PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Zunehmende Verunsicherung vor der näher rückenden US-Leitzinsentscheidung hat die Anleger am Freitag zu Verkäufen bewegt. Als Belastung hinzu kamen enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA und der starke Euro, der im späten Handel über die Marke von 1,13 US-Dollar gesprungen war. Ein fester Euro verteuert Exporte in Länder außerhalb der Eurozone.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor zum Handelsschluss 1,03 Prozent auf 3187,94 Punkte. Auf Wochensicht rettete der Leitindex der Eurozone damit ein Plus von 0,24 Prozent ins Ziel. Der CAC 40 (CAC 40) in Paris büßte am Freitag 1,04 Prozent auf 4548,72 Punkte ein. Außerhalb der Eurozone gab der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) 0,62 Prozent auf 6117,76 Punkte nach.
Jan Bottermann, Analyst bei der National-Bank, sieht die Märkte fokussiert auf die US-Notenbank: "Die Spekulationen über deren Kurs am Donnerstag werden die Märkte in Atem halten."
Jüngste Konjunkturdaten aus den USA boten auch am Freitag Raum für Spekulationen: Das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen hatte sich im September unerwartet stark eingetrübt. Die Konsumentenstimmung sei damit den dritten Monat in Folge gesunken, schrieb Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Vor diesem Hintergrund würden seiner Meinung nach Zinserhöhungsfantasien vor der Veröffentlichung der Sitzungsergebnisse der US-Notenbank am Donnerstag tendenziell verdrängt.
Aus Branchensicht gab es am Freitag nur Verlierer. Am glimpflichsten kamen noch die Papiere aus der Automobilindustrie davon, der entsprechende Subindex im Stoxx Europe 600 (DJX:SXAP) gab nur um 0,59 Prozent nach.
Die größten Abschläge verzeichneten Aktien von Telekom-Unternehmen (DJX:SXKP) mit einem Minus von 2,24 Prozent. Ein Händler verwies auf den geplatzten Zusammenschluss von Telenor (OSX:TEL) (FSE:TEQ) und Teliasonera (SSE:TLSN) im dänischen Mobilfunkmarkt. Grund sei die Europäischen Kommission, mit der sich die Telekomunternehmen nicht hätten einigen können. Dies dämpfe die Stimmung im ganzen Sektor, sagte der Börsianer.
Die Anteilsscheine von Telecom Italia (AFF:TIT) (ETR:TQI) fielen vor diesem Hintergrund um mehr als 3 Prozent. Sie hatten zuletzt von Übernahmefantasien profitiert. Im EuroStoxx zählten die Papiere des Branchenkollegen Orange (PARIS:ORAn) mit einem Minus in etwa gleicher Größenordnung zu den größten Verlierern.
In Mailand schnellten die Papiere von Finmeccanica (AFF:FNC) (FSE:FMN) um rund fünfeinhalb Prozent in die Höhe. Der europäische Eurofighter-Konsortium steht Kreisen zufolge kurz vor einem Milliarden-Geschäft mit Kuwait. Der Golfstaat wolle 28 Kampfmaschinen vom Typ Typhoon bestellen. Der Eurofighter ist ein Gemeinschaftsprojekt von Großbritannien, Italien, Spanien und Deutschland. Beteiligt am Konsortium ist neben den Unternehmen Airbus (XETRA:AIRG) (PSE:PAIR) und BAE Systems (LONDON:BAES)
Negativ wiederum fielen in Zürich die Aktien von Actelion (VTX:ATLN) auf, sie büßten rund fünfeinhalb Prozent ein. Das Unternehmen aus der Schweiz zeigt Interesse an dem US-Branchenkollegen ZS Pharma. Actelion bestätigte erste Gespräche. Die Aktien von ZS Pharma (NASDAQ:ZSPH) knüpften in New York an ihren Kurssprung vom Donnerstag von gut 28 Prozent an und verteuerten sich zuletzt um mehr als 4 Prozent.