n NEW YORK/LONDON/WIEN (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben am Dienstag nach einer kurzen Atempause wieder an Boden verloren. Spekulationen über eine Produktionskürzung auf der Sitzung des Ölkartels Opec in der kommenden Woche konnten die Preise nur vorübergehend stabilisieren. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar 78,34 US-Dollar. Das war ein Dollar weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI zur Lieferung im Dezember fiel um 1,22 Dollar auf 74,42 Dollar.
Seit Ende Juni sind die Ölpreise um knapp 30 Prozent eingebrochen. Der Markt sorgt sich darum, dass die stark wachsende Förderung von Schieferöl in den USA zu einem massiven Überangebot auf dem Weltmarkt führt. Denn die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), und damit allen voran der wichtige Produzent Saudi-Arabien, hat auf den Preisverfall bisher nicht mit einer Produktionskürzung reagiert. Viele Beobachter verstehen dies als Kampfansage an das US-Schieferöl, das Saudi-Arabien nach dieser Lesart mit niedrigen Preisen aus dem Markt drängen will.
Einige Experten gehen aber auch davon aus, dass Saudi-Arabien und die übrigen wichtigen Produzenten vom Golf im Angesicht der Ölschwemme in den USA gar nicht die Möglichkeit haben, die Preise dauerhaft zu beeinflussen. Daher ließen sie das Öl weiter sprudeln, um zumindest ihre Marktanteile zu verteidigen.
Zu Wochenbeginn sowie im Handelsverlauf am Dienstag waren die Preise zunächst gestiegen. Händler verwiesen auf Berichte, dass Opec-Mitglied Venezuela sowie Russland im Vorfeld der Opec-Sitzung am 27. November nach Wegen suchen, den Preisverfall zu stoppen. Venezuela hat gemessen an den wichtigen arabischen Produzenten jedoch wenig Einfluss in der Opec. Russland, dessen rohstoffabhängige Staatsfinanzen vom Ölpreisverfall besonders hart getroffen sind, ist kein Mitglied.
Experten der Commerzbank schätzen, dass die Opec ihre Produktion um 1,5 Millionen Barrel Pro Tag kürzen müsste, um den Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. "Aus den arabischen Golfstaaten gibt es dafür weiterhin keine Hinweise," kommentierten die Experten. Es sei fraglich, ob es zu einer gemeinsamen Linie von Russland und der Opec komme.
Der Preis für Opec-Rohöl hat sich nach einer rasanten Talfahrt etwas erholt. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel am Montag im Durchschnitt 73,90 US-Dollar. Das waren 43 Cent mehr als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.
nn