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ROUNDUP 2: Hannover Rück kappt nach Katastrophenjahr Dividende - Weniger Gewinn

Veröffentlicht am 14.03.2012, 14:40
(Aussagen aus Pressekonferenz zu Gewinnaussichten und möglichem Umzug, Aktienkurs)

HANNOVER (dpa-AFX) - Bei Erdbeben, Sturm und Flut kam die Hannover Rück im vergangenen Jahr vergleichsweise glimpflich davon. Während Branchenprimus Munich Re einen Gewinneinbruch von zwei Dritteln verbuchte, federte die Hannover Rück mit dem geschickten Verkauf von Staatsanleihen und einer Steuergutschrift die Katastrophenlasten ab. Dennoch ging der Gewinn des weltweit drittgrößten Rückversicherers um fast ein Fünftel zurück. Die Aktionäre sollen sich mit einer geringeren Dividende abfinden. Für 2012 kann sich Vorstandschef Ulrich Wallin mit dem Gedanken an eine Gewinnsteigerung anfreunden. Darauf festlegen ließ er sich bei der Bilanzvorlage am Mittwoch allerdings nicht.

Grund für die Zurückhaltung ist der mögliche Börsengang des Hauptaktionärs Talanx (HDI, HDI-Gerling). Der Versicherer, der gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien hält, habe ihn gebeten, sich mit Zukunftsaussagen zurückzuhalten, sagte Wallin. Dass Analysten der Hannover Rück 2012 erneut mehr als 600 Millionen Euro Gewinn zutrauen, hielt der Manager nicht für Unsinn. 'Die Analysten scheinen ihr Handwerk zu verstehen', sagte er auf Nachfrage.

TEURE KATASTROPHEN

Die Hannover-Rück-Aktie reagierte mit Kursgewinnen auf die Nachrichten. Bis zum Nachmittag legte das Papier um 2,41 Prozent auf 43,15 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDax . Analyst Fabrizio Croce von Kepler nannte die Zahlen exzellent.

Unter dem Strich verdiente die Hannover Rück im vergangenen Jahr 606 Millionen Euro - 19 Prozent weniger als im Vorjahr, aber etwas mehr als von Analysten erwartet. Teuer kamen das Unternehmen vor allem die Erdbeben in Japan und Neuseeland und die Überschwemmungen in Thailand und Australien zu stehen. Insgesamt kosteten Großschäden den Rückversicherer fast eine Milliarde Euro - die zweithöchste Belastung aller Zeiten.

Die Aktionäre sollen nun eine Dividende von 2,10 Euro erhalten - 20 Cent weniger als ein Jahr zuvor. Viele Analysten hatten erwartet, dass der Konzern die Dividende stabil hält, wie es auch Munich Re und Allianz trotz hoher Gewinneinbußen getan hatten. Allerdings schüttet die Hannover Rück mit 42 Prozent des Gewinns mehr Geld an die Anteilseigner aus als üblich. Für 2012 soll die Ausschüttungsquote wieder zwischen 35 und 40 Prozent liegen.

REKORDGEWINN AN FINANZMÄRKTEN

Deutlich besser als im Katastrophengeschäft lief es an den Finanzmärkten. Das Kapitalanlageergebnis kletterte um ein Zehntel auf den Rekordwert von 1,4 Milliarden Euro. Die Rendite lag mit 3,9 Prozent um einen halben Prozentpunkt über derjenigen der Munich Re. Für das laufende Jahr rechnet Wallin allerdings wie die Münchner mit einer Kapitalanlage-Rendite von 3,5 Prozent.

Während andere Versicherer infolge der Griechenland-Krise hohe Abschreibungen verkraften mussten, hatte die Hannover Rück überhaupt kein Geld in griechischen Staatsanleihen angelegt. Statt dessen nutzte das Unternehmen das niedrige Zinsniveau, um vergleichsweise hochverzinste Staatspapiere aus bonitätsstarken Ländern wie den USA und Deutschland zu hohen Kursen zu verkaufen. Das Geld steckte Finanzchef Roland Vogel stattdessen in Unternehmensanleihen, Immobilien und Pfandbriefe. Von börsennotierten Aktien will der Vorstand vorerst weiter die Finger lassen.

Für 2012 peilt die Hannover Rück erneut höhere Beitragseinnahmen an. Das Brutto-Prämienvolumen soll von zuletzt 12,1 Milliarden Euro um fünf bis sieben Prozent zulegen. Teuer kommt das Unternehmen 2012 bislang der Untergang des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia zu stehen: Insgesamt dürfte die Katastrophe die Hannoveraner laut Wallin rund 50 Millionen Euro kosten.

NEUE RECHTSFORM UND TALANX-BÖRSENGANG

Unterdessen will sich die Hannover Rück in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) umwandeln und sich damit für einen denkbaren Umzug ins Ausland rüsten. Konkrete Pläne dazu gebe es nicht, betonte Wallin. Allerdings baut das Unternehmen für den Fall vor, dass es Probleme mit den neuen Kapitalvorschriften unter 'Solvency II' bekommt. Sollten die deutschen Aufseher das eigene Berechnungsmodell der Hannover-Rück-Gruppe nicht für die Berechnung der Kapitalstärke unter 'Solvency II' anerkennen, könnte das Unternehmen als SE seinen Sitz in ein anderes EU-Land verlegen, das das Modell anerkenne. Es sei 'immer besser, eine Option zu haben, als keine'.

Unterdessen scheint der seit rund 15 Jahren diskutierte Börsengang der Hannover-Rück-Mutter Talanx konkrete Formen anzunehmen. Als Zeitpunkt peile der Versicherer nun den Herbst an, berichtete die 'Financial Times Deutschland' am Mittwoch. Ein Sprecher bestätigte die generellen Pläne für den Börsengang. Zu Details wollte er sich nicht äußern./stw/ep/tw

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