- von Gwénaëlle Barzic und Arno Schuetze
Paris/Frankfurt/Berlin, 29. Jan (Reuters) - Der Medienriese Bertelsmann BTGGg.F prüft Insidern zufolge den Verkauf seiner Tochter M6 von der RTL Group (H:RRTL) AUDK.LU und Optionen für die französische Senderkette. Dabei könnte M6 mit rund drei Milliarden Euro bewertet werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag von mehreren mit der Sache vertrauten Personen erfuhr. Es gebe in frühem Stadium Gespräche etwa mit dem Medienkonzern Vivendi VIV.PA , dem französischen Fernsehsender und Branchenprimus TF1, dem Unternehmer Patrick Drahi von Altice Europe ATCA.BN und dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky. Bertelsmann, M6, Vivendi, TF1 und Altice Europe lehnten einen Kommentar ab. Die RTL Group, die 48 Prozent an M6 hält, sprach von Spekulation und verwies auf frühere Aussagen von Konzernchef Thomas Rabe, der sich für nationale Champions in Europa ausgesprochen hat und für mehr Konsolidierung.
Die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr (G+J) trennt sich bereits von ihrem Zeitschriften-Geschäft in Frankreich. Vivendi will die französische G+J-Tochter Prisma Media kaufen, die rund 20 Zeitschriften-Titel - von "Femme Actuelle" über "GEO", "Capital", "Gala" bis zur Programmzeitschrift "Télé-Loisirs" herausgibt. PLÄDIEREN FÜR NATIONALE CHAMPIONS IM TV-SEKTOR
Die Groupe M6 wurde 1987 um den TV Sender M6 gegründet und betreibt 13 Fernsehkanäle und drei Radiosender. Das Unternehmen machte 2019 rund 1,46 Milliarden Euro Umsatz und erzielte operativ einen Gewinn (Ebita) von 287 Millionen Euro. Im Oktober 2020 startete in Frankreich der gemeinsame Bezahl-Streaming-Dienst Salto von Groupe M6, TF1 und France Televisions. Wie Rabe hat sich auch M6-Chef Nicolas de Tavernost für Konsolidierung - also Zusammenschlüsse und Fusionen - im europäischen TV-Sektor ausgesprochen. Im September 2020 sagte De Tavernost in einem Interview mit "Le Journal du Dimanche" auf die Frage, ob eine Annäherung zwischen TF1 und M6 vorstellbar sei: "Es gibt heute keine Pläne in diese Richtung." Aber der Manager betonte, nationale Gruppierungen seien unumgänglich, wenn Frankreich im internationalen Wettbewerb mithalten wolle.
Auch Rabe, zugleich Chef von Bertelsmann und RTL Group, hat wiederholt eine Lanze für mehr Kooperationen gebrochen - vor allem, um gegen die Macht der US-Giganten aus dem Silicon Valley zu bestehen. So hatte Rabe im Februar 2020 dafür plädiert, auch größere Zusammenschlüsse zuzulassen, "um nationale Champions, etwa im Fernsehbereich zu schaffen; wie gegebenenfalls mit RTL und ProSiebenSat.1" Nach den aktuellen Kartellrichtlinien dürfte dies derzeit ausgeschlossen sein. (Weitere Reporter: Klaus Lauer und Mathieu Rosemain; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)