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Warum das denn? SAP haut zwei Jahresgewinne für ein Umfrage-Tool heraus

Veröffentlicht am 14.11.2018, 09:09
Warum das denn? SAP haut zwei Jahresgewinne für ein Umfrage-Tool heraus
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SAP (WKN:716460) ist hochprofitabel und sieht sich seit einiger Zeit auf der Überholspur. Nun soll der Kauf von Qualtrics weiteren Treibstoff liefern. Aber 8 Mrd. US-Dollar Barmittel für ein Start-up, dass sich mit Onlineumfragen beschäftigt? Sind die noch ganz bei Trost? Lass uns daher mal aus der Nähe betrachten, ob es nicht vielleicht doch einen Grund gibt, der diesen hohen Preis rechtfertigt.

Teure Übernahmen sind im Trend Der Software-und-Internet-Sektor ist immer für spektakuläre Deals gut, man denke nur an den verrückten Preis, den IBM (NYSE:IBM) (WKN:851399) aktuell für den Linux-Champion Red Hat bezahlt. Auch SAP verfolgt seit Langem die Strategie, über spezialisierte Zukäufe zu wachsen und die Marktposition zu verteidigen.

Mit Sybase gelang der Sprung zu mobilen Datenbanken, mit Ariba erhielt SAP eine starke Onlinehandelsplattform und mit SuccessFactors eine cloudbasierte Software für das Humankapitalmanagement. Eine Menge weiterer Deals half den Walldorfern, den Übergang in Richtung Cloud zu meistern.

Den sagenhaften Aufstieg des von Anfang an auf die Cloud fokussierten Konkurrenten salesforce.com (WKN:A0B87V) konnte es trotzdem nicht verhindern. Diese Rivalität steht wohl auch im Mittelpunkt der aktuellen Übernahme. Das Geschäft mit Kundenmanagementsoftware (CRM), worin Salesforce besonders stark ist, soll bis 2020 durch das neue Programmpaket C/4 Hana verdoppelt werden, und die Integration von Qualtrics könnte ein weiterer Hebel sein, um Marktanteile zu gewinnen.

Das ist Qualtrics Ich hatte Qualtrics als Umfrage-Tool bezeichnet. Das kommt daher, dass das Unternehmen als Hauptwettbewerber von SurveyMonkey gilt, das zunächst durch sein leicht bedienbares Internetwerkzeug für schnelle Umfragen bekannt wurde.

Aber so etwas hätten SAPs Programmierer wohl auch selbst hinbekommen. Offenbar hat Qualtrics noch mehr zu bieten – zunächst eine ungewöhnliche Story: Das Unternehmen ist nicht im Silicon Valley, sondern in Utah zu Hause, und sein profitables Wachstum hat es jahrelang ohne Investoren vorangetrieben. Erst spät wurde fremdes Geld angenommen – bei einer Bewertung von 2,5 Mrd. US-Dollar.

Aber zurück zum Leistungsspektrum: Qualtrics hat mit „Experience Management“ (XM) einen sehr umfassenden Ansatz entwickelt, um die Kundenzufriedenheit, das Mitarbeitererlebnis, das Produkterlebnis und die Markenerfahrung zu messen. Die Software richtet sich also an Unternehmen, die wissen wollen, was außerhalb der Chefetage tatsächlich los ist und wie sich die Bedürfnisse verändern. Die Mehrzahl der amerikanischen Großunternehmen nutzt diese Werkzeuge bereits.

Mit schlauen Visualisierungstools hilft Qualtrics, aus den Umfrageergebnissen leicht verständliche Handlungsoptionen abzuleiten und anschließend wiederum den Erfolg von Optimierungsmaßnahmen zu messen. Im Kern ist Qualtrics also eine leistungsfähige Marktforschungsplattform, aber darüber hinaus auch eine starke Basis für ein kontinuierliches Verbesserungsprogramm.

Darum will SAP Qualtrics unbedingt haben Nun stand eigentlich ein Börsengang an, aber SAP ist in letzter Minute mit einem halsbrecherischen Übernahmeangebot dazwischengegrätscht. 8 Mrd. US-Dollar, das übertrifft beispielsweise die Marktkapitalisierung des weltweit erfolgreichen Sportmodekonzerns PUMA (WKN:696960). Um diesen Preis zu rechtfertigen, muss SAP mittel- bis langfristig Vorteile von zumindest 500 Mio. Euro pro Jahr durch die Übernahme generieren.

Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass Qualtrics aktuell lediglich 372 Mio. US-Dollar Umsatz macht. Allerdings wächst es mit Raten von über 40 % und generiert bereits jetzt deutlich positive Cashflows. SAP erwartet, dass das Wachstum sogar noch erheblich beschleunigt werden kann unter dem Konzerndach, weil der internationale Markt noch kaum bearbeitet wurde.

Qualtrics soll schnell in alle wesentlichen Anwendungen integriert werden, also nicht nur ins CRM, sondern beispielsweise auch in die Warenwirtschaft und das Mitarbeitermanagement. Die Vision besteht darin, die Erlebnisdaten („X-Data“) mit den operativen Daten („O-Data“) zusammenzubringen und so eine Echtzeit-360°-Sicht zu generieren, die Unternehmen hilft, sich auf allen Ebenen ständig zu verbessern.

Mindestens genauso interessant ist das Zusammendenken dieser Vision mit der Innovationsplattform SAP Leonardo. Die eine Seite hilft, Bedürfnisse besser zu verstehen, und die andere, neuartige vernetzte Lösungen zu entwickeln, die ebendiese Bedürfnisse erfüllen.

Kompromisslose Kundenorientierung und ein unbändiger Innovationsdrang, das sind die Merkmale einiger der erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit, insbesondere von Amazon.com (NASDAQ:AMZN) (WKN:906866).

So wie es aussieht, will SAP seine Kunden in die Lage versetzen, diese Denkweise bei sich zu implementieren. Wenn das gelingt, wäre es sicherlich ein großer Wurf, der den Burggraben von SAP ein gutes Stück erweitert.

Ein teurer Deal, der sich letztlich auszahlen könnte SAP generiert hohe verlässliche Cashflows und kann sich weiterhin sehr günstiges Fremdkapital besorgen. Von der Bilanzseite her muss man sich daher sicherlich keine Sorgen machen. Trotzdem sind 8 Mrd. US-Dollar extrem viel Geld für den Kauf einer noch relativ kleinen Softwarefirma, sodass man genau hinschauen muss, ob diese Mittel gut angelegt sind. Ich kann daher Anleger verstehen, die am 12.11. verschreckt ihre SAP-Aktien aus dem Depot geworfen haben.

Ich frage mich auch, ob man mit 8 Mrd. US-Dollar nicht selbst etwas Vergleichbares hätte stricken können. Allerdings ist es eine Sache, die Technik zu haben, und eine andere, sich eine so starke Kundenbasis aufzubauen, wie Qualtrics sie jetzt einbringt.

Als Standalone-Unternehmen kann ich nicht erkennen, dass Qualtrics auch nur annähernd 8 Mrd. US-Dollar wert ist, aber unter dem Dach der SAP könnten tatsächlich so mächtige Synergien entstehen, dass sich der Deal über die kommenden Jahre auszahlt. Dass SAP dem Kundenerlebnis eine so herausragende Wertschätzung entgegenbringt, ist auf alle Fälle ein gutes Signal.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market (NASDAQ:WFM), sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und Salesforce.com (NYSE:CRM).

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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