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Veröffentlicht am 12.07.2013, 19:11
Aktualisiert 12.07.2013, 19:12
Börsen-Zeitung: Turbulenzen im Sommerloch, Börsenkommentar

'Marktplatz', von Grit Beecken.

Frankfurt (ots) - Am Ende hat Ben Bernanke die Investoren dann

doch wieder einfangen können. Nachdem der Chef der US-Notenbank

Federal Reserve (Fed) am Mittwoch erklärte, die Geldpolitik bleibe

auch dann noch expansiv, wenn die Anleihekäufe gedrosselt werden,

atmeten die Händler weltweit einmal tief durch und kauften dann

kräftig ein, nachdem viele von ihnen in den vergangenen Wochen eher

auf Cash als auf Aktien, Renten & Co. gesetzt hatten.

'Dass Bernanke betonte, die Geldpolitik werde auch bei einem

Zurückfahren der Anleihekäufe expansiv bleiben, war hilfreich', sagt

Britta Weidenbach, Europaaktienchefin der DWS. In den Vorwochen hatte

das Rätsel, wann und wie die Drosselung vonstattengehen könnte, die

Anleger kräftig auf Trab gehalten. Als sich dann noch die Anzeichen

für schwächeres Wachstum in Asien mehrten, legte die Volatilität

deutlich zu.

So stieg das sogenannte Angstbarometer für den Dax, der VDax, in

der Spitze auf über 22 Prozentpunkte. Der Index gibt die implizite

Volatilität des Dax über 45 Tage an. Ein hoher Wert weist auf

Turbulenzen hin, niedrige Werte sprechen für Zeiten ohne allzu starke

Kursschwankungen. Bis zum 22.Mai, dem Tag, an dem Bernanke erstmals

ernsthaft ein Ende der Anleihekäufe avisierte, notierte der VDax

zumeist bei Werten um die 15 Prozentpunkte herum.

Die Turbulenzen, die er damit an den Märkten auslöste, dürften ihn

selbst überrascht haben. Die Schwellenländer verloren in rasantem

Tempo Kapital, die wichtigen Aktienbarometer gaben nach, im Grunde

legte nur der Dollar kräftig zu. 'Man muss aber sehen, dass die Fed

vor einer schweren Aufgabe steht', sagt Holger Achnitz, Leiter des

Devisenhandels bei Citi Deutschland. Es sei fast unmöglich, beim Exit

eine Punktlandung hinzulegen: 'Es ist auch kein Drama, wenn die Fed

drei oder vier Anläufe braucht.' Angesichts der hohen Liquidität im

System seien Kursschwankungen unvermeidlich.

Die Geldschwemme habe schließlich eine lange Zeit den

Risikoappetit der Investoren befeuert, heißt es bei Standard Life

Investments. 'Auch wenn es zunächst schmerzhaft ist, kann die

Korrektur der Finanzmärkte die Rückkehr zur Normalität bedeuten',

sagt Keith Skeoch, Chef des Asset Manager.

Aktienexpertin Weidenbach sieht dafür eine gute Grundlage:

'Mittlerweile scheint der Markt die bevorstehenden Änderungen der

Fed-Politik und die neuen Aussichten für Asien verdaut zu haben.' Das

schaffe Raum, die durchaus positiven Konjunkturdaten aus den USA und

auch Europa wahrzunehmen, die in den vergangenen Wochen in den

Hintergrund getreten waren. 'Mittelfristig ist das Umfeld für

europäische Aktien attraktiv', konstatiert die Fondsmanagerin. Die

Gewinnwachstumsschätzungen der Unternehmen sind von 10% zu

Jahresbeginn auf nunmehr 3% gesunken. 'Die Erwartungshaltung ist

jetzt deutlich realistischer, sagt Weidmann.

Zum Wochenschluss schienen Anleger diesen Optimismus zu teilen.

Der Dax schloss mit 8213 Punkten 5,2% über dem Vorwochenschluss. Es

sei nun wichtig, dass sich die Anzeichen einer Konjunkturerholung

verstetigten und der Markt diese auch reflektiere, so Weidenbach. Bis

dahin dürfte die Volatilität an den Märkten anhalten, berichten

Händler. Denn angesichts im Sommerloch tendenziell dünner

Handelsumsätze können die Preise zunächst stärker schwanken.

Das macht aber nichts, heißt es bei J.P. Morgan Asset Management.

Denn für langfristig orientierte Investoren böten gerade volatile

Aktienmärkte Chancen. Eine Untersuchung des Vermögensverwalters

zeige, dass in 25 der vergangenen 33 Jahre Märkte nach starken

Schwankungen wieder ins Plus drehen und am Ende mit einer positiven

Bilanz schließen konnten - 'und das obwohl in diesem Zeitraum

durchschnittliche Kursverluste von 15,8% zu verzeichnen waren', sagt

Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte des Hauses.

Optimisten können die mittlerweile wieder freundlicheren

Konjunkturaussichten in Europa, den USA und auch in Japan als eine

Bestätigung für Gallers Annahme auffassen. Und nicht zu vergessen:

Die wirtschaftlichen Perspektiven in Amerika sind schließlich erst

der Grund für das geplante Auslaufen der Anleihekäufe durch die Fed.

Selbst die Peripheriestaaten der Eurozone können mit anziehenden

Konjunkturindikatoren aufwarten, auch wenn ihre Aktienmärkte dies zum

Wochenschluss nicht widerspiegelten. Die Einkaufsmanagerindizes

steigen, das Konsumentenvertrauen nimmt zu und die Länder

erwirtschaften gemeinsam einen kleinen Leistungsbilanzüberschuss.

(Börsen-Zeitung, 13.7.2013)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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