BERLIN (dpa-AFX) - Deutschland macht nach Einschätzung von Migrationsexperten Fortschritte in der Einwanderungspolitik. Die Möglichkeiten der Zuwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten seien in den vergangenen Jahren deutlich verbessert worden, heißt es im Jahresgutachten des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). "Deutschland hat sich auf den Weg gemacht zu einem modernen Einwanderungsland", sagte die Vorsitzende Christine Langenfeld am Dienstag in Berlin.
Die noch vor einigen Jahren beschränkenden Bestimmungen hätten sich vor allem mit der Einführung der Blue Card geöffnet, sagte Langenfeld. Die Blue Card ist eine Aufenthaltsgenehmigung, die es akademischen Fachkräften aus Ländern außerhalb der EU erlaubt, unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland zu leben und zu arbeiten. So müssen sie ein Gehalt von mindestens 46 400 Euro nachweisen; bei Berufen mit besonders vielen unbesetzten Stellen reichen 36 200 Euro.
Diese Schwellen sind nach Ansicht des SVR moderat. Auch könnten die Familien der Einwanderer problemlos mit einreisen. "Für Akademiker aus Drittstaaten ist der Zugang nach Deutschland damit fast vollständig liberalisiert", heißt es in der Bilanz.
Die Haltung der Deutschen gegenüber ausländischen Arbeitskräften sei zudem überwiegend wohlwollend: Laut einer Umfrage unter Bürgern ohne Migrationshintergrund bewerten mehr als 60 Prozent die Einwanderung hoch qualifizierter Arbeitskräfte als eher positiv oder positiv - nur 8,7 Prozent lehnen diese strikt ab.
Die rechtlichen Grundlagen seien zwar gelegt, bei der Zahl der Einwanderer aus Drittstaaten gebe es jedoch Nachholbedarf, meint der Sachverständigenrat. So seien seit der Einführung der Blue Card Mitte 2012 bis Ende 2013 nur knapp 14 000 solcher Genehmigungen erteilt worden. Dies sei klar zu wenig, kritisierte Langenfeld. Es fehle Deutschland an einem "Einwanderungsmarketing".
Große Probleme sieht der Rat bei der Integration von Kindern und Jugendlichen im Bildungswesen. Viele Schüler aus Einwandererfamilien hinkten im Unterricht hinterher. Sprachförderung, Unterstützung sowie Ganztagsangebote müssten zentral und zügig ausgebaut werden.br