Investing.com - Die Börsianer rechnen mit einem leicht positiven Handelsauftakt an der Frankfurter Wertpapierbörse. Erneut positive Signale im Handelsstreit sowie neue Rekorde an der Wall Street geben Auftrieb. Der Dax dürfte jüngsten Berechnungen zufolge leicht oberhalb von 13.260 Punkten eröffnen.
Der Dax-Future wird gut eine Stunde vor Handelsbeginn in Frankfurt mit plus 0,15 Prozent auf 13.261 taxiert. Am Dienstag schloss der Dax 0,10 Prozent tiefer auf 13.236.
Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 0,11 Prozent nach oben. Der französische CAC 40-Future wird 0,12 Prozent höher gehandelt, der spanische IBEX 35-Future gewinnt 0,10 Prozent.
US-Präsident Donald Trump erklärte gestern, dass man sich "in den letzten Zügen" einer Handelsvereinbarung mit China befindet und die Gespräche mit Peking laufen "sehr gut". Allerdings betonte er auch, dass man auf der Seite der Demonstranten in Hongkong steht.
Die Wall Street setzte ihre Rekordjagd nach Trumps Aussagen fort und schloss auf neuen Allzeithochs: Der Dow Jones ging bei 28.121,68 Punkten aus dem Handel, der S&P 500 bei 3.140,50 Punkten und der Nasdaq bei 8.647,93 Punkten.
"Die Gespräche ziehen sich hin, aber wir glauben, dass wir eine Handelsvereinbarung noch vor dem 15. Dezember sehen werden", so Kristoffer Kjær Lomholt, Analyst bei der Danske Bank (CSE:DANSKE). "An diesem Tag soll Trump auch die Zölle auf China-Waren erhöhen - ein Schritt, den der Präsident unserer Meinung nach vermeiden möchte, da er der US-Wirtschaft mehr schaden würde als frühere Zölle".
Auch einer Journalistin des Wall Street Journals zufolge befinden sich die USA und China in den letzten Zügen in der Fertigstellung eines Handelsdeals. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Lingling Wei, dass die beiden Seiten derzeit an der endgültigen Fassung des Textes für eine Phase 1-Handelsvereinbarung arbeiten. Dabei berief sie sich auf nicht näher genannte Quellen. "Mal sehen, ob sie es über die Ziellinie schaffen", fügte sie hinzu.
Den Dax ausbremsen könnten dagegen erneut schwache Daten aus China. Die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen kollabierten im Vorjahresvergleich um 9,9 Prozent, wie die chinesische Statistikbehörde am Mittwoch mitteilte. Es war zudem der größte Rückgang seit 2011 und der dritte Monat in Folge mit einem Gewinnrückgang. Als Auslöser für den Rückgang wurden die nachlassende Nachfrage im Inland und die Auswirkungen des chinesisch-amerikanischen Handelsstreits auf die Ertragslage der Unternehmen genannt.
Neben den Handelsgesprächen dürften heute auch einige Konjunkturdaten aus den USA für Kursbewegung am Aktienmarkt sorgen. Auf der US-Agenda stehen die Kernauftragseingänge langlebiger Güter. Die Investitionstätigkeiten sind angesichts der weltweiten Schwäche des verarbeitenden Gewerbes und des anhaltenden Handelskrieges zur Achillesferse der US-Wirtschaft mutiert. Zudem werden die monatlichen Konsumausgaben, die PCE-Kernrate, die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, der Chicago Einkaufsmanagerindex sowie die zweite Schätzung des US-Bruttoinlandsprodukts veröffentlicht.
Die US-Wirtschaft war zwischen Juli und September mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 1,9 Prozent gewachsen.
Robert Kaplan, der Chef der Dallas Federal Reserve, sagte gestern gegenüber CNBC, dass die US-amerikanische Wirtschaft eine gute Chance auf ein Wachstum von 2 Prozent im nächsten Jahr habe, aber das Schlussquartal werde schwach ausfallen.
Das GDPNow Prognosemodell der Atalanta Fed signalisiert im vierten Quartal nur noch eine saisonbereinigte Wachstumsrate von 0,4 Prozent. Der Nowcast der New York Fed schätzt das BIP im Schlussquartal auf 0,71 Prozent.
"Die Geldpolitik ist jetzt am rechten Platz", fügte Kaplan hinzu. "Unsere Produktivität entwickelt sich schleppend, die Wirtschaft braucht mehr als nur Geldpolitik."
von Robert Zach