(neu: Analyst, Dementi erweitert, Kurs aktualisiert)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein unliebsames Deja-vu haben am Freitagnachmittag die Aktionäre von Wirecard (4:WDIG) erlebt. Nur zwei Tage nach einem kritischen Bericht der "Financial Times" (FT), der den Aktienkurs des Zahlungsabwicklers hatte einbrechen lassen, veröffentlichte die Wirtschaftszeitung einen weiteren Bericht mit Vorwürfen gegen das Unternehmen.
Wirecard-Aktien brachen daraufhin am Freitag um 25 Prozent auf 108,50 Euro ein. Vorübergehend war der Kurs sogar um mehr als 30 Prozent auf unter 100 Euro abgestürzt auf den tiefsten Stand seit April vergangenen Jahres. Es wurde ein Börsenwert von fast 4,5 Milliarden Euro vernichtet. Vor dem Wochenende habe "niemand mehr die Wirecard-Aktie anfassen" wollen, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Dem Bericht vom Freitag zufolge soll eine von Wirecard beauftragte Anwaltskanzlei ein Fehlverhalten des Unternehmens festgestellt haben. Die "FT" beruft sich auf einen vorläufigen Bericht der Anwälte, in den sie nach eigenen Angaben Einsicht gehabt hat.
Eine Sprecherin von Wirecard nannte die neuerlichen Anschuldigungen in der "FT" falsch und irreführend und die Berichterstattung der Zeitung verleumderisch. Die von der Zeitung zitierte Anwaltskanzlei habe kein Fehlverhalten eines Mitarbeiters von Wirecard ifestgestellt.
Ein Händler bezeichnete das Vorgehen der Zeitung als "ausgesprochen unseriös". Die Anschuldigungen würden "scheibchenweise" veröffentlicht, ohne das inhaltlich substanziell Neues auf den Tisch komme. Es habe den Anschein, als solle gezielt gegen den Aktienkurs des Unternehmens spekuliert werden.
Ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte, schloss nicht aus, dass eine Feststellung möglicher unseriöser Praktiken von Wirecard durch externe Anwälte den Anschuldigungen größeres Gewicht verleihen könnten. Dies könne den massiven Kurseinbruch an der Börse erklären. Die Unsicherheit am Markt nehme immer mehr zu - und damit auch der Druck auf den Kurs.