FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer schwachen Eröffnung hat sich der Dax (DAX) am frühen Morgen auf ein kleines Plus vorarbeiten können. Neue verunsichernde Wirtschaftsnachrichten aus China hielten das wichtigsten Börsenbarometer am Morgen jedoch in Schach. Zuletzt stand der Dax um 0,14 Prozent höher bei 11 608,71 Punkten. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen trat mit plus 0,07 Prozent nahezu auf der Stelle bei 24 745,33 Zählern. Etwas deutlicher ging es in Europa nach oben, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 0,25 Prozent vor.
Nachdem der Dax bereits am Vortag erste Ermüdungserscheinungen gezeigt hatte, befürchten Beobachter, dass die Frühjahrsrally am deutschen Aktienmarkt bald vorbei sein könnte. Selbst Berichte über "substanzielle Fortschritte" im US-chinesischen Handelsstreit hatten am Rosenmontag den Dax nicht mehr treiben können.
Am Dienstag verunsichern erneut Nachrichten aus China: Angesichts des Handelskrieges mit den USA und der hohen Verschuldung gab Regierungschef Li Keqiang zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses das niedrigste Wachstumsziel seit fast drei Jahrzehnten vor. Demnach soll die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr mit 6,0 bis 6,5 Prozent spürbar langsamer wachsen als bisher. Der stotternde chinesische Wirtschaftsmotor ist immer wieder Anlass für Sorge bei den Investoren.
"Vorerst keine weiteren Fakten zu den Handelsgesprächen zwischen den USA und China, dafür aber Nachrichten aus dem Reich der Mitte, die den Konjunktursorgen wieder neue Nahrung geben" - die Anleger blieben vor diesem Hintergrund lieber an der Seitenlinie, schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader. Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners erklärte, aus technischer Sicht seien die Märkte in Europa "überkauft". Zudem zeige das niedrige Wachstumsziel der chinesischen Regierung eindrucksvoll, "wie kritisch es aktuell um die Weltwirtschaft bestellt ist".
Die Sorge um Chinas Wirtschaft belastete unterdessen an der Börse vor allem die Autobauer und -zulieferer, für die der dortige Markt immens wichtig ist. Die Verluste blieben aber moderat, Daimler (4:DAIGn) verloren mit knapp einem halben Prozent am deutlichsten. An der Dax-Spitze erholten sich dagegen die Papiere des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC (4:FMEG)) von ihren Verlusten vom Vortag. Die Papiere zogen um mehr als ein Prozent an.
Größere Kursbewegungen gab es vor allem in den hinteren Börsenreihen. Papiere des Spezialchemiekonzerns Evonik (4:EVKn) zogen mit fast sechs Prozent an der MDax-Spitze auf den höchsten Kurs seit Mitte November. Der Konzern erfreute mit einem unverhofft hohen Verkaufspreis für das an den Finanzinvestor Advent gehende Methacrylat-Geschäft. Zusammen mit starken Kennziffern für 2018 überstrahlte dies den vorsichtigen Ausblick auf das neue Geschäftsjahr.
Eine unerwartet hohe Dividende versöhnte unterdessen die Anleger von Siltronic (4:WAFGn) mit dem bestätigten pessimistischen Ausblick. Der Hersteller von Wafern für die Halbleiterindustrie will die Dividende für 2018 auf 5 Euro verdoppeln, Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Die Aktien kletterten um knapp drei Prozent.
Papiere von Salzgitter (DE:SZGG) verteuerten sich um mehr als zwei Prozent. Hier sorgte eine Kaufempfehlung durch das Bankhaus Lampe für den Stahlkonzern für Rückenwind.