Von Peter Nurse
Investing.com - Im Vorfeld der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) nehmen die Anleger in Europa einen Teil der Vortagesgewinne wieder vom Tisch.
Um 10:05 Uhr notierte der DAX in Deutschland 0,4% niedriger, der französische CAC 40 fiel um 0,2%, während der britische FTSE 100 um 0,2% nachgab.
Angesichts des Optimismus der Anleger hinsichtlich der weltweiten wirtschaftlichen Erholung nach dem Ausbruch des Coronavirus und der rekordverdächtigen Konjunkturmaßnahmen von Regierungen und Zentralbanken sind die Aktienmärkte in letzter Zeit deutlich gestiegen.
Am Spätmittwoch kündigte die deutsche Bundesregierung ihr zweites Konjunkturpaket seit Beginn der Pandemie an. Das neue Paket umfasst eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer und einmalige Zuschüsse für Eltern mit Kindern, sieht aber keine direkte Hilfe für die Autoindustrie vor, außer in Form von Zuschüssen für kleinere Elektrofahrzeuge und Ladestationen.
In der Folge setzten Gewinnmitnahmen im deutschen Automobilsektor ein. Daimler (DE:DAIGn) sank um 4%, Volkswagen (DE:VOWG) und BMW (DE:BMWG) rutschten um mehr als 2% ab.
Vor diesem Hintergrund wird sich die Aufmerksamkeit auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am späteren Donnerstag richten, bei der die Zentralbank ihre Anleihekäufe zur Unterstützung der angeschlagenen Volkswirtschaften der Region voraussichtlich verstärken wird.
"Wir glauben, dass die EZB bereit ist, die Geldpolitik wieder zu lockern", sagten Analysten von Nordea in einer Kundennotiz, "dieses Mal durch die Erhöhung des Pandemie-Notkaufprogramms um 500 Mrd. Euro auf 1250 Mrd. Euro und möglicherweise sogar durch ein Signal, dass die Käufe bis Dezember 2020 nicht enden werden".
Außerdem wird die EZB ihre neuen Wirtschaftsprognosen veröffentlichen. Die Daten dieser Woche deuten darauf hin, dass die Wirtschaft die Talsohle vielleicht bereits durchschritten hat, aber Risiken für die Erholung bleiben in Form einer zweiten Welle von Covid-19-Infektionen und Spannungen zwischen den USA und China bestehen, die zu einem weiteren Handelskrieg führen könnten.
Die EZB verkündet ihre geldpolitische Entscheidung um 13:45 Uhr, gefolgt von der Pressekonferenz durch Präsidentin Christine Lagarde um 14:30 Uhr.
Unternehmensseitig stand der französische Spirituosenhersteller Remy Cointreau (PA:RCOP) im Fokus. Er sagte voraus, dass sein derzeitiger Betriebsgewinn in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2020/21 aufgrund der Coronavirus-Krise um 45-50% sinken werde, obwohl er für die zweite Hälfte eine starke Erholung erwarte.
HSBC (LON:HSBA) und Standard Chartered (LON:STAN) dürften am Donnerstag ebenfalls im Mittelpunkt, da die beiden auf Asien ausgerichteten britischen Banken die Durchsetzung eines nationalen Sicherheitsgesetzes in Hongkong durch China unterstützten und sie damit auf Kollisionskurs mit der britischen Regierung brachten.