* Analyst - USA-Wirtschaft am Rande der Stagnation
* Moody's droht Spanien mit Herabstufung
(neu: US-Daten)
Frankfurt, 29. Jul (Reuters) - Wenige Tage vor der drohenden
Zahlungsunfähigkeit der USA haben Anleger europäische Aktien nur
mit Spitzen Fingern angefasst. Verstärkt wurde die
Negativ-Stimmung durch schlechter als erwartet ausgefallene
US-Konjunkturdaten. Der Dax<.GDAXI> verlor 1,3 Prozent
auf 7099 Punkte und der EuroStoxx50<.STOXX50E> gab 1,8 Prozent
auf 2646 Zähler nach. Im Gegenzug stiegen die
Volatilitätsindizes VDax<.V1XI> und VStoxx<.V2TX>, die die
Nervosität der Anleger messen, um jeweils rund acht Prozent.
Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal
statt der erwarteten 1,8 Prozent lediglich um 1,3 Prozent.
Gleichzeitig wurde der Wert für das Vorquartal auf 0,4 von 1,9
Prozent gesenkt. "Die US-Daten sind ernüchternd ausgefallen",
sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Die USA habe
die Krise offenbar noch nicht überwunden. Sein Kollege Ralf
Umlauf verwies zusätzlich auf das magere Plus von 0,1 Prozent
bei den Konsumausgaben. Außerdem sei die deutliche Korrektur der
BIP-Zahlen für das erste Quartal Besorgnis erregend. "Sie führt
die USA an den Rand der Stagnation", fügte er hinzu.
Verstärkt wurde die Nervosität der Anleger durch die
Ankündigung der Rating-Agentur Moody's, die Bonitätseinstufung
Spaniens auf den Prüfstand zu stellen. Der spanische
Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero kündigte
daraufhin zusätzliche Sparmaßnahmen sowie Neuwahlen an. Auf der
Suche nach "sicheren Anlagehäfen" nahmen einige Investoren Kurs
auf Bundesanleihen. Der Bund-Future zog um 79 Ticks auf
130,22 Punkte. Gold näherte sich wieder seinem Rekordhoch
von 1628 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) an.
BÖSE ÜBERRASCHUNG FÜR METRO-AKTIONÄRE
Ins Rampenlicht rückte unter anderem Metro. Auf
Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters räumte der
Handelskonzern ein, Finanzchef Olaf Koch habe die Umsatzprognose
für 2011 vor Analysten auf null bis vier von bisher gut vier
Prozent gekappt. Die Aktie rauschte daraufhin bei hohen Umsätzen
um bis zu 3,6 Prozent in die Tiefe und notierte am Nachmittag
1,3 Prozent schwächer bei 38,16 Euro. "Das war eine böse
Überraschung", sagte ein Händler. Koch hatte am Dienstag in
einer Presseerklärung die Gewinnprognose für 2011 bekräftigt,
das Umsatzziel aber nicht erwähnt.
Ebenfalls Federn lassen mussten die Aktien der Deutschen
Börse. Die Umsatzrückgänge des Frankfurter
Börsenbetreibers drückten die Aktie 2,9 Prozent ins Minus. Das
Gesamtbild sehe ziemlich traurig aus, sagte ein Börsianer. Wenn
die Fusion mit Nyse Euronext nicht wäre, würde
der Kurs heute wohl noch deutlicher abrutschen, fügte er hinzu.
Im Februar war der Zusammenschluss mit der US-Börse vereinbart
worden. Das Vorhaben wird derzeit von mehreren
Regulierungsbehörden geprüft. Die Aktien der Nyse Euronext, die
am kommenden Dienstag seine Quartalsergebnisse vorlegen will,
gaben in Paris 3,5 Prozent nach.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählte Linde mit
einem Kursplus von 2,5 Prozent auf 124 Euro. Die Ergebnisse im
zweiten Quartal hätten die Erwartungen übertroffen, lobte Peter
Spengler, Analyst der DZ Bank, in einem Marktkommentar. Von
April bis Juni stieg das operative Ergebnis um 5,7 Prozent auf
798 Millionen Euro - Analysten hatten im Schnitt mit 782
Millionen gerechnet. Linde-Rivale Air Liquide notierte
0,2 Prozent schwächer.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Hans Seidenstücker)