Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn will ihr Schienenetz modernisieren und so deutlich mehr Personen- und Güterzügen Raum geben.
"Ziel ist es, sage und schreibe bis zu 20 Prozent mehr Kapazität im deutschen Schienennetz zu schaffen", sagte Bahnchef Richard Lutz am Montagabend bei einem Neujahrsempfang in Berlin. Mit dem Programm "Digitale Schiene" arbeite man am grundlegenden technischen Wandel im Eisenbahnsektor. "Ich rede von Chancen, die einen noch nie dagewesenen Entwicklungsschub für die Eisenbahn in Deutschland bieten". Am Ende werde ein Netz aus digitaler Leit- und Sicherungstechnik stehen, das eine dichtere Zugfolge und eine bessere Ausnutzung der Schienenwege möglich mache. Dies werde zehn bis 15 Jahre dauern - und es werde sehr viel Geld kosten, sagte Lutz als Chef des bundeseigenen Konzerns. "Darüber werden wir mit unserem Eigentümer reden."
Hintergrund ist auch das rasante Verkehrswachstum vor allem auf den Straßen in den vergangenen Jahren, der unter anderem dazu führte, dass der Verkehrssektor gegenüber 1990 kein Treibhausgas einsparte. Laut Sondierungspapier von Union und SPD sowie dem Klimaschutzplan der amtierenden Bundesregierung soll sich das bis 2030 grundlegend ändern. Der umweltfreundliche Schienenverkehr soll so gestärkt werden, für den Personenverkehr attraktiver werden und dem Lkw-Verkehr stärker Konkurrenz machen. Im Sondierungspapier von Union und SPD hat zudem die Digitalisierung einen Schwerpunkt, dorthin sollen erheblich mehr Mittel fließen.
Lutz räumte ein, dass die Bahn im vergangenen Jahr ihre Pünktlichkeitsziele verfehlt habe. 2018 habe man sich vorgenommen, dass 82 Prozent aller Fernzüge weniger als sechs Minuten Verspätung hätten. Man müsse hier noch die ein oder andere Schippe drauflegen, sagte Lutz. Zuletzt musste die Bahn den Verkehr bundesweit wegen des Orkans "Friederike einstellen."
Positiv stimmen dagegen laut Lutz die wirtschaftlichen Zahlen der Bahn für 2017. "Wir haben uns hier erneut verbessert und werden unsere Ziele erreichen - teilweise sogar etwas besser herauskommen." Für das vergangene Jahr hatte der Konzern einen Betriebsgewinn von mindestens 2,2 Milliarden Euro angepeilt. Die Bilanz will die Bahn im März vorstellen.