FRANKFURT (dpa-AFX) - Experten der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) halten die Einführung des sogenannten Helikoptergeldes durch führende Notenbanken für wahrscheinlicher als oft angenommen. Das Instrument könne viel wirksamer sein als Wertpapierankäufe oder staatliche Konjunkturprogramme, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Zudem seien die rechtlichen Hürden geringer als oft vermutet und ein Blick auf die Geschichte zeige, dass das Helikoptergeld gar nicht so unkonventionell sei, wie oft behauptet.
Die Ökonomen der Deutschen Bank unterscheiden zwischen mehreren Varianten des Helikoptergeldes, von denen die unkonventionellste das Verschenken von Geld durch die Notenbank an die Bürger oder den Staat darstellt. Diese Variante ist meistens gemeint, wenn in der Öffentlichkeit über Helikoptergeld debattiert wird. In der Historie hat es den Ökonomen zufolge etwas Vergleichbares bereits gegeben. Sie verweisen unter anderem auf die Finanzierung der Militärkosten in den Industrieländern während der Weltkriege. Zudem seien die rechtlichen Hindernisse bei einer möglichen Einführung des Helikoptergeldes geringer als oft vermutet, so die Experten. Das Verschenken von Bargeld durch die Notenbanken stehe nicht im Widerspruch zur Gesetzgebung in den USA, der Eurozone, Großbritannien und Japan. Zudem sei es Notenbanken unbegrenzt lange möglich, ein negatives Eigenkapital aufzuweisen, ohne dass die Staaten dies durch eine Geldspritze ausgleichen müssten. Der Staat müsste die Programme demnach nicht durch die Hintertür finanzieren. Das Helikoptergeld wird seit einigen Wochen unter Ökonomen intensiv diskutiert, stößt aber in Deutschland bei den meisten Wissenschaftlern auf Ablehnung. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Idee in der Vergangenheit als "interessantes Konzept" bezeichnet. Zugleich verortete er sie allerdings eher im akademischen Bereich. Inzwischen haben führende EZB-Notenbanker klargestellt, dass das Konzept derzeit innerhalb der EZB nicht ernsthaft diskutiert werde.