Washington/Hamburg (Reuters) - Mitten in den Problemen um verfehlte Produktionsziele, der Abwanderung von Führungskräften und tödlichen Unfällen mit Elektroautos plant Tesla eine Umstrukturierung.
Der umtriebige Unternehmenschef Elon Musk kündigte in einer am Montag bekanntgewordenen Mail an Mitarbeiter eine "gründliche Reorganisation" an. Er wolle in diesem Zusammenhang flachere Hierarchien im Management schaffen und so die Kommunikation verbessern, Funktionen zusammenfassen und andere Aktivitäten beschneiden. Was das genau für die Führung des Unternehmens aus dem Silicon Valley bedeutet, verriet Musk nicht. Analysten werten das Vorhaben auch als Ausdruck zunehmender Verunsicherung. "Es läuft vieles unrund bei denen", sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.
Der Elektroauto-Pionier ist nach Jahren des Wachstums und Erfolgs in schwierigeres Fahrwasser gekommen. In der Branche werden die Produktionsziele mit Skepsis gesehen, außerdem gibt es immer wieder Unfälle mit Tesla-Autos, die Zweifel an der Sicherheit des eingebauten Autopiloten aufkommen ließen. Auch bei den Batterien kommt es hin und wieder zu Problemen: In der Schweiz war vergangene Woche der Fahrer eines Wagens ums Leben gekommen, weil sich die Akkus nach einer schweren Kollision entzündet hatten.
Auf Investoren wirkt Unternehmenschef Elon Musk angesichts der schlechten Nachrichten dünnhäutig. In einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen hatte der Tesla-Chef Fragen zum Finanzbedarf des notorisch defizitären Unternehmens abgebügelt und damit die Aktien von Tesla auf Talfahrt geschickt. Analysten nehmen ihm den Ton heute noch übel: "Der völlig verunglückte Call zeigt auch, dass ihm die Souveränität im Moment abgeht", sagt Autoexperte Pieper. Am Montag ging die Tesla-Aktie mit minus drei Prozent aus dem Handel.
"EINFACH MAL ETWAS RUHE"
Sein Kollege Frank Schwope von der NordLB glaubt, dass Musk durch die angekündigte Neuorganisation von Problemen ablenken wolle. Ihm seien die angekündigten Maßnahmen zu unkonkret. Die Schwierigkeiten, in denen Tesla stecke, seien vermutlich viel größer. Darauf deuteten auch Umbesetzungen von Führungspositionen und die Abwanderung von Managern hin. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Produktionschef Doug Field eine Auszeiten nimmt. Mit Matthew Schwall verliert Tesla außerdem einen wichtigen Mann an die Google-Schwester Waymo.
Analyst Pieper bringt die Fluktuation auch mit dem Führungsstil bei Tesla in Zusammenhang. Musk erwecke den Eindruck, als müsse er 24 Stunden aktiv und immer auf der Suche nach etwas Neuem sein. "Dem Unternehmen würde einfach mal etwas Ruhe gut tun."
Analyst Schwope sieht das ähnlich: "Es ist riskant, eine grundlegende Neustrukturierung in einem Moment vorzunehmen, wenn Tesla die Produktion des Model 3 hochfährt." Musk hat sich vorgenommen, die Produktion des wichtigen Fahrzeugmodells bis zur Jahresmitte auf 5000 Stück in der Woche zu steigern. Dadurch will Tesla den Aufstieg von einem Nischenanbieter zu einem Massenhersteller von Elektroautos schaffen. Ende März rollten erst etwas mehr als 2000 Fahrzeuge von den Produktionsbändern, womit sich Tesla zwar steigerte, das selbst gesteckte Ziel von 2500 Wagen aber verfehlte.