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Veröffentlicht am 30.09.2012, 18:21
Neues Deutschland: Sparen bis zum Bruch - Kommentar zur Finanzkrise

und Reaktionen auf ihre Folgen

Berlin (ots) - Die Akzeptanz eines Gesellschaftssystems wird in

jeder Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen. Umso mehr, wenn

der Bevölkerung der Eindruck schwindet, dass die zu schulternden

Lasten »gerecht« verteilt sind. Auch wenn Gerechtigkeit immer

normativen Kriterien unterliegt, ist in der Eurokrise

offensichtlicher denn je, wer die Zeche zu zahlen hat: Der normale

Steuerzahler blecht, um das Bankensystem als Herzstück der

kapitalistischen Maschinerie am Leben zu erhalten.

In Deutschland, das von der Krise noch weitgehend verschont ist,

bringt das bislang nicht die ganz großen Massen auf die Straßen, um

eine faire Umverteilung einzufordern. Im Herzen der Krise, in

Südeuropa, sieht das anders aus: Für seine Rechte auf die Straße zu

gehen oder gleich auszuwandern, sind die Alternativen. Für Spanien

steht gar die territoriale Integrität auf dem Spiel: Die

Unabhängigkeitsbewegungen in Katalonien und dem Baskenland sind so

stark wie nie seit dem Tode Francos 1975. Dass Spaniens

Premierminister Mariano Rajoy am Wochenende mit Verbalattacken den

Separatisten vorwarf, »Spanien kaputtmachen« zu wollen, geht am Kern

des Problems vorbei. Was Spanien kaputt macht, ist eine

Austeritätspolitik, die laut UNICEF 2,2 Millionen Kinder in die

Unterernährung getrieben hat. Wenn Rajoy das Auseinanderdriften

Spaniens verhindern will, muss er mit seiner Politik brechen. Spanien

braucht wie ganz Europa eine faire Umverteilung. Sonst droht der

Bruch der Gesellschaften.

Originaltext: Neues Deutschland

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