Investing.com - Die Finanzwelt ist erneut in Aufruhr. Larry Fink, CEO von BlackRock (NYSE:BLK), hat in seinem Jahresbrief vor den Auswirkungen der aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed gewarnt. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank habe "Risse im Finanzsystem offengelegt". Was bedeutet das für Aktionäre und Investoren? Der regionale Bankensektor in den USA sei weiterhin gefährdet, die Inflation werde anhalten und die Zinsen dürften weiter steigen, glaubt er.
Der Chef der weltgrößten Vermögensverwaltungsgesellschaft beschrieb die aktuelle Situation an den Finanzmärkten als "Preis des billigen Geldes" und sagte, dass er weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed erwarte.
Laut Fink habe die aggressive Fiskal- und Geldpolitik, die die Märkte seit der Finanzkrise 2008 bestimmt habe, zu einer "deutlich höheren" Inflation beigetragen, wie sie seit den 1980er Jahren nicht mehr gesehen wurde.
Im Februar gab es zwar Anzeichen für eine Abkühlung der Inflation, doch lag sie mit 6 % nach wie vor deutlich über dem von der Federal Reserve angepeilten Ziel von 2 %.
"Zur Bekämpfung dieser Inflation hat die Federal Reserve im vergangenen Jahr die Zinsen um fast 500 Basispunkte erhöht. Das ist der Preis, den wir für jahrelanges billiges Geld zahlen - und es war der erste Dominostein, der gefallen ist", sagte er.
Im Zuge der regionalen Bankenkrise könnte es in der Finanzbranche zu sogenannten "Liquiditätsinkongruenzen" kommen. Grund dafür sei, dass das tiefe Zinsniveau einige Vermögenseigentümer dazu veranlasst habe, ihr Engagement in höher rentierlichen Anlagen zu erhöhen, die aber nicht leicht zu verkaufen seien.
"Die Bondmärkte sind im letzten Jahr um 15 % gefallen, aber wie man in den alten Westernfilmen zu sagen pflegte: 'Es blieb ruhig ... zu ruhig'", so Fink in seinem Brief. "Irgendetwas musste passieren, als der schnellste Zinserhöhungszyklus seit den 1980er Jahren Risse im Finanzsystem offenbarte.“
Der BlackRock-Chef geht davon aus, dass die Banken nun ihre Kreditvergabe einschränken müssen, und hält es sogar für möglich, dass den Banken nach dem Zusammenbruch der SVB (NASDAQ:SIVB) strengere Kapitalstandards auferlegt werden.
"Frühere Straffungszyklen haben oft zu spektakulären finanziellen Fiaskos geführt", warnte Fink und verwies auf die Savings-and-Loan-Krise der 1980er Jahre und der Pleite von Orange (EPA:ORAN) County in Kalifornien 1994.
"Wir wissen noch nicht, ob die Folgen des billigen Geldes und der regulatorischen Änderungen den gesamten regionalen Bankensektor (NYSE:KRE) in den USA erfassen werden (ähnlich wie bei der S&L-Krise) und ob es zu weiteren Zusammenbrüchen und Schließungen kommen wird", kommentierte er.
Das hohe Zinsniveau würde zudem die Staatsausgaben einschränken. Daher müssten Vertreter aus Wirtschaft und Politik enger zusammenarbeiten, so Fink.
"Die geld- und fiskalpolitischen Instrumente, die den Politikern und Regulierungsbehörden zur Verfügung stehen, um die derzeitige Krise zu bewältigen, sind begrenzt, insbesondere angesichts einer geteilten Regierung in den USA", schrieb Fink.
Die nächste geldpolitische Sitzung der Federal Reserve findet am 21. und 22. März statt. Vor dem Hintergrund des Bankenbebens in den USA rechnen die Märkte nur noch mit einer Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 4,75 bis 5,00 %. Anfang März hatten die Marktteilnehmer aufgrund der hartnäckig hohen Inflation kurzzeitig noch einen Zinsschritt um 50 Basispunkte für möglich gehalten. Doch mit den jüngsten Turbulenzen um SVB, Silvergate Capital (NYSE:SI) und der Signature Bank (NASDAQ:SBNY) sind die Erwartungen deutlich zurückgeschraubt worden. Immerhin 25 Prozent halten es sogar für möglich, dass die Fed bei der Sitzung nächste Woche die Füße ganz still hält. Ob dies angesichts der immer noch heißen Inflation eine so gute Idee ist, ist allerdings fraglich.
von Robert Zach