Jerusalem (Reuters) - Israel erwartet offensichtlich einen Sieg von Präsident Baschar al-Assad in Syrien und fordert daher eine aktivere Rolle der USA in dem Bürgerkriegsland und dem gesamten Nahen Osten.
Plötzlich suchten alle, auch westliche Staaten, die Nähe Assads, sagte Verteidigungsminister Avigdor Lieberman am Dienstag. "Das gab es noch nie. Weil Assad gewinnt, stehen alle bei ihm an." Mit seinen Äußerungen vollzieht Lieberman eine Kehrtwende in der israelischen Einschätzung der Entwicklung im Nachbarland. Seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 bis Mitte 2015 hatte die Regierung in Jerusalem immer wieder vorhergesagt, Assad werde die Kontrolle über sein Land verlieren und letztlich gestürzt. Ende 2015 griff Russland an der Seite Assads ein und half ihm, die Aufständischen immer weiter zurückzudrängen. Inzwischen haben Assads Streitkräfte das Land wieder weitgehend unter Kontrolle.
Zum Ärger Israels haben sich die USA bei ihrem Syrien-Einsatz auf die Bekämpfung von Islamistenmilizen wie den IS konzentriert, während Israel vergeblich versuchte, die USA und Russland davon zu überzeugen, dass die Ausweitung des iranischen Einflusses die größere Gefahr sei. Der Iran unterstützt Assad sowie die an dessen Seite kämpfende libanesische Hisbollah. "Wir hoffen, dass die USA aktiver in Syrien und im gesamten Nahen Osten werden", sagte Lieberman. "Wir sind mit Russen, Iranern und auch den Türken und der Hisbollah konfrontiert. Das ist keine leichte Sache." Was genau er sich von der neuen US-Regierung erwartet, sagte Lieberman nicht. Israel wirbt um Zusicherungen, dass iranische und Hisbollah-Einheiten nicht in der Nähe seiner Grenze eingesetzt werden oder Stützpunkte im Nachbarland aufbauen dürfen.