FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholung des Dax (DAX) hat am Freitag Fahrt aufgenommen. Bereits seit Handelsbeginn treibt die Hoffnung auf einen Durchbruch im Handelsstreit zwischen den USA und China den deutschen Aktienindex an. Zusätzliche Unterstützung erhielt das Börsenbarometer am Vormittag von Chinas Währungshüter.
Bis zum Mittag stieg der Dax um 1,48 Prozent auf 10 570,63 Punkte. Damit könnte die wegen der Neujahrsfeiern verkürzte Handelswoche mit einem leichten Plus zu Ende gehen.
Am Donnerstag hatte noch das enttäuschende Weihnachtsgeschäft des iPhone-Konzerns Apple (2:AAPL) die Angst der Anleger vor einem Abschwung der Weltwirtschaft weiter geschürt. Apple hatte dabei auch auf eine Schwäche in China verwiesen.
Im Handelskonflikt zwischen China und den USA kommt es nun aber zu den ersten direkten Verhandlungen seit der Ankündigung eines "Waffenstillstands" Anfang Dezember. Eine US-Delegation wird am Montag zu zweitägigen Gesprächen erwartet. Dabei geht es darum, wie der von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping Anfang Dezember angekündigte Kompromiss für den Handelsstreit konkret aussehen soll.
Die chinesische Notenbank hatte die Reserveanforderungen für Kreditinstitute gesenkt. Je niedriger die Quote ausfällt, desto mehr Spielraum steht den Banken bei der Kreditvergabe zur Verfügung. Das wird allgemein als positiv für die Wirtschaft erachtet, da etwa Unternehmen dann tendenziell mehr Kredite für Investitionen aufnehmen können.
Der MDax (MDAX) als Index mittelgroßer Unternehmen gewann am Freitag zuletzt 1,16 Prozent auf 21 645,95 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog ähnlich deutlich an.
Zudem richten sich die Augen der Anleger auf den US-Arbeitsmarktbericht für Dezember, der am frühen Nachmittag veröffentlicht wird. Ein starker Jobbericht könnte die Sorgen vor einem abrupten Abrutschen der US-Wirtschaft etwas mildern, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.
Den jüngsten Schaukelkurs erklärte Altmann derweil mit der Zwickmühle, in der die Anleger augenblicklich stecken: "Einerseits will niemand gleich zu Jahresbeginn Verluste erleiden. Andererseits will auch niemand eine mögliche Erholung verpassen."
Im Dax gewannen die Papiere des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer (4:BAYGN) 3,32 Prozent. Die Entscheidung eines US-Richters mit Blick auf anstehende Glyphosat-Verfahren milderte bei den Aktionären die Angst vor Milliardenrisiken durch Klagen wegen des umstrittenen Unkrautvernichters.
Im MDax setzte eine skeptische Branchenstudie der US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) die Aktien von Fernsehkonzernen teils deutlich unter Druck. So sackten die Papiere von ProSiebenSat.1 (0:PSMd) mit einem Minus von rund 7 Prozent auf das tiefste Niveau seit Anfang 2012 ab. Für die Papiere von RTL (14:AUDKt) ging es um knapp 2 Prozent nach unten. Das stetig wachsende Geschäft mit Film-Streaming-Abonnements in Europa verstärke den Investitionsdruck auf die hiesigen TV-Unternehmen, schrieb Analyst Omar Sheikh.
Die Aktien von Medigene (4:MDG1k) hingegen zogen als Favorit im Nebenwerteindex SDax (SDAX) um fast 9 Prozent an. Der Biotech-Konzern hatte einen Lizenzvertrag mit dem Helmholtz Zentrum München zur Erforschung von Krebstherapien abgeschlossen.