BERLIN (dpa-AFX) - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) will die Flughafengesellschaft als deren neuer Aufsichtsratschef intensiv kontrollieren. "Berlin wird immer sehr gut vorbereitet in die Aufsichtsratssitzungen gehen", kündigte Baustaatssekretär Engelbert Lütke-Daldrup am Freitag an. Er koordiniert Beamte aus mehreren Senatsverwaltungen, die Müller zuarbeiten. Der Aufsichtsrat wählte den Regierungschef einstimmig zu seinem Vorsitzenden. Müller wollte sich nach 16 Uhr auf einer Pressekonferenz mit Flughafenchef Karsten Mühlenfeld äußern.
Das Kontrollgremium wollte auch den Jahresabschluss der staatlichen Flughafen Berlin Brandenburg GmbH verabschieden. Außerdem beraten die 15 Aufsichtsräte einen Zwischenbericht, in dem Flughafenchef Karsten Mühlenfeld erklärt, wie der zu klein geratene neue Hauptstadtflughafen nach der Fertigstellung erweitert werden könnte.
Vorab war auf Kritik gestoßen, dass nach dem langjährigem Vorsitzenden - Müllers Amtsvorgänger Klaus Wowereit (SPD) - wieder ein Spitzenpolitiker Chefkontrolleur des neuen Hauptstadtflughafens wird. Der brandenburgische Landesrechnungshof wies mehrfach darauf hin, dass Regierungschefs für solche Zusatzposten eigentlich keine Zeit hätten.
Der zwischenzeitlich amtierende Vorsitzende, Brandenburgs Flughafen-Koordinator Rainer Bretschneider (SPD) erwiderte am Freitag: "Wir werden einen guten Vorsitzenden bekommen." Der Aufsichtsrat habe gute Fachleute und sei gut zusammen gesetzt.
Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus verlangten, dass Müllers "Zaudern" bei dem Projekt ende. "Müller steht nun in der Pflicht, dass der Flughafen schnellstmöglich und ohne weitere Kostenexplosion fertig wird", sagte Fraktionschefin Ramona Pop.
Das jahrelange Debakel um geplatzte Eröffnungstermine und Planungsfehler war zum großen Teil auch den Politikern im Aufsichtsrat angelastet worden, darunter Wowereit. Müller hatte zunächst gezögert, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen.