FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger sollten sich auch in der neuen Woche auf stark schwankende Kurse am deutschen Aktienmarkt einstellen. Der Dax (ETR:DAX) bewegt sich voraussichtlich weiter im Spannungsfeld zwischen guten Konjunkturdaten und der Sorge um eine Eskalation der Ukraine-Krise. Zudem kommt hierzulande die Berichtssaison in Fahrt und auch dies könnte die Kurse kräftig durchschütteln.
Unter dem Strich dürfte der deutsche Leitindex keine klare Richtung finden und sich weiterhin eher seitwärts bewegen, sagten Marktbeobachter. Angesichts solider Unternehmenszahlen aus den USA halte sich der Dax bislang zwar recht wacker, meinte etwa Robert Halver von der Baader Bank. Allerdings könnte der Konflikt um die Ukraine noch längere Zeit auf die Stimmung drücken. "Politische Börsen haben aktuell keine so kurzen Beine mehr wie in der Vergangenheit."
BÖRSENWEISHEIT 'SELL IN MAY' IM HINTERKOPF
Gleichwohl sei es immer noch möglich, dass der Dax wieder sein Rekordhoch von 9794 Punkten aus dem Januar anpeile, meinte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Jedoch sollte die Bestmarke möglichst bald angesteuert werden. Denn das alte Motto "Sell in May and go away" - zu deutsch etwa: Verkaufe im Mai Aktien und gehe weg von der Börse - sei noch bei manchem Anleger im Hinterkopf. Mit jedem gescheiterten Rekordversuch verlören zudem ein paar Käufer mehr das Vertrauen in die große Rally.
Derweil könnten in der neuen Woche wichtige Konjunkturnachrichten den Konflikt zwischen Kiew und Moskau in den Hintergrund drängen. Anleger erhoffen sich neue Hinweise darauf, in welchem Ausmaß die Notenbanken die Märkte zukünftig stützten.
FED-SITZUNG IM FOKUS
Aus Sicht der Commerzbank zählt zum Beispiel die Sitzung der US-Notenbank (Fed) am Dienstag und Mittwoch zu den wichtigsten Ereignissen in der neuen Woche. Die Fed werde dabei wohl ihr Anleihenkaufprogramm zur Ankurbelung der Konjunktur um weitere 10 Milliarden auf dann 45 Milliarden Dollar pro Monat kürzen, schrieb Analyst Bernd Weidensteiner. Die Anleger würden sich daher immer mehr mit den Aussichten für die Zeit nach dem Ende der ultralockeren Geldpolitik befassen. Dabei komme dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag besondere Bedeutung zu. Denn er entscheide mit darüber, wann die Zinsen wieder angehoben würden.
Die Anleger in Deutschland können allerdings erst am Freitag auf die Sitzung der US-Notenbank reagieren, da die Börse am Donnerstag wegen des Feiertages 1. Mai geschlossen bleibt. Zum Wochenschluss können die Investoren dann auch den wichtigen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA verarbeiten, der am Tag der Arbeit veröffentlicht wird.
INFLATIONSDATEN AUS DER EUROZONE AM MITTWOCH
Bereits am Mittwoch stehen Inflationsdaten aus der Eurozone auf der Agenda. Wegen der Diskussion um eine drohende Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Nachfrage komme diesen Daten eine große Bedeutung für die Anleger zu, schrieb Analyst Ulf Krauss von der Landesbank Helaba. EZB-Chef Mario Draghi habe zuletzt wachsende Deflationsgefahren sogar direkt mit einem Ankaufprogramm von Staatsanleihen verknüpft. Die Botschaft auch anderer Mitglieder des EZB-Rats sei eindeutig: Falle die Teuerung erneut niedriger als erwartet aus, müsse die Europäische Zentralbank handeln und die Wirtschaft stützen. Wie es insbesondere um die Stimmung der deutschen Verbraucher bestellt ist, dürfte das GfK-Konsumklimaindex für Mai am Dienstag zeigen.
Bereits zu Wochenbeginn indes läuft die Berichtssaison in Deutschland langsam zu Hochtouren auf. Dann legen der Pharma- und Chemiekonzern Bayer (ETR:BAYN) und die Deutsche Börse (ETR:DB1) ihre Quartalszahlen vor.
AM DIENSTAG DREI DAX-UNTERNEHMEN MIT ZAHLEN
Am Dienstag folgen mit dem Halbleiterhersteller Infineon (ETR:IFX), dem Autobauer Volkswagen (VW) (ETR:VOW3) und der Deutschen Bank (ETR:DBK) drei weitere Dax-Konzerne. Die ersehnte Trendwende bei dem Finanzinstitut ist nach Analysteneinschätzung auch zu Beginn dieses Jahres ausgeblieben, wohingegen die Wolfsburger mit einem soliden ersten Quartal gestartet sein dürften. Infineon könnte sogar seine Umsatz- und Renditeprognose für 2014 anheben. Hinzu kommen aus dem Index der mittelgroßen Werte MDax (ETR:MDAX) der Triebwerksbauer MTU ETR:MTX und der Kohlenstoffspezialist SGL Group (ETR:SGL). Aus dem Technologiewerte-Index TecDax (ETR:TDXP) berichten das Biotechnologie-Unternehmen Morphosys (ETR:MOR) und der Spezialanlagenbauer Aixtron (ETR:AIXA).
Etwas ruhiger wird der Mittwoch, an dem der VW-Wettbewerber Daimler (ETR:DAI) seinen Quartalsbericht bekannt gibt. Aus dem MDax sind dann unter anderem der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones (ETR:KRN) und der Lichtspezialist Osram (ETR:OSR) mit von der Partie. Am Freitag beenden der Chemiekonzern BASF (ETR:BAS) und die Software AG (ETR:SOW) den Zahlenreigen der neuen Woche.e
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---