Investing.com - Die Talfahrt der Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) scheint kein Ende zu nehmen. Am Mittwoch rutschten die von Produktionsstopps und Bewertungssorgen schwer gebeutelten Papiere des US-Elektroautobauers mit 104,79 Dollar auf ein weiteres Zwischentief und verzeichneten vorbörslich Kursabschläge von knapp 4 Prozent.
Bereits gestern waren die Aktien von Tesla um mehr als 11 Prozent gefallen. Mit einem Kursminus von knapp 44 Prozent im Dezember steuert der Titel auf seinen schlechtesten Börsenmonat in der Unternehmensgeschichte zu. Auf Jahressicht haben die Papiere rund 69 Prozent an Wert eingebüßt.
Zuletzt drückten Meldungen auf den Kurs, wonach Tesla die Produktion in Shanghai länger als geplant herunterfahren würde. Dies gilt sowohl für die Weihnachtsferien als auch für den Januar rund um das chinesische Neujahrsfest. Zuvor hatte Tesla sein wichtigstes Werk auf Hochtouren laufen lassen.
Wie Reuters berichtete, soll das Tesla-Werk in Shanghai bei seiner Wiederinbetriebnahme im Januar nur 17 Tage lang produzieren. Das gab es in dieser Form bei Tesla noch nie. Shanghai wurde diesen Monat von einer neuen Corona-Welle getroffen, als China seine Null-Covid-Politik lockerte.
Zur Wochenmitte wurden Analysten für den S&P 500-Wert nochmals pessimistischer, auch mit Blick auf die jüngsten Preisrabatte des Autobauers, die auf Absatzprobleme hinweisen.
"Es steht außer Frage, dass es Nachfrageängste gibt", meinte Thomas Hayes, Vorsitzender von Great Hill Capital, und bezog sich dabei auf eine Senkung der Lieferprognose des chinesischen Konkurrenten Nio im wichtigen chinesischen Markt.
Die Tesla-Aktie sei einem "perfekten Sturm" aus hohen Zinssätzen, dem so genannten Tax-Loss-Selling und Aktienverkäufen durch einige Fonds ausgesetzt, ergänzte Hayes.
Beim Tax-Loss-Selling werden am Ende eines Börsenjahres die Verlustbringer verkauft, um diese mit Gewinnen zu verrechnen oder als Verlustvortrag ins neue Jahr zu übertragen.
Trotz der jüngsten Kursverluste liegt das KGV von Tesla immer bei rund 30. Zum Vergleich: das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Volkswagen (ETR:VOWG), BMW (ETR:BMWG), Ford (NYSE:F) und General Motors (NYSE:GM) bewegt sich im Bereich um 5. Die vier Autobauer, die 2021 zusammen 20,7 Millionen Einheiten abgesetzt hatten, kommen gerade einmal auf eine Marktkapitalisierung von 225 Milliarden Dollar, Tesla dagegen auf 344 Milliarden Dollar.
"Der Großteil der Schwäche der Aktie in diesem Jahr ist auf Indikatoren zurückzuführen, die eine nachlassende globale Nachfrage anzeigen", sagte Craig Irwin, ein Analyst bei Roth Capital Partners. Das geschätzte Umsatzwachstum von Tesla "ist immer noch erstaunlich, aber nicht so erstaunlich wie die Marktbewertung von 385 Milliarden Dollar", sagte er und bezog sich dabei auf den Börsenwert am Ende der letzten Woche, also vor der gestrigen Talfahrt.
Laut Bloomberg-Daten schätzen die Analysten das durchschnittliche Umsatzwachstum auf 54 Prozent für 2022 und 37 Prozent für 2023.
In dem Glauben, dass Tesla in einer von Elektroautos dominierten Zukunft zum Marktführer aufsteigen würde, verachtfachte sich der Aktienkurs im Jahr 2020. Tesla sicherte sich damit seinen Platz im S&P 500 und war zeitweise sogar das fünftwertvollste Unternehmen im US-Leitindex.
von Robert Zach