n CHATTANOOGA/WOLFSBURG (dpa-AFX) - Nach dem langen Streit um einen Betriebsrat in Volkswagens F:VOW3 einzigem US-Werk öffnet der Konzern den örtlichen Gewerkschaften die Tür in die Fabrik. Man akzeptiere, dass die Mitarbeiter "ein Interesse an einer externen Repräsentanz" hätten, sagte der Personalchef des Werks Chattanooga, Sebastian Patta, am Mittwoch (Ortszeit). Damit bekommt auch die umstritene Autogewerkschaft UAW die Chance, ihren Einfluss dort doch noch auszubauen. Volkswagens Konzernbetriebsrat fordert eine Arbeitnehmervertretung in allen VW-Werken und begrüßte die neuen Regeln als "ersten Schritt in die richtige Richtung".
"Damit wird endlich ein normales Miteinander, wie wir es an allen weltweiten Standorten zwischen Gewerkschaften und unserem Unternehmen haben, möglich", erklärte der Generalsekretär des Gremiums, Frank Patta. Nun müsse VW die UAW-Unterstützer im Werk zählen und dann die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft aufnehmen.
Die Zahl ist wichtig, weil die Rechte der Gewerkschaften davon abhängen, welchen Anteil der Belegschaft sie vertreten. Um zum Beispiel monatlich einen Termin bei der Werksleitung zu bekommen, müssen sie für 45 Prozent der Mitarbeiter sprechen. Ab 30 Prozent gibt es vierteljährlich ein Treffen; 15 Prozent sind das Minimum, um etwa Räume in dem Werk nutzen oder Aushänge anbringen zu dürfen. Diese Details zu den Regeln veröffentlichte unter anderem die Zeitung "Detroit Free Press" online.
Die UAW ist in den USA umstritten und gilt als mitverantwortlich für den Niedergang der Autoindustrie in Detroit. Sie will in Chattanooga schon lange einen Betriebsrat gründen und die Belegschaft bei Tarifverhandlungen vertreten. Aber im Februar erteilten ihr die VW-Mitarbeiter selbst bei einer Wahl eine Abfuhr. Auch mit dem neuen VW-Papier wird die Gewerkschaft nicht als Partner für Tarifverhandlungen anerkannt. Dazu müsste sie mehr als die Hälfte der Belegschaft hinter sich vereinen.
Der Streit in Chattanooga drohte zwischenzeitlich, das ohnehin schwächelnde US-Geschäft der Wolfsburger zusätzlich zu belasten. Vertreter des Konzernbetriebsrates hatten gedroht, ihre Zustimmung für den Bau eines neuen SUV-Modells speziell für den US-Markt in Chattanooga von der Mitbestimmungsfrage abhängig zu machen. Inzwischen steht aber fest, dass der Wagen dort ab Ende 2016 gebaut werden soll.
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