Frankfurt, 24. Mrz (Reuters) - Den deutschen Lebensversicherern bläst nach Ansicht der Ratingagentur Moody's auch in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren der Wind ins Gesicht. Die niedrigen Zinsen drückten auf die Gewinne und belasteten die Reserven der knapp 90 Unternehmen in der Branche, heißt es in einer Studie. Das bereite den Boden für einen langfristigen Wandel - doch wohin sich die Lebensversicherer entwickelten, sei völlig offen.
Im schlimmsten Fall werde es ihnen nicht gelingen, vielen Kunden ihre neuen Policen mit weniger Garantien schmackhaft zu machen, schreiben Moody's-Analyst Benjamin Serra und seine Kollegen. "Überdies könnten mögliche Zusammenbrüche der schwächsten Lebensversicherer das Ansehen der Branche schwächen und das Neugeschäft aller Versicherer beeinflussen." Doch an ein solches Negativ-Szenario glaube Moody's nicht. Im besten Fall werde das Neugeschäft gut bleiben, die Lebensversicherer könnten ihr Risikoprofil verbessern, und die meisten von ihnen könnten die neuen Eigenmittelanforderungen der EU ("Solvency II") nach der Übergangsfrist von 16 Jahren erfüllen. "Unsere Grundannahme ist derzeit näher am 'Best-Case-Szenario', aber die Risiken sind groß", heißt es in der Studie.
Ende 2014 konnten nach Angaben der Finanzaufsicht BaFin fast die Hälfte der deutschen Lebensversicherer die Solvency-II-Anforderungen nur dank der langen Übergangsfristen erfüllen. Insgesamt fehlten ihnen zwölf Milliarden Euro an Eigenmitteln. Die Änderungen bei den Garantien, die große Lebensversicherer wie die Allianz ALVG.DE , Ergo MUVGn.DE und Axa AXAF.PA umsetzten, schlügen sich nur langsam auf den Policen-Bestand nieder: Selbst nach 16 Jahren machten sie nur 20 bis 30 Prozent der Bilanzsumme aus. "Wir erwarten, dass der Weg hart wird."
Dass es als Folge der Umwälzungen zu einer Konsolidierung des Marktes kommt, bezweifeln die Rating-Experten. Das sei angesichts der Komplexität der Produkte und der zugehörigen IT-Systeme schwierig, und das vergrößerte Solvenz-Risiko komme noch dazu.