FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wieder zunehmenden Spannungen im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag in die Flucht getrieben. Nach Bekanntgabe des US-Arbeitsmarktberichts berappelten sich die wichtigsten Indizes aber etwas. Die US-Wirtschaft hat im März deutlich weniger neue Stellen geschaffen als erwartet. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,1 Prozent, während die Löhne und Gehälter wieder stärker stiegen.
"Das ist auf den ersten Blick ein schwacher Arbeitsmarktbericht. Aber genau deshalb trifft er den Geschmack vieler Anleger", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Die Kombination aus erwartungsgemäß steigenden Löhne und einem langsameren Stellenaufbau nehme Druck von der US-Notenbank. "Die Fed muss ihren Kurs nach diesem Arbeitsmarktbericht nicht weiter beschleunigen", so Altmann.
Nachdem der Dax (DAX) am Vortag mit einem Plus von fast 3 Prozent noch den größten Tagesgewinn seit rund einem Jahr erzielt hatte, notierte er zuletzt 0,37 Prozent tiefer bei 12 259,25 Punkten. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex ein Wochengewinn von rund einem Prozent an.
Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, sank am Freitag um 0,17 Prozent auf 25 635,87 Punkte. Der Technologieindex TecDax (TecDAX) büßte 0,38 Prozent auf 2503,34 Punkte ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um ein halbes Prozent nach unten.
Nachdem es im Handelskonflikt zwischen den USA und China am Vortag noch nach Entspannung ausgesehen hatte, herrschen nun wieder aggressive Töne vor: US-Präsident Donald Trump lässt eine Verdreifachung der bisher beschlossenen Strafzölle auf chinesische Warenimporte im Volumen von 50 Milliarden US-Dollar prüfen. China reagierte scharf auf die überraschenden Drohungen und kündigte "umfassende Gegenmaßnahmen" an.
Unter den Einzelwerten stachen die Lufthansa-Aktien (4:LHAG) heraus. Sie profitierten von einer Kaufempfehlung der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) und stiegen an der Dax-Spitze um 1,3 Prozent. Die Kursverluste der Lufthansa-Papiere seit Jahresbeginn sei übertrieben, schrieb UBS-Analyst Jarrod Castle. In diesem Jahr dürfte die Fluggesellschaft höhere Gewinne erzielen und die Dividende erhöhen, glaubt der Experte.
Die Anteilsscheine von Wacker Chemie (4:WCHG) stiegen zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte Februar und notierten zuletzt 0,7 Prozent höher bei 140,55 Euro. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hatte die Titel des auf die Solarindustrie spezialisierten Chemieunternehmens von "Reduce" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 124 auf 165 Euro angehoben. Die jüngste Erholung der Polysiliziumpreise dürfte sich fortsetzen, schrieb Analyst Martin Jungfleisch und erhöhte seine Ergebnisprognosen für die Jahre 2018 und 2019.