FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgen um schneller steigende US-Zinsen haben dem deutschen Aktienmarkt auch den Wochenausklang verdorben. Der Dax (DAX) rutschte am Freitag um 1,08 Prozent auf 12 111,90 Punkte ab. Auch die Bilanz für die ersten Handelstage im Oktober fällt damit negativ aus: Auf Wochensicht hat der deutsche Leitindex in ähnlicher Größenordnung verloren.
Der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht hatte dem hiesigen Aktienmarkt vor dem Wochenende keinen frischen Schwung verleihen können. Der Jobbericht der US-Regierung war durchwachsen ausgefallen. Auch der Index der mittelgroßen Unternehmen MDax (MDAX) stand zum Handelsschluss in Frankfurt tiefer, er verlor 1,38 Prozent auf 25 276,32 Punkte.
Während die Arbeitslosenquote in den USA auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1969 fiel, stieg die Beschäftigung weniger als erwartet. Auch das Lohnwachstum schwächte sich im Jahresvergleich ebenfalls etwas ab. Dem Lohndruck auf dem engen US-Arbeitsmarkt kommt nach Einschätzung von Experten zunehmend Bedeutung für die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed zu. Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg sieht die jüngste Lohnentwicklung indes im Rahmen der Erwartungen. "Insofern sollten die Zinsfantasien nicht größer werden", so Wortberg.
In dieser Woche hatten Anleger Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell als Zeichen einer möglicherweise schnelleren Straffung der Geldpolitik als gemeinhin erwartet interpretiert, was die Aktienmärkte belastete. Im Gegenzug sind seit Mitte der Woche die Kapitalmarktzinsen in den USA auf dem Vormarsch. Am Freitag erreichte die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen erneut einen siebenjährigen Höchststand.
Im Dax waren RWE-Anteile (4:RWEG) mit mehr 8,5 Prozent Minus der schwächste Wert, nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster die Rodungspläne des Versorgers im Braunkohlegebiet Hambacher Forst vorläufig gestoppt hatte. Dies dürfte laut RWE das operative Ergebnis (Ebitda) ab 2019 mit einem jährlichen dreistelligen Millionenbetrag belasten.
In den jüngsten Abwärtstrend der Aktien von HeidelbergCement (4:HEIG) kam unterdessen Schwung. Die Papiere des Baustoffkonzerns rutschten im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit Februar 2016 und schlossen mit mehr als 4 Prozent Kursabschlag.
Im MDax sackten Scout24 (4:G24n) nach einem negativen Analystenkommentar um knapp 6 Prozent auf 36,08 Euro ab. Die britische Investmentbank HSBC hatte ihre Kaufempfehlung für die Aktie gestrichen. Aktien der Kupferhütte Aurubis (DE:NAFG) setzte eine verhaltene Studie von Goldman Sachs (NYSE:GS) zum Kupferpreis zu, die Papiere gaben um mehr als 5 Prozent nach.
Der Abschied von Finanzvorstand Joachim Preisig zum Jahresende belastete die Freenet-Titel (4:FNTGn). Die Aktie des Telekommunikationsunternehmens gab um 2,7 Prozent nach. Die Personalie könnte für etwas Unsicherheit sorgen, kommentierte ein Händler. Preisig wird durch Ingo Arnold ersetzt, der bei Freenet zuletzt unter anderem für Investor Relations verantwortlich war.
In den hinteren Börsenreihen stürzten die Aktien des ehemaligen TecDax-Mitglieds Stratec Biomedical (4:SBSG) um knapp 24 Prozent ab. Der Spezialist für In-vitro-Diagnostik verschreckte seine Aktionäre mit abermals gesenkten Jahreszielen.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,37 Prozent am Vortag auf 0,38 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,09 Prozent auf 139,94 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) verlor 0,30 Prozent auf 157,57 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1509 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1506 (Donnerstag: 1,1502) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8691 (0,8694) Euro.