von Robert Zach
Investing.com - Der in einem milliardenschweren Bilanzskandal verwickelte deutsche Bezahldienstleister Wirecard (DE:WDIG) kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. Der ehemalige CEO des Fintech-Unternehmens, Markus Braun, dem Bilanzfälschung und Marktmanipulation vorgeworfen wird, wurde laut Brauns Anwalt gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro auf freien Fuß gesetzt. Braun hatte sich erst am Montagabend gestellt.
Der gefeuerte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek hält sich derweil möglicherweise auf den Philippinen auf. Es gebe Hinweise, dass Marsalek weiterhin im Land sein könnte, sagte der philippinische Justizminster Menardo Guevarra am Mittwoch. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Auf der Suche nach den verschollenen 1,9 Milliarden Euro, die sich auf einem Treuhandkonto bei zwei Banken auf den Philippinen befinden soll, meldete sich nun auch der Treuhänder, Mark Tolentino, zu Wort.
Tolentino sagte gegenüber "Rappler" am Dienstagabend, dass er sich nie mit dem zurückgetretenen Wirecard-Chef Markus Braun getroffen habe oder Kenntnis davon hatte, dass er mit einer deutschen Firma Geschäfte mache.
"Ich bin [mit dem Thema] nicht sehr vertraut, weil ich kein Aktienexperte bin, aber sie haben meine Dokumente benutzt, um in Deutschland zu rechtfertigen, dass sie ein riesiges Unternehmen sind, dass sie 2 Milliarden Dollar auf den Philippinen haben. Aber die Wahrheit ist, dass alles, was sie hier haben, nur Luft ist", sagte Tolentino, der sich in der Opferrolle sieht.
Damit verdichten sich die Hinweise, dass Wirecard im großen Stile betrogen hat. Bereits am Montag hatte der neue Vorstand von Wirecard eingeräumt, dass das Geld "mit hoher Wahrscheinlichkeit" nicht existiere. Somit steht ein Viertel der Bilanzsumme infrage. Auch das lukrative Asien-Geschäft über so genannte Drittpartner (Third Party Acquiring, TPA) mit hohen Gewinnmargen wird in Zweifel gezogen.
Beim Börsenplatz Tradegate notierte das Wirecard-Papier (TG:WDIG) zuletzt 31 Prozent im Minus bei 11,92 Euro. Das Tagestief liegt bislang bei 11,40 Euro. In den letzten 52 Wochen bewegte sich die Aktie in einer Spanne von 10,7 Euro bis 159,7 Euro.
Auch um die Anleihe von Wirecard mit einer Laufzeit bis September 2024 steht es schlecht. Sie notierte heute Nachmittag bei 18,69 Prozent des Nominalwerts von 100 Prozent. Mit 16,90 Prozent erreichte sie am Mittwoch ein neues Rekordtief. Der geringe Nominalwert unterstreicht, dass die Anleger kaum noch Hoffnung haben, dass Wirecard diesen gigantischen Finanzskandal überleben wird.
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