* Griechenland-Sorgen treten etwas in den Hintergrund
* Anteilsaufstockung von BMW-Aktionärin Klatten treibt SGL
* Übernahmespekulationen um Deutsche Börse
(neu: Schlusskurse, Europa-Indizes, Deutsche Bank)
Frankfurt, 18. Mai (Reuters) - Das gute Ergebnis des
US-Computerherstellers Dell hat den Dax<.GDAXI> am
Mittwoch nach fünf Handelstagen mit Kursverlusten ins Plus
gehoben. Trotz fortdauernder Nervosität an den Märkten vor allem
angesichts der griechischen Schulden-Probleme schloss der
deutsche Leitindex 0,7 Prozent höher bei 7303 Punkten. Auch die
europäischen Indizes Stoxx<.STOXX50> und EuroStoxx<.STOXX50E>
legten zu und schlossen jeweils ein halbes Prozent höher. "Dell
war gut und hat uns etwas abgelenkt von der Unsicherheit über
die weitere Entwicklung in Griechenland", sagte ein Händler.
Angesichts der vielen Krisen weltweit - vom Nahen Osten bis
zu der Schuldenmisere in Griechenland und auch den USA - bleibe
die Nervosität aber hoch, erklärten Händler. Dazu trage zudem
die Ungewissheit über eine Nachfolge des inhaftierten IWF-Chefs
Dominique Strauss-Kahn bei. Zuletzt hatten vor allem
Spekulationen auf eine Umschuldung Griechenlands die Anleger
beunruhigt und an den Aktienmärkten zu Verkäufen geführt.
Der Computerhersteller Dell habe die Anleger wieder an die
Berichtssaison erinnert, die gar nicht so schlecht gelaufen sei,
sagte ein Händler. Dell hatte nach einer Verdreifachung des
Gewinns im abgelaufenen Quartal seine Geschäftsziele für das
Gesamtjahr erhöht. Dell-Aktien notierten in New York bei
Börsenschluss in Deutschland gut fünf Prozent im Plus. "Das hat
vor allem der Stimmung gut getan, auch wenn im Dax kaum eine
Aktie direkt davon profitieren kann", sagte ein Händler. Die
Titel des Chipherstellers Infineon schlossen lediglich
0,5 Prozent fester.
Für Gesprächsstoff aus Deutschland sorgte vor allem die
Aufstockung der Beteiligung der BMW-Großaktionärin
Susanne Klatten beim Grafitspezialisten SGL Carbon. Ein
Sprecher von Klattens Beteiligungsgesellschaft Skion erklärte
zwar, eine Komplettübernahme sei nicht geplant. Doch Händler
zeigten sich wenig beeindruckt: "Das schürt natürlich
Übernahmefantasien", sagte einer. SGL Carbon waren mit einem
Plus von knapp sechs Prozent größte Gewinner im Nebenwerteindex
MDax<.MDAXI>. Die Aktien des Autobauers Volkswagen,
der vor einigen Monaten bei SGL eingestiegen war, rückten 0,3
Prozent vor.
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Titel der
Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,7 Prozent. Die
jüngsten Restrukturierungen wie der Verkauf der
US-Mobilfunksparte oder die Einsparungen spiegelten sich bislang
nicht angemessen im Aktienkurs wider, schrieb Bank of
America/Merrill-Lynch-Analyst Emmet Kelly in einer Studie. Sein
Citi-Kollege Simon Weeden äußerte sich positiv zum geplanten
Verkauf des US-Geschäfts.
Die Aktien der Deutschen Bank profitierten von
Aussagen des Finanzchefs Stefan Krause zur angepeilten
Gewinnentwicklung. Die Titel stiegen knapp ein Prozent. Der für
dieses Jahr angepeilte operative Gewinn von zehn Milliarden Euro
soll keine Eintagsfliege bleiben, hatte Finanzvorstand Stefan
Krause am Rande einer Konferenz erklärt.
GERÜCHTE UM NASDAQ UND DEUTSCHE BÖRSE
Das sich drehende Übernahmekarussell unter den
Börsenbetreibern bewegte erneut die Gemüter. Angeblich plane
Nasdaq OMX nach der gescheiterten Offerte für Nyse
Euronext ein Gebot für die Deutsche
Börse, sagten mehrere Börsianer. Sie schenkten diesem
Gerücht aber wenig Glauben. Die Nasdaq sei hoch verschuldet und
könne so eine Transaktion nur mit einem Partner stemmen. Die
Nasdaq hatte am Montag von ihrem gemeinsam mit der US-Börse
ICE gestarteten Versuch Abstand genommen, die Deutsche
Börse bei dem geplanten Zusammenschluss mit der New Yorker Nyse
auszustechen. Die Papiere der Deutschen Börse stiegen um 1,3
Prozent, die Titel der Nyse Euronext legten in New York bis
Xetra-Schluss 1,5 Prozent zu.
Im TecDax<.TECDAX> stürzten die Aktien des
Biotechunternehmens Evotec um knapp neun Prozent ab,
nachdem die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Pharmariesen
Roche bei der Entwicklung eines Antidepressivums beendet
wurde. Dies könnte zu einer Neubewertung der Aktien führen,
sagte ein Händler. Ebenfalls unter Druck waren im MDax<.MDAXI>
die Aktien von IVG Immobilien, die gut drei Prozent
verloren. Das Unternehmen hatte für viele überraschend den
Rückzug seines Chefs Gerhard Niesslein Ende Oktober angekündigt.
(Reporter: Jörn Poltz und Andrea Lentz; unter Mitarbeit von
Daniela Pegna und Hakan Ersen; redigiert von Hans Seidenstücker)