Paris (Reuters) - Die historisch niedrigen Zinsen setzen dem Allianz-Rivalen Axa (PA:AXAF) zu.
Der französische Konzern senkte am Dienstag seine mittelfristigen Ziele, weil er mit den Kapitalanlagen am Finanzmarkt nicht mehr so viel Geld verdienen kann wie früher. Europas zweitgrößter Versicherer rechnet nun für den Zeitraum 2016 bis 2020 nur noch mit einem Gewinn-Zuwachs je Aktie von jährlich drei bis sieben Prozent. Für die vergangenen fünf Jahre waren noch fünf bis zehn Prozent angepeilt worden. "Der neue Plan berücksichtigt die Realitäten, mit denen wir es heute zu tun haben", sagte Axa-Finanzchef Gerald Harlin. Neben den Mini-Zinsen müssen die Assekuranzen schärfere Vorgaben der Aufsichtsbehörden erfüllen.
In den Plänen bis 2020 sind Kosteneinsparungen von 2,1 Milliarden Euro vorgesehen. Wachsen will Axa unter anderem im Schaden/Unfall-Bereich, bei Vorsorgeprodukten und in Asien. Damit solle der Gewinn trotz schwieriger Rahmenbedingungen gesteigert werden. Pro Jahr seien rund eine Milliarde Euro für Zukäufe eingeplant.
Die niedrigen Zinsen seien kein kurzfristiges Phänomen wie noch vor einigen Jahren gedacht, sagte der neue Firmenchef Thomas Buberl. "Wir wissen jetzt, dass es die neue Norm ist." Versicherer legen ihre milliardenschweren Beitragseinnahmen am Kapitalmarkt an, meist in vergleichsweise sicheren Anleihen, für die es aber mittlerweile oft kaum noch eine attraktive Rendite gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen auf kurze und mittlere Sicht niedrig blieben, sei angesichts der Geldpolitik und der sinkenden Rohölpreise gestiegen, warnte auch die für Versicherer zuständige EU-Aufsichtsbehörde EIOPA. Wenn dann zugleich die Aktien- und Devisenkurse sowie die Immobilienpreise einbrächen, würde die Branche doppelt getroffen.
Kurzfristig droht Axa und Allianz (DE:ALVG) zudem Ungemach durch die jüngsten Unwetter in Deutschland und Frankreich. Diese dürften sich auch negativ auf die Beurteilung der Bonität auswirken, hatte die Rating-Agentur Moody's am Montag mitgeteilt. Die Unwetter im Süden und Westen Deutschlands kosten die Versicherungsbranche nach ersten Schätzungen 1,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 hatte sie zwei Milliarden Euro für Schäden durch Naturgewalten gezahlt. In Frankreich stellt sich die Branche darauf ein, dass sie 900 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro für die jüngsten Schäden des Starkregens in Teilen des Landes berappen muss.