FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf mehr billiges Geld hat den Dax (DAX) am Donnerstag im Feiertagshandel mit 12 438 Punkten auf den höchsten Stand seit September vergangenen Jahres getragen. Nach der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag hatte nun auch die Fed in den USA die Anlegerhoffnungen auf neue Zinssenkungen untermauert. An der Wall Street erreichte der marktbreite S&P 500 (US78378X1072) ein Rekordhoch.
Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex Dax etwas an Schwung und schloss 0,38 Prozent höher bei 12 355,39 Punkten. Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, legte an Fronleichnam um 0,42 Prozent auf 25 612,20 Punkte zu.
Die Fed dürfte nun im Juli mit der Lockerung beginnen und sie immer schneller ausweiten, sollten sich die Wirtschaftsdaten im aktuellen Tempo eintrüben, erklärte Salman Ahmed, Investmentstratege der Vermögensverwaltung der Schweizer Privatbank Lombard Odier. Mit der Fed und der EZB öffnen nun die zwei wichtigsten Notenbanken wieder die Geldschleusen, was die Anleiherenditen auf breiter Front unter Druck halten dürfte, bis die Inflation anziehe.
Damit sind Aktien bei den Anlegern zunächst erste Wahl. Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank (DE:CDBG) erinnert nach den Notenbankhighlights aber bereits an das G20-Treffen Ende des Monats mit dem erwarteten Zusammentreffen der Handelskonflikt-Gegner, dem US-Präsidenten Donald Trump und seinem chinesischen Pendant Xi Jinping. "Es bleibt also auch an den Börsen weiter heiß", sagte Lipkow.
Hierzulande setzten die Aktien von Infineon (4:IFXGn) ihre Erholung vom jüngsten Dreijahrestief fort und erklommen mit plus 3,64 Prozent die Dax-Spitze. Die Papiere von SAP (4:SAPG) hatten nach guten Geschäftszahlen des Wettbewerbers Oracle (112:ORCL) ein Rekordhoch geschafft und schlossen knapp 1,5 Prozent höher.
Im MDax waren die Papiere des Essenslieferanten Delivery Hero (4:DHER) nach Aufstockung ihrer Umsatzziele zeitweise um knapp 16 Prozent nach oben geschnellt, wovon am Ende fast 10 Prozent verblieben. Rocket Internet (4:RKET) kletterten um knapp 8 Prozent nach oben. Mitgründer Oliver Samwer arbeitet laut einem Bericht des "Manager Magazin" an einem Plan zum Rückzug seiner Start-up-Holding von der Börse.
Es gab in der Zinseuphorie derweil auch Verlierer - allen voran Bankaktien, die bei Niedrigzinsen unter schwachen Erträgen leiden. Papiere der Deutschen Bank (4:DBKGn) sanken als schwächster Dax-Wert um knapp 3 Prozent, auch weil neuer rechtlicher Ärger in den USA droht. Die US-Justizbehörden gehen der "New York Times" zufolge einem Verdacht wegen möglicher Verstöße gegen Anti-Geldwäschegesetze nach. Commerzbank (4:CBKG) sanken am MDax-Ende um mehr als 3 Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) endete mit einem Plus von 0,39 Prozent bei 3468,08 Zählern. Die nationalen Indizes in Paris (CAC 40) und London (GB0001383545) legten ebenfalls etwas zu. Auch der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) präsentierte sich zum europäischen Handelsende freundlich.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein Rekordtief von minus 0,35 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) gab um 0,01 Prozent auf 144,69 Punkte nach. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,06 Prozent auf 172,63 Punkte zu. Der Kurs des Euro stieg: Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1307 (Mittwoch: 1,1207) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8844 (0,8923) Euro.