FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Rekordjagd beim Dax scheint kein Ende zu nehmen: Bei Kursen von zuletzt mehr als 12 300 Punkten sehnen aber immer mehr Marktteilnehmer eine Korrektur förmlich herbei. Es wäre durchaus gesund, zwischendurch etwas Tempo herauszunehmen, hieß es von den Experten der Deka Bank.
"Nach dem für den deutschen Leitindex fulminanten ersten Quartal scheinen nun selbst die optimistischsten Anleger etwas vorsichtiger zu werden", kommentieren die Aktienprofis der Landesbank Helaba und verweisen auf jüngste Umfragen, wonach Investoren das Ausmaß ihrer Aktienübergewichtung zuletzt etwas reduziert haben. "So wie deutsche Standardwerte 2011 nach unten übertrieben hatten, überschießen sie derzeit nach oben." Der Dax enteile der Realwirtschaft.
EZB VERSTÄRKT AUFWÄRTSTREND AM AKTIENMARKT
Triebfeder für die Hausse am hiesigen Aktienmarkt bleiben das billige Geld der Notenbanken, vor allem von der Europäischen Zentralbank (EZB), und der nach wie vor zum US-Dollar schwache Euro. Die EZB verstärke den Aufwärtstrend in beispiellosem Maße und erhöhe dadurch die Fallhöhe für die Zeit danach, mahnt die DZ Bank.
Es wird daher besonders wichtig sein, dass die Unternehmen mit ihren anstehenden Geschäftsberichten zum ersten Quartal überzeugen. "Nachdem der Markt den Unternehmen viel Vorschusslorbeeren gegeben hat, müssen sowohl die Ergebnisse wie auch die Ausblicke für den Sommer hervorragend ausfallen", sagt Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Lediglich ordentliche und anständige Ergebnisse reichten nicht aus, um die hohen Kurse zu rechtfertigen.
US-BERICHTSSAISON GEWINNT AN FAHRT
Bevor es aber in Deutschland mit der Berichtssaison so richtig los geht - nur der Verpackungsspezialist Gerresheimer (XETRA:GXIG) aus dem MDax sowie BB Biotech (ETR:BBZA) aus dem TecDax veröffentlichen in der neuen Woche Geschäftszahlen - schauen die Anleger erst einmal über den großen Teich. Am Dienstag berichten die beiden US-Banken JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) und Wells Fargo (NYSE:WFC) (ETR:NWT), der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) (XETRA:JNJ) sowie der Chiphersteller Intel (NASDAQ:INTC) (FSE:INL) über ihr erstes Quartal.
Am Mittwoch ist die Bank of America (NYSE:BAC) (ETR:NCB) dran, am Donnerstag folgen mit Goldman Sachs (NYSE:GS) (FSE:GOS) und Citigroup (NYSE:C) (XETRA:TRVC) zwei weitere Banken, und am Freitag legt der Mischkonzern General Electric (GE) (NYS:GE) (XETRA:GEC) Rechenschaft über seine Geschäftsentwicklung ab. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) glaubt, dass die US-Berichtssaison insgesamt schwach ausfallen wird, die US-Investoren somit dem deutschen Aktienmarkt vorerst treu bleiben und auch deshalb der Dax wahrscheinlich weiter zulegen wird.
Bei den europäischen Unternehmen mit Zahlen dürften in den nächsten Tagen vor allem die Lebensmittelhersteller Nestle (VTX:NESN) (XETRA:NESN), Danone (PSE:PBN) (FSE:BSN) und Unilever (LONDON:ULVR) (ASX:UNA) sowie der Chipindustrie-Ausrüster ASML Holding (ASX:AMS:ASML) (FSE:ASM) interessieren.
KEINE NEUEN ENTSCHEIDUNGEN DER EZB ERWARTET
Konjunkturseitig stehen für Europa nur wenige wichtige Daten im Kalender. Besonders beachtet werden sollten die Zahlen zur Industrieproduktion der Eurozone. Bei der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), die in der kommenden Woche am Mittwoch statt üblicherweise Donnerstag stattfindet, wird indes nicht mit der Ankündigung neuer geldpolitischer Maßnahmen gerechnet.
"Die Währungshüter dürften mit der jüngsten Entwicklung im Euroraum recht zufrieden sein", schreiben die Volkswirte der Commerzbank. Sie verweisen darauf, dass seit Anfang März die Wirtschaftsindikatoren für den Euroraum im Schnitt positiv überrascht haben. Die Konjunktur bessere sich weiter im Einklang mit den Erwartungen der EZB.
In den USA dürfte die Entwicklung der Verbraucherpreise im März das Interesse auf sich ziehen. Die Inflationsentwicklung gilt als mitentscheidend dafür, wann die US-Notenbank Fed mit den Leitzinserhöhungen beginnt. Zuletzt hatte im geldpolitischen Ausschuss der Fed Uneinigkeit über den Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung nach der Finanzkrise geherrscht.