* Obama ruft zum Steuer-Kompromiss auf
* Analyst: USA-Wirtschaft am Rande der Stagnation
* Moody's droht Spanien mit Herabstufung
(neu: Obama-Rede, Schlusskurse)
Frankfurt, 29. Jul (Reuters) - Mit zuversichtlichen
Äußerungen zu einer baldigen Einigung im US-Schuldenstreit hat
US-Präsident Barack Obama am Freitag für einen versöhnlichen
Handelsausklang gesorgt. Obama hatte unter anderem betont, die
Positionen der beiden zerstrittenen Kongress-Parteien der
Demokraten und Republikaner seien nicht allzu weit voneinander
entfernt. Er sei zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden
werde. Ohne Einigung droht den USA am 2. August die
Zahlungsunfähigkeit.
Der Dax<.GDAXI> machte als Reaktion auf die Obama-Rede seine
Verluste größtenteils wett und beendete den Xetra-Handel 0,4
Prozent im Minus bei 7158,77 Punkten. Der EuroStoxx50<.STOXX50E>
verringerte sein Minus auf 0,7 Prozent. An der Wall Street
drehte der Standardwerteindex Dow Jones<.DJI> sogar kurzzeitig
ins Plus.
Einen deutlicheren Kursanstieg verhinderten aber schwache
US-Konjunkturdaten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
wuchs im zweiten Quartal statt der erwarteten 1,8 Prozent
lediglich um 1,3 Prozent. Gleichzeitig wurde der Wert für das
Vorquartal auf 0,4 von 1,9 Prozent gesenkt. "Die US-Daten sind
ernüchternd ausgefallen", sagte Volkswirt Rainer Sartoris von
HSBC Trinkaus. Die USA habe die Krise offenbar noch nicht
überwunden. Sein Kollege Ralf Umlauf verwies zusätzlich auf das
magere Plus von 0,1 Prozent bei den Konsumausgaben. Außerdem sei
die deutliche Korrektur der BIP-Zahlen für das erste Quartal
Besorgnis erregend. "Sie führt die USA an den Rand der
Stagnation", fügte er hinzu.
Verstärkt wurde die Nervosität der Anleger durch die
Ankündigung der Rating-Agentur Moody's, die Bonitätseinstufung
Spaniens auf den Prüfstand zu stellen. Der spanische
Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero kündigte
daraufhin zusätzliche Sparmaßnahmen sowie Neuwahlen an. Auf der
Suche nach "sicheren Anlagehäfen" nahmen einige Investoren Kurs
auf Bundesanleihen. Der Bund-Future zog um X Ticks auf X
Punkte an. Gold kletterte zeitweise auf ein neues
Rekordhoch von 1632,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) an.
BÖSE ÜBERRASCHUNG FÜR METRO-AKTIONÄRE
Ins Rampenlicht rückte unter anderem Metro. Auf
Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters räumte der
Handelskonzern ein, Finanzchef Olaf Koch habe die Umsatzprognose
für 2011 vor Analysten auf null bis vier von bisher gut vier
Prozent gekappt. Die Aktie rauschte daraufhin bei hohen Umsätzen
um bis zu 3,6 Prozent in die Tiefe und schloss 0,3 Prozent
schwächer bei 38,53 Euro. "Das war eine böse Überraschung",
sagte ein Händler. Koch hatte am Dienstag in einer
Presseerklärung die Gewinnprognose für 2011 bekräftigt, das
Umsatzziel aber nicht erwähnt.
Ebenfalls Federn lassen mussten die Aktien der Deutschen
Börse. Die Umsatzrückgänge des Frankfurter
Börsenbetreibers drückten die Aktie 1,6 Prozent ins Minus. Das
Gesamtbild sehe ziemlich traurig aus, sagte ein Börsianer. Wenn
die Fusion mit Nyse Euronext nicht wäre, würde
der Kurs heute wohl noch deutlicher abrutschen, fügte er hinzu.
Im Februar war der Zusammenschluss mit der US-Börse vereinbart
worden. Das Vorhaben wird derzeit von mehreren
Regulierungsbehörden geprüft. Die Aktien der Nyse Euronext, die
am kommenden Dienstag seine Quartalsergebnisse vorlegen will,
gaben in Paris 2,4 Prozent nach.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählte Linde mit
einem Kursplus von 3,3 Prozent auf 125 Euro. Die Ergebnisse im
zweiten Quartal hätten die Erwartungen übertroffen, lobte Peter
Spengler, Analyst der DZ Bank, in einem Marktkommentar. Von
April bis Juni stieg das operative Ergebnis um 5,7 Prozent auf
798 Millionen Euro - Analysten hatten im Schnitt mit 782
Millionen gerechnet. Linde-Rivale Air Liquide notierte
1,2 Prozent fester.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Jörn Poltz)