Ja, auch mein Portfolio ist im Minus und als früher Investor habe ich mir die Frage gestellt: Heißt das etwa, dass meine ganze bisherige Arbeit umsonst gewesen ist? Theoretisch können wir sagen: Ja und nicht nur das.
Schließlich könnte man alle Aktien oder auch ETFs im eigenen Depot heute in Summe günstiger kaufen. Wenn wir nur den Erfolg und die Rendite betrachten, so ist das eine legitime Sichtweise. Trotzdem: Es passiert vielen Investoren in den ersten Jahren oder nach Jahren stärkerer Investitionen, dass das eigenen Portfolio zwischenzeitlich im Minus ist.
Richten wir unseren Blick daher auf weitere, entscheidende Faktoren. Dass die Arbeit umsonst gewesen ist, ist trotzdem eine unhaltbare These.
Mein Portfolio ist im Minus: Aber dein Research ist gut! Dass das eigene Portfolio im Minus ist, mag eine Momentaufnahme sein. Jetzt haben wir zum Beispiel einen Tech-Crash und einen Bärenmarkt. In fünf Jahren blicken wir vielleicht auf die letzte Rallye zurück. Oder auf ein solideres Marktumfeld im Allgemeinen. Kurzfristig orientiert die Performance zu messen ist wenig zielführend.
Zumal der Aufwand, den man getätigt hat, gewiss nicht umsonst war. Schließlich hat man als Investor bereits eine Menge Hausaufgaben gemacht, gute Unternehmen identifiziert und sie zu einem hoffentlich nicht zu teuren Preis erworben. Das heißt, die zukünftige Belohnung einer Rendite für die eigenen Investitionen steht noch im Raum.
Zumindest ist der Aufwand daher nicht umsonst gewesen. Wer hier und heute erst anfängt mit dem Investieren, der muss diesen Prozess erst noch gehen. Oder weiß womöglich gar nicht, was jetzt kaufenswert erscheint. Nur weil das eigene Portfolio im Minus ist, bedeutet das nicht, dass man automatisch im Nachteil ist. Beziehungsweise, dass die Entscheidungen von einem selbst umsonst waren. Dem ist definitiv nicht so.
Man besitzt bereits ein gewisses Volumen Wenn das eigene Portfolio im Minus ist, denkt man außerdem häufig: Hätte ich nichts gemacht, so würde ich jetzt besser dastehen. Besonders bitter ist es außerdem, wenn ein Depot vier- oder fünfstellig eingebüßt hat. Dann fühlt sich der Verlust noch schlimmer an, wenn er dem Gegenwert eines Kleinwagens oder einer langen Rundreise mit der ganzen Familie entspricht. Aber auch hier der Hinweis: Man hat bereits etwas geschafft!
Im Endeffekt zählt die relative Performance, nicht der absolute Wert. Natürlich können wir argumentieren, dass ein anderer Sparer ohne Investition erfolgreicher gewesen wäre. Er hätte schließlich nicht das Minus im eigenen Portfolio.
Aber sobald der Aktienmarkt wieder steigen sollte, steigt auch der Wert der eigenen Beteiligungen vermutlich. Als Investor besitzt man schließlich bereits ein investiertes Volumen, das im Markt performt. Das ist ebenfalls ein Fortschritt, den man würdigen kann. Auch wenn man für einen kurzen Zeitraum weniger erfolgreich ist.
Der Artikel Mein Portfolio ist im Minus: Heißt das, meine Arbeit war bis jetzt umsonst? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022