FRANKFURT (dpa-AFX) - Der unverändert robuste Arbeitsmarkt in den USA hat den deutschen Aktien am Freitag etwas Rückenwind verliehen. Der Dax (DAX) stieg zum Handelsende um 0,73 Prozent auf 12 012,81 Punkte und damit wieder über die runde Marke, die der Leitindex in der Wochenmitte aufgrund zunehmender Konjunktursorgen gerissen hatte. Auf Wochensicht hat der Index dennoch über drei Prozent an Wert eingebüßt. Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen deutschen Werte umfasst, gewann zum Handelsende um 1,66 Prozent auf 25 533,50 Punkte dazu.
Die Zunahme der Beschäftigung in den USA hatte im vergangenen Monat zwar nicht ganz die Schätzung von Volkswirten erreicht. Die entsprechenden Werte für August und Juli wurden aber nachträglich nach oben revidiert, so dass der Arbeitsmarkt Börsianern zufolge unter dem Strich unverändert ein solides Bild abgibt. Positiv war die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die weiter zurückging und auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahrhundert gefallen war. Auf der anderen Seite war die Lohnentwicklung so schwach wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
Zuletzt hatten schwache Konjunkturdaten aus den USA die Stimmung an den Börsen verhagelt. An den ersten beiden Handelstagen im Oktober hatte der Dax die gesamten Gewinne vom Monat September wieder eingebüßt. Am Donnerstag zeigte sich in den USA, dass die Schwäche der Industrie zunehmend auch auf die Dienstleister übergreift.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,86 Prozent. In Paris und London fielen die Kursgewinne noch etwas höher aus. Der New Yorker Dow Jones Industrial (Dow Jones) präsentierte sich zum europäischen Börsenschluss mit 0,89 Prozent im Plus.
Größter Gewinner im Dax waren am Freitag die Aktien von Bayer (4:BAYGN), mit einem Plus von 2,74 Prozent. Die Papiere von RWE (4:RWEG), legten als einer der besten Werte um 2,32 Prozent zu. Der Essener Stromproduzent hatte seine gerade erst erworbene Beteiligung an dem Energiekonzern Eon (4:EONGn) leicht gesenkt.
Schlusslicht waren die Aktien von Lufthansa (4:LHAG), die den Tag mit einem Minus von 3,20 Prozent beendeten. Ein Händler führte die Verluste in erster Linie auf die weltweit steigenden konjunkturellen Risiken zurück. Anleger setzten am Freitag verstärkt auf sichere Papiere und mieden zyklische Aktien. Auf die Airline kommt zudem möglicherweise eine höhere Ticketsteuer zu.
Erholt präsentierten sich die Aktien von Technologie-Unternehmen, die zuletzt unter Druck geraten waren: Infineon (4:IFXGn) stiegen um 1,32 Prozent und Dialog Semiconductor (4:DLGS) um 4,27 Prozent. Die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" hatte unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen berichtet, dass die Nachfrage nach dem iPhone 11 von Apple (2:AAPL) höher sei als gedacht. Händler sahen Infineon und Dialog Semiconductor als Profiteure.
Nach einer Verkaufsempfehlung durch die Quirin Bank gaben die Papiere des Verbindungstechnikspezialisten Norma (4:NOEJ) deutlich nach und landeten mit einem Abschlag von 5,38 Prozent am SDax-Ende. Analyst Daniel Kukalj begründete seine Entscheidung mit einem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld in Deutschland und Europa. Für Norma sei der starke Schwerpunkt auf den EMEA-Raum insofern ein Risiko. Die Jahresziele implizierten außerdem ein positives organisches Wachstum im zweiten Halbjahr, wovon er nicht überzeugt sei. Es bestehe die Gefahr einer Umsatz- und Gewinnwarnung.
Papiere von Banken waren unter Druck, so verloren Deutsche Bank (4:DBKGn) 1,31 Prozent und Commerzbank (4:CBKG) 2,28 Prozent. Zu den zuletzt schon schwachen Wirtschaftsdaten kam am Freitag ein Auftragseinbruch im deutschen Maschinenbau hinzu. In Zeiten wirtschaftlicher Abkühlung steigen tendenziell die Ausfallrisiken für Kredite, die Banken vergeben.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,54 Prozent auf minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,22 Prozent auf 146,18 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,01 Prozent auf 174,49 Zähler nach. Der Euro wurde mit 1,0975 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0979 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9108 Euro.