FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt hat nach der jüngsten Erholungsrally wieder der Mut verlassen. Angesichts der politischen Turbulenzen in Italien schloss der Dax (DAX) am Freitag 1,28 Prozent tiefer bei 11 693,80 Punkten. Auf Wochensicht verlor das wichtigste deutsche Börsenbarometer damit 1,50 Prozent. Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, fiel am Freitag um 0,93 Prozent auf 25 354,02 Punkte.
Der italienische Innenminister und Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, hatte zuletzt ein Misstrauensvotum im Senat gegen den Ministerpräsidenten Giuseppe Conte angekündigt. Entzieht das Parlament dem Regierungschef das Vertrauen, wäre die Populisten-Allianz aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung auch formal am Ende. "Die Regierungskrise in Italien und die Brexit-Sorgen halten den deutschen Aktienmarkt unter Druck. Selbst für den Fall, dass der internationale Handelsstreit kurzfristig in den Hintergrund treten sollte, sehen sich die Anleger in Europa politischen Risiken auf dem eigenen Kontinent gegenüber", erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader.
Unter den Einzelwerten standen die Bayer-Papiere (4:BAYGN) im Fokus. Eine mögliche Einigung in den Rechtsstreitigkeiten um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in den USA hatte den Aktienkurs in der Spitze um mehr als 11 Prozent nach oben getrieben. Am Ende betrug das Plus allerdings nur noch gut 2,6 Prozent, was gleichwohl klar für den ersten Platz im Dax reichte.
Ansonsten prägte die Berichtssaison der Unternehmen einmal mehr das Geschehen. Am MDax-Ende sackten die Papiere von Hella (4:HLE) um mehr als 6,6 Prozent ab. Der Autozulieferer hatte endgültige Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert. Am Markt überwögen nach wie vor die Sorgen um die Schwäche des weltweiten Automarktes, sagte ein Händler. Er verwies auf die ebenfalls deutlichen Kursverluste bei anderen Zulieferern wie Dürr (4:DUEG) oder Leoni (4:LEOGn).
Die Anteilsscheine von Bechtle (112:BC8G) büßten rund 5 Prozent ein. Analyst Knut Woller von der Baader Bank verwies darauf, dass der Vorsteuergewinn ohne einen positiven Einmaleffekt die Markterwartung etwas verfehlt habe. Alles in allem jedoch habe das IT-Systemhaus solide abgeschnitten.
Zu den Favoriten im MDax zählten die Aktien des Immobilienkonzerns LEG (4:LEGn), die um knapp 2 Prozent zulegten. Die Leerstände seien gesunken und das Mietwachstum habe sich solide entwickelt, schrieb Analyst Jonathan Kownator von der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS).
An der Index-Spitze zogen die Anteilscheine von Carl Zeiss Meditec (112:AFXG) um gut 4 Prozent an. Der Jenaer Medizintechnik-Konzern ist mit Blick auf seine Umsatzentwicklung noch ein bisschen optimistischer als zuletzt.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx (Euro Stoxx 50) verlor 1,23 Prozent auf 3333,74 Punkte. Für den Pariser Leitindex Cac 40 (CAC 40) ging es ähnlich deutlich nach unten, während der Londoner FTSE 100 (GB0001383545) nur leicht nachgab. Der Dow Jones Industrial (Dow Jones) wiederum stand zum europäischen Börsenschluss knapp 1 im Minus.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein neues Rekordtief bei minus 0,60 Prozent. Am Donnerstag hatte die Rendite noch bei minus 0,58 Prozent gelegen. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) gewann 0,10 Prozent auf 146,56 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,13 Prozent auf 177,16 Punkte nach. Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1198 (Donnerstag: 1,1193) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8930 (0,8934) Euro.