(neu: Dividende, Aktienkurs, Großinvestor, Aussagen zu MDax-Abstieg.)
DUISBURG/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Nach einem Rekordverlust im vergangenen Jahr will der Duisburger Stahlhandelskonzern Klöckner & Co (KlöCo) (XETRA:KCOGn) 2016 wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Unter dem Strich soll zumindest wieder ein kleiner Gewinn stehen, teilte die im MDax (MDAX) notierte Gesellschaft am Dienstag mit. Im vergangenen Jahr war KlöCo wegen des heftigen Verfalls der Stahlpreise tief in die roten Zahlen gestürzt. Der Verlust summierte sich auf 347 Millionen Euro. Das ist der höchste Fehlbetrag seit dem Börsengang 2006.
Damit fällt auch die Dividende wie erwartet aus. Das Unternehmen hatte sich 2014 mit einem Überschuss von 22 Millionen Euro in die schwarzen Zahlen gekämpft und dafür erstmals seit 2011 wieder eine Dividende gezahlt. Vorstandschef Gisbert Rühl erklärte, dass es für eine Ausschüttung etwa 20 Millionen Euro Nettogewinn geben müsse. An der Börse kam der optimistische Ausblick gut an. KlöCo-Aktien legten gegen Mittag um gut vier Prozent an Wert zu und notierten damit in der Spitzengruppe des MDax.
Nach einem heftigen Wertverlust in den vergangenen Jahren steht nun allerdings der Abstieg aus dem Börsenindex bevor. "Das Thema MDax müssen wir abhaken", sagte Rühl. Ein Grund ist auch, dass sich die Zahl der frei handelbaren Anteilsscheine mit dem Einstieg des Unternehmers Friedhelm Loh deutlich verkleinert hat. Der Milliardär aus dem hessischen Haiger hat seit vergangenem Sommer in mehreren Schritten einen Anteil von gut 25 Prozent an KlöCo erworben und will sich nun in den Aufsichtsrat wählen lassen. Über Lohs strategische Ziele weiß KlöCo-Chef Rühl nach eigenen Angaben wenig. Der Manager betonte erneut, dass Loh bei KlöCo willkommen sei.
Hauptgrund für den neuerlichen Ergebnisabsturz bei KlöCo waren wie schon angekündigt hohe Abschreibungen auf US-Tochterunternehmen, deren Wert KlöCo wegen des Einbruchs der Stahlpreise weit nach unten korrigierte. Der Umsatz hielt sich mit einem Rückgang von 0,9 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro dank positiver Währungseffekte noch recht stabil. Der operative Gewinn - das ist das um die Kosten für ein neues Sparprogramm bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) - sackte um mehr als die Hälfte auf 86 Millionen Euro ab.
"Die vor allem durch die Überproduktion in China auf die Weltstahlmärkte drängenden Mengen an Billigstahl haben auch bei uns deutliche Spuren in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung hinterlassen", sagte Rühl. Sein Unternehmen habe aber schnell reagiert. Neben dem neuen Sparprogramm, dem 600 Stellen vor allem in Frankreich zum Opfer fielen, reduzierte KlöCo die eigenen Lagerbestände drastisch. Das führte dazu, dass das Unternehmen trotz der niedrigen Preise einen positiven Mittelzufluss (Cashflow) hatte.
In diesem Jahr soll der operative Gewinn auch dank der neuen Einsparungen deutlich zulegen, während der Umsatz auch wegen des Rückzugs aus wenig lukrativen Geschäften sinken dürfte. Dabei erwartet das Management allerdings erst vom zweiten Quartal an eine Erholung. In den ersten Wochen des Jahres hatte sich der Verfall der Stahlpreise zunächst fortgesetzt und kam erst im Februar allmählich zum Stillstand.
KlöCo kämpft seit der Wirtschaftskrise 2009 mit niedrigen Preisen. Im vergangenen Jahr verschärfte sich die Lage noch einmal, weil nun auch noch China wegen der eigenen Wirtschaftsschwäche massenhaft eigenen Stahl auf den Weltmarkt wirft. Europäische Stahlhersteller fordern von der EU dringend einen besseren Schutz vor Dumping-Einfuhren. Zum Teil hatte die Branche bereits Erfolg: Für einige Stahlsorten gelten inzwischen Schutzzölle. Sollten sich die Stahlpreise wieder erholen, gilt KlöCo als einer der ersten Profiteure.
KlöCo will sich aber langfristig aus der starken Abhängigkeit von der Preisentwicklung befreien. Dazu will das Unternehmen mehr Stahl weiterverarbeiten. Schon im vergangenen Jahr steigerten die Duisburger ihren Anteil höhermargiger Geschäfte am Umsatz von 34 auf 39 Prozent. 2017 soll die Quote bei 45 Prozent und 2020 bei über 50 Prozent liegen.
Zudem treibt KlöCo die Digitalisierung seines Geschäfts voran. Der Konzern baut eine eigene Internetplattform auf, über die sich Stahlproduzenten und -verarbeiter verbinden sollen. Ziel ist es, bis 2019 mehr als die Hälfte der Umsätze online zu erzielen.