Börsen-Zeitung: Turbulenzen im Sommerloch, Börsenkommentar
'Marktplatz', von Grit Beecken.
Frankfurt (ots) - Am Ende hat Ben Bernanke die Investoren dann
doch wieder einfangen können. Nachdem der Chef der US-Notenbank
Federal Reserve (Fed) am Mittwoch erklärte, die Geldpolitik bleibe
auch dann noch expansiv, wenn die Anleihekäufe gedrosselt werden,
atmeten die Händler weltweit einmal tief durch und kauften dann
kräftig ein, nachdem viele von ihnen in den vergangenen Wochen eher
auf Cash als auf Aktien, Renten & Co. gesetzt hatten.
'Dass Bernanke betonte, die Geldpolitik werde auch bei einem
Zurückfahren der Anleihekäufe expansiv bleiben, war hilfreich', sagt
Britta Weidenbach, Europaaktienchefin der DWS. In den Vorwochen hatte
das Rätsel, wann und wie die Drosselung vonstattengehen könnte, die
Anleger kräftig auf Trab gehalten. Als sich dann noch die Anzeichen
für schwächeres Wachstum in Asien mehrten, legte die Volatilität
deutlich zu.
So stieg das sogenannte Angstbarometer für den Dax, der VDax, in
der Spitze auf über 22 Prozentpunkte. Der Index gibt die implizite
Volatilität des Dax über 45 Tage an. Ein hoher Wert weist auf
Turbulenzen hin, niedrige Werte sprechen für Zeiten ohne allzu starke
Kursschwankungen. Bis zum 22.Mai, dem Tag, an dem Bernanke erstmals
ernsthaft ein Ende der Anleihekäufe avisierte, notierte der VDax
zumeist bei Werten um die 15 Prozentpunkte herum.
Die Turbulenzen, die er damit an den Märkten auslöste, dürften ihn
selbst überrascht haben. Die Schwellenländer verloren in rasantem
Tempo Kapital, die wichtigen Aktienbarometer gaben nach, im Grunde
legte nur der Dollar kräftig zu. 'Man muss aber sehen, dass die Fed
vor einer schweren Aufgabe steht', sagt Holger Achnitz, Leiter des
Devisenhandels bei Citi Deutschland. Es sei fast unmöglich, beim Exit
eine Punktlandung hinzulegen: 'Es ist auch kein Drama, wenn die Fed
drei oder vier Anläufe braucht.' Angesichts der hohen Liquidität im
System seien Kursschwankungen unvermeidlich.
Die Geldschwemme habe schließlich eine lange Zeit den
Risikoappetit der Investoren befeuert, heißt es bei Standard Life
Investments. 'Auch wenn es zunächst schmerzhaft ist, kann die
Korrektur der Finanzmärkte die Rückkehr zur Normalität bedeuten',
sagt Keith Skeoch, Chef des Asset Manager.
Aktienexpertin Weidenbach sieht dafür eine gute Grundlage:
'Mittlerweile scheint der Markt die bevorstehenden Änderungen der
Fed-Politik und die neuen Aussichten für Asien verdaut zu haben.' Das
schaffe Raum, die durchaus positiven Konjunkturdaten aus den USA und
auch Europa wahrzunehmen, die in den vergangenen Wochen in den
Hintergrund getreten waren. 'Mittelfristig ist das Umfeld für
europäische Aktien attraktiv', konstatiert die Fondsmanagerin. Die
Gewinnwachstumsschätzungen der Unternehmen sind von 10% zu
Jahresbeginn auf nunmehr 3% gesunken. 'Die Erwartungshaltung ist
jetzt deutlich realistischer, sagt Weidmann.
Zum Wochenschluss schienen Anleger diesen Optimismus zu teilen.
Der Dax schloss mit 8213 Punkten 5,2% über dem Vorwochenschluss. Es
sei nun wichtig, dass sich die Anzeichen einer Konjunkturerholung
verstetigten und der Markt diese auch reflektiere, so Weidenbach. Bis
dahin dürfte die Volatilität an den Märkten anhalten, berichten
Händler. Denn angesichts im Sommerloch tendenziell dünner
Handelsumsätze können die Preise zunächst stärker schwanken.
Das macht aber nichts, heißt es bei J.P. Morgan Asset Management.
Denn für langfristig orientierte Investoren böten gerade volatile
Aktienmärkte Chancen. Eine Untersuchung des Vermögensverwalters
zeige, dass in 25 der vergangenen 33 Jahre Märkte nach starken
Schwankungen wieder ins Plus drehen und am Ende mit einer positiven
Bilanz schließen konnten - 'und das obwohl in diesem Zeitraum
durchschnittliche Kursverluste von 15,8% zu verzeichnen waren', sagt
Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte des Hauses.
Optimisten können die mittlerweile wieder freundlicheren
Konjunkturaussichten in Europa, den USA und auch in Japan als eine
Bestätigung für Gallers Annahme auffassen. Und nicht zu vergessen:
Die wirtschaftlichen Perspektiven in Amerika sind schließlich erst
der Grund für das geplante Auslaufen der Anleihekäufe durch die Fed.
Selbst die Peripheriestaaten der Eurozone können mit anziehenden
Konjunkturindikatoren aufwarten, auch wenn ihre Aktienmärkte dies zum
Wochenschluss nicht widerspiegelten. Die Einkaufsmanagerindizes
steigen, das Konsumentenvertrauen nimmt zu und die Länder
erwirtschaften gemeinsam einen kleinen Leistungsbilanzüberschuss.
(Börsen-Zeitung, 13.7.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Frankfurt (ots) - Am Ende hat Ben Bernanke die Investoren dann
doch wieder einfangen können. Nachdem der Chef der US-Notenbank
Federal Reserve (Fed) am Mittwoch erklärte, die Geldpolitik bleibe
auch dann noch expansiv, wenn die Anleihekäufe gedrosselt werden,
atmeten die Händler weltweit einmal tief durch und kauften dann
kräftig ein, nachdem viele von ihnen in den vergangenen Wochen eher
auf Cash als auf Aktien, Renten & Co. gesetzt hatten.
'Dass Bernanke betonte, die Geldpolitik werde auch bei einem
Zurückfahren der Anleihekäufe expansiv bleiben, war hilfreich', sagt
Britta Weidenbach, Europaaktienchefin der DWS. In den Vorwochen hatte
das Rätsel, wann und wie die Drosselung vonstattengehen könnte, die
Anleger kräftig auf Trab gehalten. Als sich dann noch die Anzeichen
für schwächeres Wachstum in Asien mehrten, legte die Volatilität
deutlich zu.
So stieg das sogenannte Angstbarometer für den Dax, der VDax, in
der Spitze auf über 22 Prozentpunkte. Der Index gibt die implizite
Volatilität des Dax über 45 Tage an. Ein hoher Wert weist auf
Turbulenzen hin, niedrige Werte sprechen für Zeiten ohne allzu starke
Kursschwankungen. Bis zum 22.Mai, dem Tag, an dem Bernanke erstmals
ernsthaft ein Ende der Anleihekäufe avisierte, notierte der VDax
zumeist bei Werten um die 15 Prozentpunkte herum.
Die Turbulenzen, die er damit an den Märkten auslöste, dürften ihn
selbst überrascht haben. Die Schwellenländer verloren in rasantem
Tempo Kapital, die wichtigen Aktienbarometer gaben nach, im Grunde
legte nur der Dollar kräftig zu. 'Man muss aber sehen, dass die Fed
vor einer schweren Aufgabe steht', sagt Holger Achnitz, Leiter des
Devisenhandels bei Citi Deutschland. Es sei fast unmöglich, beim Exit
eine Punktlandung hinzulegen: 'Es ist auch kein Drama, wenn die Fed
drei oder vier Anläufe braucht.' Angesichts der hohen Liquidität im
System seien Kursschwankungen unvermeidlich.
Die Geldschwemme habe schließlich eine lange Zeit den
Risikoappetit der Investoren befeuert, heißt es bei Standard Life
Investments. 'Auch wenn es zunächst schmerzhaft ist, kann die
Korrektur der Finanzmärkte die Rückkehr zur Normalität bedeuten',
sagt Keith Skeoch, Chef des Asset Manager.
Aktienexpertin Weidenbach sieht dafür eine gute Grundlage:
'Mittlerweile scheint der Markt die bevorstehenden Änderungen der
Fed-Politik und die neuen Aussichten für Asien verdaut zu haben.' Das
schaffe Raum, die durchaus positiven Konjunkturdaten aus den USA und
auch Europa wahrzunehmen, die in den vergangenen Wochen in den
Hintergrund getreten waren. 'Mittelfristig ist das Umfeld für
europäische Aktien attraktiv', konstatiert die Fondsmanagerin. Die
Gewinnwachstumsschätzungen der Unternehmen sind von 10% zu
Jahresbeginn auf nunmehr 3% gesunken. 'Die Erwartungshaltung ist
jetzt deutlich realistischer, sagt Weidmann.
Zum Wochenschluss schienen Anleger diesen Optimismus zu teilen.
Der Dax schloss mit 8213 Punkten 5,2% über dem Vorwochenschluss. Es
sei nun wichtig, dass sich die Anzeichen einer Konjunkturerholung
verstetigten und der Markt diese auch reflektiere, so Weidenbach. Bis
dahin dürfte die Volatilität an den Märkten anhalten, berichten
Händler. Denn angesichts im Sommerloch tendenziell dünner
Handelsumsätze können die Preise zunächst stärker schwanken.
Das macht aber nichts, heißt es bei J.P. Morgan Asset Management.
Denn für langfristig orientierte Investoren böten gerade volatile
Aktienmärkte Chancen. Eine Untersuchung des Vermögensverwalters
zeige, dass in 25 der vergangenen 33 Jahre Märkte nach starken
Schwankungen wieder ins Plus drehen und am Ende mit einer positiven
Bilanz schließen konnten - 'und das obwohl in diesem Zeitraum
durchschnittliche Kursverluste von 15,8% zu verzeichnen waren', sagt
Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte des Hauses.
Optimisten können die mittlerweile wieder freundlicheren
Konjunkturaussichten in Europa, den USA und auch in Japan als eine
Bestätigung für Gallers Annahme auffassen. Und nicht zu vergessen:
Die wirtschaftlichen Perspektiven in Amerika sind schließlich erst
der Grund für das geplante Auslaufen der Anleihekäufe durch die Fed.
Selbst die Peripheriestaaten der Eurozone können mit anziehenden
Konjunkturindikatoren aufwarten, auch wenn ihre Aktienmärkte dies zum
Wochenschluss nicht widerspiegelten. Die Einkaufsmanagerindizes
steigen, das Konsumentenvertrauen nimmt zu und die Länder
erwirtschaften gemeinsam einen kleinen Leistungsbilanzüberschuss.
(Börsen-Zeitung, 13.7.2013)
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