FRANKFURT (dpa-AFX) - Die politische Unsicherheit infolge des Scheiterns der Jamaika-Verhandlungen dürfte den Dax (DAX) zum Wochenstart belasten. Der Broker IG taxierte den Index am Montag eine Dreiviertelstunde vor dem Auftakt auf 12 919 Punkten und damit 0,73 Prozent unter seinem Freitagsschluss. Dabei wirken auch negative Vorgaben von der Wall Street nach, die am Morgen auch bereits nach Tokio durchschlugen. Auch der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wird etwas schwächer erwartet.
Deutschland steht nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen vor unübersichtlichen politischen Verhältnissen. Die FDP ließ die Verhandlungen mit CDU, CSU und Grünen am späten Sonntagabend überraschend platzen. Das gilt als ein weiterer Risikofaktor für die Aktienmärkte, die in den vergangenen Tagen nach starkem Lauf etwas an Boden verloren hatten. So ging es für den Dax seit seiner Bestmarke bei 13 525 Punkten vor knapp zwei Wochen bereits um mehr als 4 Prozent nach unten.
Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets merkte an, dass die erhöhte Nervosität in eine Zeit falle, in der professionelle Anleger ohnehin nicht mehr auf Bergen liquider Mittel säßen. Er sieht darin eine neue Situation, die verhindern könnte, dass sie wie bislang Rückschläge an den Märkten immer wieder für den Nachkauf von Aktien nutzen. Den Belastungen ein Stück weit entgegen wirken könnte zu Wochenbeginn auch der schwach tendierende Euro. Die Gemeinschaftswährung hat nach dem Aus der Koalitionsgespräche im frühen Montagshandel unter Druck gestanden. An der Börse wird ein schwacher Euro in der Regel positiv für die Exportaussichten heimischer Unternehmen gewertet.
Auf Unternehmensseite gab es vorbörslich einige Aktien, mit denen Anleger auch in diesen schwachen Zeiten noch Geld verdienen konnten. Die Blicke waren am Morgen vor allem auf den Energiesektor gerichtet. Hier wirkte ein Potpourri an Nachrichten bei RWE (4:RWEG) positiv. Auf der Handelsplattform Tradegate stiegen sie nach dem Ende der Sondierungsgespräche um mehr als 5 Prozent. Zuletzt hatten sie noch deutlich unter der Aussicht gelitten, dass eine Jamaika-Koalition restriktiver bei Kohleverstromung vorgehen könnte.
RWE profitierten dabei außerdem von einem positiven Analystenkommentar von Goldman Sachs (112:GS) und Medienberichten über die Zukunft der Ökostromtochter Innogy (4:IGY). Demnach soll RWE weiter über einen Verkauf von Anteilen nachdenken. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, hat RWE auch mit dem italienischen Energiekonzern Enel (6:ENEI) gesprochen. Innogy-Aktien profitierten vor Börsenstart mit einem plus von etwa 2 Prozent davon.
Aus dem Dax legten auch ProSiebenSat.1 (0:PSMd) vorbörslich mehr als 1 Prozent zu. Offensichtlich macht es den Anlegern neue Hoffnung, dass der langjährige Chef Thomas Ebeling den Medienkonzern nach der Bilanzpressekonferenz am 22. Februar 2018 vorzeitig verlassen wird. Außerdem sprach die Commerzbank (4:CBKG) den Papieren eine Kaufempfehlung aus.
Gegen den schwachen Markttrend gehörten im MDax (MDAX) auch K+S (4:SDFGn)vorbörslich it knapp 1 Prozent zu den Gewinnern. Sie könnten damit einen Erholungsversuch starten, nachdem die Experten des Analysehauses Bernstein den Titeln mit "Outperform" ein positives Votum aussprachen.