(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Dividende, Kosten für neue Fracht-IT, Weihnachtsgeschäft, Aktienkurs)
BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Post (ETR:DPW) versucht es nach dem teuren Computer-Ärger in der Frachtsparte mit dem Blick nach vorn. Im Vergleich zum Streik- und Problemjahr 2015 soll sich der operative Gewinn des Konzerns bis 2020 mehr als verdoppeln. "Wir sind heute sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird", sagte Post-Chef Frank Appel mit Blick auf seine Mittelfristziele am Mittwoch in Bonn. Seine Gewinnprognose für 2015 hat der Manager bereits kassiert, im Sommer schrammte die Post knapp an einem Verlust vorbei. "Wir haben uns zu viel vorgenommen in zu kurzer Zeit", räumte er im Nachrichtensender N-TV ein.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Nach einem Kursrutsch um gut vier Prozent am Morgen lag sie am frühen Nachmittag noch mit 1,53 Prozent im Minus und war damit zweitschwächster Wert im Dax (DAX). Im dritten Quartal hatte der Konzern noch schlechter abgeschnitten als von Analysten nach der jüngsten Gewinnwarnung erwartet.
DIVIDENDE NICHT IN GEFAHR
Zwar zog der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 14,4 Milliarden Euro an. Doch die gescheiterte Systemumstellung in der Frachtsparte und weitere Baustellen im Konzern belasteten den Gewinn schmerzhaft. Für das operative Ergebnis (Ebit) ging es um 71 Prozent auf 197 Millionen Euro nach unten. Unter dem Strich knickte der Überschuss sogar um knapp 90 Prozent auf 49 Millionen Euro ein.
Dabei hat die Post von den für 2015 insgesamt angekündigten Sonderbelastungen von rund 545 Millionen Euro erst 426 Millionen verbucht. Der Rest soll im vierten Quartal folgen. An der Dividende will Finanzvorstand Larry Rosen aber keine Abstriche machen. Die Ausschüttung orientiere sich generell am Nettogewinn vor Sondereffekten, sagte er.
KLEINE SCHRITTE STATT GROSSER WURF
Die gescheiterte Systemumstellung in der DHL-Frachtsparte erklärte Appel mit zu großen Ambitionen. Er selbst hatte nach dem Ausscheiden von Fracht-Vorstand Roger Crook die Verantwortung für die Sparte übernommen. "Herr Crook hat die Konsequenzen gezogen", sagte Appel mit Blick auf den überraschenden Abgang des Managers im April. Statt des großen Wurfs mit einem Komplettsystem soll die Sparte nun bestehende Systeme schrittweise integrieren. Die bisherigen Partner SAP und IBM sollen zwar noch eine Chance erhalten, doch die Systeme in den bereits umgestellten Landesgesellschaften werden wieder zurückgedreht.
Das neue Konzept soll die Post deutlich weniger Geld kosten. Laut Finanzvorstand Larry Rosen hat der Konzern für die nun abgesagte Umstellung seit 2012 jährlich laufende Kosten von 100 Millionen Euro geschultert und jeweils 80 Millionen Euro als Investitionen in die Bilanz aufgenommen. Bei der neuen Strategie sollen es pro Jahr nur noch 60 Millionen laufende Kosten und 10 Millionen als Vermögenswerte in der Bilanz sein.
Für das laufende Jahr rechnet die Post-Spitze seit der Gewinnwarnung Ende Oktober nur noch mit einem operativen Gewinn von mindestens 2,4 Milliarden Euro, über eine halbe Milliarde weniger als zuvor gedacht. 2016 soll das Ebit aber wie geplant auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen, bis 2020 sollen es rund 5 Milliarden sein. In Deutschland verspricht er sich durch die Erhöhung des Briefportos von 62 auf 70 Cent ab 2016 mehr Gewinn. Dank der Paketflut durch den Internethandel erwartet er schon in diesem Jahr ein "gutes bis sehr gutes Weihnachtsgeschäft".
DHL EXPRESS LEGT ZU
Dass es im dritten Quartal nicht nur abwärts ging, verdankte die Post ihrem Gewinnbringer DHL Express. Das lukrative Geschäft mit zeitkritischen Sendungen ließ den operativen Gewinn der Sparte um fast ein Fünftel auf 364 Millionen Euro steigen. Das DHL-Frachtgeschäft sackte wegen der hohen Abschreibungen auf die Computersysteme jedoch mit 337 Millionen Euro in die roten Zahlen. Auch die Lieferkettenlogistik warf weniger ab.
Die Kernsparte PeP, in der neben dem heimischen Briefgeschäft auch der Paketversand in Deutschland und Nachbarländern sowie das Internetgeschäft mit dem E-Postbrief sowie der Postbus gebündelt sind, verdiente mit 142 Millionen Euro nur noch halb so viel wie ein Jahr zuvor. Als Grund nannte die Post Nachwirkungen des Streiks vom Juni, die Einmalzahlungen im Zusammenhang mit dem neuen Tarifvertrag und hohe Rückstellungen für die Pensionen ehemaliger Postbeamter.