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Sollte man auf dem Weg in eine Rezession unprofitable Tech-Aktien halten?

Veröffentlicht am 09.09.2019, 09:46
Aktualisiert 09.09.2019, 10:05
© Reuters.
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Rezession.

Das gefürchtete “R”-Wort setzte sich im August 2019 durch, wie kaum zu jeder anderen Zeit seit zumindest den Tagen der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt. Doch die Sache ist folgende: Rezessionen sind schwer vorherzusagen, sowohl ob sie stattfinden (wird es überhaupt passieren?) als auch in Bezug auf den Zeitpunkt (wenn ja, wann?). Außerdem sieht jede Rezession etwas anders aus. Im Jahr 2008 waren es Immobilien und Banken, die am meisten davon betroffen wurden. In den frühen 2000er Jahren war es die Internet-Aktien-Blase.

Wenn also eine Rezession wieder stattfindet, ist es lediglich eine Vermutung, wer oder was überdimensionale Verluste erleiden wird.

Es ist viel einfacher, die Gesundheit einzelner Unternehmen zu beurteilen als die der Weltwirtschaft. Daher ist es immer eine gute Praxis, eine gründliche Analyse seines Portfolios durchzuführen, einige Gewinne vom Tisch zu nehmen und die Unternehmen zu verkaufen, die nicht so gut sind. Da die Tech-Aktien (zu Recht) die Führung auf den Märkten übernommen haben, sind sie ein guter Ausgangspunkt – besonders wenn man bedenkt, dass viele noch keinen echten Gewinn erzielen.

Hier sind ein paar Kennzahlen, die du beachten solltest, wenn du schwierige Entscheidungen darüber treffen müsstest, welche Aktien du verkaufen solltest, besonders wenn eine Rezession unmittelbar bevorsteht.

Unternehmen ohne freien Cashflow Viele Investoren achten genau auf die Erträge, ein einfaches Maß für die Rendite, das den allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen oder GAAP entspricht. Das Ergebnis ist jedoch nicht die ganze Geschichte, da nicht zahlungswirksame Aufwendungen wie Abschreibungen auf Vermögenswerte in der Kennzahl enthalten sind. Um herauszufinden, ob der tatsächliche Kassenbestand eines Unternehmens steigt oder nicht, müssen die Investoren einen Blick auf den freien Cashflow eines Unternehmens werfen, das Geld, das nach den Ausgaben für den laufenden Betrieb und die Investitionen übrig bleibt.

Angesichts der Definition wäre der freie Cashflow ein guter Ausgangspunkt, um zu entscheiden, ob ein Technologieunternehmen verkauft werden soll, wenn ein wirtschaftlicher Abschwung bevorsteht. Eine Reihe von Unternehmen weisen negative Ergebnisse aber einen positiven freien Cashflow auf, der von vielen Investoren weitgehend unbemerkt bleibt. Einige Beispiele für unrentable Unternehmen, die tatsächlich Cashflow-positiv sind, sind das Cybersicherheitsunternehmen Zscaler (NASDAQ:ZS) (WKN:A2JF28), das Großdatenunternehmen Alteryx (NYSE:AYX) (WKN:A2DME9) und Shopify (NYSE:SHOP) (WKN:A14TJP), das erst kürzlich schwarze Zahlen geschafft hat. Unternehmen wie diese einfach zu verkaufen, ohne eine angemessene Prüfung, weil sie negative Ergebnisse haben, bringt nichts.

Zugegeben, einige Unternehmen laufen absichtlich in die roten Zahlen und verbrennen Barmittel aus der Bilanz, um das Umsatzwachstum zu maximieren. Sollte sich ein Abschwung negativ auf die Ergebnisse auswirken, könnten einige in der Lage sein, sich anzustrengen und etwas Geld zu sparen. Viele sind jedoch noch klein und brauchen das Wachstum, um überhaupt aus den Verlusten rauszukommen. Ein guter Indikator für Probleme sind Verkaufs-, Allgemein- und Verwaltungskosten (SG&A), die weit über die Hälfte des Gesamteinkommens betragen – oder manchmal fast gleich sind. Wenn ein Abschwung eintritt, sind die Aktien in dieser nicht beneidenswerten Position diejenigen, die am ehesten vom Markt bestraft werden. Obwohl diese SG&A-Kosten sicherlich nicht alles sind, könnten sie eine prekäre Lage verschlimmern. Aktien, die ein solches zusätzliches Risiko beinhalten könnten: Appian (NASDAQ:APPN) (WKN:A2DR9Y), Fastly (NYSE:FSLY) (WKN:A2PH9T) und Anaplan (NYSE:PLAN) (WKN:A2N7B1).

Daten von YCharts.

Unternehmen mit unterdurchschnittlichen Gewinnmargen Apropos zu viel Geld ausgeben, ist die Rohertragsmarge eine weitere Kennzahl, die man sich ansehen sollte, wenn man die Risiken im Portfolio mindern möchte. Der Bruttogewinn zieht die Kosten ab, die anfallen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung herzustellen. Erinnerst du dich an Econ 101? Macht man zu wenig aus einem Produkt oder einer Dienstleistung und der Bruttogewinn ist gering. Mit zunehmendem Umsatz sinken jedoch die Durchschnittskosten und die Gewinnmargen steigen. Die Unternehmen, die dieses optimale Gleichgewicht noch nicht erreicht haben, befinden sich in einer prekären Situation, da sie wenig Spielraum haben, um einen Sturm zu überstehen.

Zwei Unternehmen, an die ich dabei denke, sind die im Jahr 2019 hochkarätigen Börsengänge Uber (NYSE:UBER) (WKN:A2PHHG) und LYFT (NASDAQ:LYFT) (WKN:A2PE38). Für viele technologiebasierte Dienstleister sind Rohertragsmargen von weit über 50 % üblich. Hier ist es nicht der Fall. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 betrug der Bruttogewinn von Uber 45,4 % und der von Lyft 33,5 %. Ein zusätzliches Problem ist, dass, obwohl beide den Umsatz zweistellig steigern, der Bruttogewinn sinkt, da sie neue Geschäftsfelder generieren, um eine profitable Größenordnung zu erreichen. Ubers Bruttogewinn lag im Vorjahr bei 53,3 % und Lyfts bei 38,6 %.

Wenn man die SG&A-Kosten dazu nimmt, sehen die Unternehmen wie Uber und Lyft, die niedrige Rohertragsmargen haben und in den roten Zahlen arbeiten, während einer Konjunkturabschwächung plötzlich noch weniger attraktiv aus. Der Umgang mit übermäßigem und unflexiblem Barmittelabfluss in Zeiten der Unsicherheit erschwert die Führung eines Unternehmens umso mehr.

Unternehmen mit zyklischen Geschäften Wenn man sich darüber Gedanken macht, ob man verkaufen will, ist ein weiterer Überlegungspunkt, wie abhängig ein Technologieunternehmen von den Konsumausgaben ist. Einige Aktien werden in einer Rezession gelähmt, nicht weil die Umsätze sinken, sondern weil ihre Aktienbewertung höher war als das, was der durchschnittliche Investor für akzeptabel hielt. Wenn das Geschäft immer noch stark ist, sind das die idealen Kandidaten, die man beim Kursrückgang kaufen sollte. Andere sind jedoch weniger langlebig und fallen, weil weniger Verbraucher ihre Produkte kaufen.

Bei zyklischen Geschäften ist das normal, doch wenn ein zyklisches Geschäft bereits im roten Bereich ist, wenn die Zeiten gut sind, könnte es viel schlimmer werden, wenn sie es nicht mehr sind. Einzelhändler, Unterhaltungselektronik, Halbleiter- und Automobilhersteller sind Beispiele für zyklische Geschäfte, die in Zeiten der Rezession tendenziell zurückgehen. Shopify und seine E-Commerce-Plattform sind mit einem gewissen Risiko behaftet, nicht nur, weil sie sich an kleine Unternehmen und Einzelhändler richtet, sondern auch, weil die Aktien allein im Jahr 2019 um unglaubliche 180 % gestiegen sind. Es ist ein großartiges Unternehmen mit einer langfristig erfolgreichen Strategie, doch es könnte eine Pause eingeplant werden, wenn die Verkäufer bei ihren Einkaufsaktivitäten auf die Bremse treten.

Da Autos und Computerchips dazu neigen, von Rezessionen etwas angegriffen zu werden, könnte es für Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN:A1CX3T) und Ambarella (NASDAQ:AMBA) (WKN:A1J58B) – beide mit positivem freiem Cashflow, doch negativem Ergebnis – noch schwieriger werden als es bereits ist. Obwohl Tesla immer noch ein wachstumsstarker Hersteller ist, gibt es große Zweifel an der Fähigkeit, einen positiven freien Cashflow aufrechtzuerhalten, während das Unternehmen daran arbeitet, seine Größe im In- und Ausland auszubauen. Ambarella hat auch einige turbulente Zeiten erlebt und vieles deutet darauf hin, dass diese vorbei sind. Sowohl Tesla als auch Ambarella sind ein Beweis dafür, dass Unternehmen unabhängig von der Wirtschaft steigen und fallen können, doch eine Rezession könnte ihnen das Leben dennoch erschweren, wenn sich der zyklische Konsum nachlässt.

Positionen klein halten, flexibel bleiben Verstehe mich nicht falsch – ich sage nicht, dass man aus den oben genannten Unternehmen vollständig aussteigen soll. Wie bereits erwähnt, ist es schwer zu sagen, ob und wann eine Rezession eintreten könnte, und in der Zwischenzeit werden viele Aktien wahrscheinlich weiter wachsen. Es gibt auch unbekannte Ereignisse und Entwicklungen, die die Entwicklung eines Unternehmens zum Besseren verändern könnten. Daher ist die Investition in wachstumsstarke Aktien, egal, was kommt, keine schlechte Idee.

Schließlich ist eine gute Offensive manchmal die beste Verteidigung, besonders wenn der Wandel in einem rasanten Tempo stattfindet, wie es heute der Fall ist. Rezession oder nicht, dieses Tempo des Wandels wird sich fortsetzen. Die Käufer werden das Internet zunehmend nutzen und Unternehmen wie Shopify unterstützen; Unternehmen müssen den Betrieb sicher halten, was Cybersicherheitsunternehmen wie Zscaler in die Hände spielt; und große Datenmengen werden nicht kleiner, sodass Datenanalysesoftware wie Alteryx weiterhin sehr gefragt sein wird. Die Tech-Unternehmen, die Vollgas geben und Vorteile daraus ziehen, könnten weiter erfolgreich sein.

Was ist dann die Antwort auf unsere Hauptfrage? “Unprofitable” Aktien müssen nicht sofort verkauft werden, wenn man vor einer Rezession steht. Auf jeden Fall jedoch, wenn weniger Risiko dein Ziel ist, halte die Positionen kleiner, halte Geld und verwende dieses Geld, um deine besten Aktienpositionen in kleinen Schritten im Laufe der Zeit zu erhöhen. Keiner kann den Tiefpunkt eines Abschwungs erraten, also anstatt ihn zu timen, solltest du auf den Durchschnittskosteneffekt setzen.

Dieser Artikel wurde von Nicholas Rossolillo auf Englisch verfasst und am 05.09.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

The Motley Fool besitzt und empfiehlt Alteryx, Ambarella, Appian, Shopify, Tesla und Zscaler, Inc. The Motley Fool empfiehlt Fastly und Uber Technologies.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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