FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Annäherungsversuch der Europäischen Union im Handelsstreit mit den USA hat am Donnerstag größere Kursverluste am deutschen Aktienmarkt verhindert. Zwar verlor der Dax (DAX) am Ende 0,54 Prozent auf 12 494,24 Punkte. Am Vormittag hatte er im Tagestief jedoch noch mehr als doppelt so stark nachgegeben - belastet vom Handelszwist zwischen den USA und China.
Die EU-Kommission schlägt den Vereinigten Staaten die Abschaffung aller Autozölle beider Seiten im Rahmen eines Handelsabkommens vor. Die EU sei bereit, "unsere Autozölle auf Null zu reduzieren, wenn die USA dasselbe tun", sagte Handelskommissarin Cecilia Malmström am Donnerstag in Brüssel. Daraufhin legten vor allem die Automobilaktien zu und auch der Gesamtmarkt machte Boden gut.
Der MDax (MDAX) gab zu Handelsschluss um 0,37 Prozent auf 27 185,34 Punkte nach. Der TecDax (TecDAX) verlor 0,63 Prozent auf 3020,43 Zähler.
Im Handelskonflikt mit der EU hatte US-Präsident Trump immer wieder die Importzölle auf US-Autos moniert und mit hohen Einfuhrabgaben für Autos aus der EU gedroht. Das hatte den Dax in den vergangenen Monaten immer wieder belastet, da die Autoindustrie für Deutschland sehr wichtig ist.
Allerdings hielten sie die Kursgewinne der Automobilwerte am Donnerstag zu Handelsschluss in Grenzen: So gewannen Papiere von Continental (DE:CONG) 0,47 Prozent und die von BMW (DE:BMWG) 0,44 Prozent. Damit waren die beiden Werte aber immerhin die besten Dax-Titel. Im MDax rückten Schaeffler um 1,36 Prozent vor und Aktien des Lichtspezialisten Hella (DE:HLE) legten um 0,39 Prozent zu.
Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) (4:FMEG) waren mit einem Minus von gut 3 Prozent Schlusslicht im Dax. Als Grund wurden Sorgen um mögliche Einschnitte bei den Kostenerstattungen im US-Bundesstaat Kalifornien genannt. Sollte dort eine Gesetzesänderung beschlossen werden, könnten Versicherer die Behandlungskosten für bestimmte bedürftige Dialysepatienten in geringerem Umfang erstatten als bisher, schrieb Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Fresenius-Aktien fielen im Sog der FMC-Verluste um knapp 2 Prozent.
Befürchtungen über ein trägeres Geschäft ließen die Aktien des Spezialchemiekonzerns Covestro (4:1COV) um 1,88 Prozent fallen - nach Verlusten von 3 Prozent und 2 Prozent an den beiden Vortagen. Auf einer Branchenkonferenz habe der Kunststoffspezialist einen leichten Sommer-Abschwung im Europa-Geschäft vor dem saisonal stärksten Monat September signalisiert, schrieb Analyst Michael Schäfer von der Commerzbank (DE:CBKG).
Das kolportierte Interesse am Metro-Anteil des Großaktionärs Ceconomy (4:MEOG) trieb den Metro-Kurs (0:B4B) um 2,12 Prozent nach oben. Der chinesische Investor Fosun International und weitere mögliche Bieter seien an dem rund 9-prozentigen Metro-Anteil des Elektronikhändlers interessiert, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Erst zu Wochenbeginn hatte Ceconomy die Gespräche mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky und dessen Partner über den Metro-Anteil öffentlich gemacht.
Fielmann-Aktien (112:FIEG) büßten gut 3 Prozent ein. Experten verwiesen auf die wetterbedingt eingetrübten Branchenaussichten für das dritte Quartal. Die wochenlange Hitze in Europa habe viele Kunden von den Filialen der Brillenverkäufer ferngehalten, sagte Analyst Simon Heilmann von der Investmentbank Equinet.
Der mögliche Rücktritt von Unternehmenschef Gregory Ellis drückte die Aktien des Internetportalbetreibers Scout24 (4:G24n) um 2,92 Prozent nach unten. Der Manager will aus persönlichen Gründen aus dem Amt ausscheiden. Die Unsicherheit infolge eines solchen Schrittes komme bei Investoren nie gut an, sagte ein Händler.
Der Eurozone-Leitindex Euro Stoxx 50 verlor 0,73 Prozent auf 3430,99 Zähler. In Paris ging es mit dem Cac 40 um 0,42 Prozent abwärts und in London sank der FTSE 100 um 0,62 Prozent.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,20 Prozent am Vortag auf 0,21 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,04 Prozent auf 141,02 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,48 Prozent auf 163,02 Punkte. Der Euro fiel nach einem Ausflug über die Marke von 1,17 US-Dollar wieder zurück und notierte zuletzt bei 1,1649 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1692 (Mittwoch: 1,1660) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte somit 0,8553 (0,8576) Euro gekostet.