im Dax K+S um 1,7 Prozent. An der Frankfurter
Börse verkauften Anleger zudem Aktien von Unternehmen mit
starkem China-Geschäft. BASF verloren 1,8 Prozent,
Siemens ein Prozent.
SCHWACHER EUROPÄISCHER MARKT BREMST AUTOWERTE
Auf der Verliererseite standen auch die zuletzt gefragten
Autoaktien. Daimler und BMW gaben jeweils
rund ein Prozent nach. Dem europäischen Herstellerverband ACEA
zufolge ist der Automarkt auf dem Kontinent im Oktober um 17
Prozent geschrumpft. Wachstum verbuchen die Autohersteller vor
allem in Schwellenländern wie China. Besser als die süddeutsche
Konkurrenz hielten sich die VW-Aktien, die nur 0,1
Prozent nachgaben. "Da wirkt die Geschichte von Montag über ein
Zusammengehen von MAN und Scania nach. Dadurch
könnten Synergien gehoben werden, von denen VW profitieren
würde", sagte ein Händler.
Dem Abwärtstrend entzogen sich die Aktien des Chipkonzerns
Infineon, die um bis zu 5,4 Prozent auf 6,29 Euro
kletterten. Laut Börsianern wurden insbesondere die Aussicht auf
ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm und die erste
Dividendenzahlung seit zehn Jahren positiv aufgenommen. Infineon
hatte in seinem abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz kräftig
gesteigert und war in die Gewinnzone zurückgekehrt.
Bei den deutschen Nebenwerten spekulierten Anleger einmal
mehr auf eine Übernahme des Pharmaunternehmens Stada,
dessen Aktien sich um bis zu 2,5 Prozent verteuerten. Händlern
nannten als möglichen Käufer den US-Pharmariesen Pfizer.
Bei den Technologiewerten im TecDax<.TECDAX> kam ein
Gewinnsprung des Medizintechnikunternehmens Carl Zeiss
Meditec gut an, seine Aktien legten 5,2 Prozent zu. Die
Papiere von Dialog Semiconductor verteuerten sich um 1,8
Prozent. Der Chipentwickler zählt nach eigenen Angaben künftig
den japanischen Elektronikkonzern Sony<6758.T> zu seinen Kunden.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Olaf Brenner)