FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger können in der neuen Woche vom Regen in die Traufe geraten. Denn nachdem am Freitag die Nachlese der Zinssitzung der US-Notenbank (Fed) sehr negativ ausgefallen ist, droht nun mit der vorgezogenen Parlamentswahl in Griechenland am Sonntag direkt der nächste Rückschlag für den deutschen Aktienmarkt. Die linke Syriza hat die Wahl für sich entschieden. Parteichef Alexis Tsipras bestätigte, dass es zur Wiederauflage der Koalition mit den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (Anel) kommen wird.
Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim, warnte bereits: "Der Grexit - also der Austritt Griechenlands aus dem Euro - ist noch längst nicht vom Tisch. Die Schuldenlast ist weiter drückend." Die neue Regierung in Athen müsse das Land umfassend modernisieren.
ANALYST: FED AGIERT NICHT MEHR SO SEHR VORAUSSCHAUEND
Die Fed habe mit ihrer Entscheidung, den Leitzins nicht zu erhöhen, und ihren Aussagen "die Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft und vor allem um China wieder angefacht", sagte Händler Richard Perry von ETX Capital. Notenbankchefin Janet Yellen hatte am Donnerstag mehrfach auf die Börsenkrise in China und die Wachstumsflaute in vielen Schwellenländern hingewiesen.
Beunruhigend sei auch, dass Yellen völlig offen gelassen habe, wie es weiter gehe, schrieb Klaus Martini, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Plückthun Asset Management. Denn laut Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank agiert die Fed derzeit - anders als vor der Finanzkrise - nicht mehr so sehr vorausschauend. Sie achte eher auf die aktuellen Daten. Positiv daran sei zwar, dass sie damit das aktuelle US-Wirtschaftswachstum nicht gefährdet. Negativ aber könnte sein, dass die Fed einen sich aufbauenden Lohn- und Preisdruck nicht bemerkt. Sie müsste später heftig gegensteuern, was die US-Wirtschaft in einigen Jahren in die nächste Rezession führen könnte.
IFO-INDEX AM DONNERSTAG
Unter dem Strich sollte die Hängepartie an den Aktienmärkten damit anhalten, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Windt bleibt skeptisch: In der neuen Woche stünden mit den europäischen Einkaufsmanagerindizes am Mittwoch sowie dem Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag wichtige Stimmungsindikatoren für September zur Veröffentlichung an. Hier sei mit Rückgängen zu rechnen: "Die wirtschaftliche Unsicherheit in wichtigen Schwellenländern dürfte auch der bisher guten europäischen Stimmung aufs Gemüt schlagen."
Aus Unternehmenssicht stehen zwei Milliarden-Übernahmen vom Wochenende im Fokus: Im boomenden deutschen Immobilienmarkt wollen sich die Frankfurter Deutsche Wohnen AG (XETRA:DWNG) und die kleinere Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien (XETRA:LEGn) zusammenschließen. Der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor (XETRA:DLGS) (ETR:DLG) will sich mit einer milliardenschweren Übernahme in den USA verstärken und den Konkurrenten Atmel schlucken. Zudem ist Volkswagen mit dem Abgas-Skandal in den USA ein Thema, das die ganze Woche bestimmen wird.
VONOVIA AB MONTAG IM DAX
Am Montagmorgen kommt es zum großen Stühlerücken in den Aktienindizes: Der Immobilienkonzern Vonovia (XETRA:VNAn), die frühere Deutsche Annington, kommt für Lanxess (XETRA:LXSG) in den Dax (DAX). Im Gegenzug steigt der Chemiekonzern in den MDax (MDAX) ab.
Neu im Index der mittelgroßen Werte ist auch die Deutsche Pfandbriefbank (XETRA:PBBG), die aus der 2009 mit der Hypo Real Estate fusionierten Depfa hervorgegangen war. Der Pharmagroßhändler Celesio (ETR:CLS1) muss im Gegenzug seinen Platz räumen, weil dessen Eigentümer McKesson das Unternehmen von der Börse nehmen will.
HELLA KOMMT IN DEN MDAX
Ferner rückt der Automobilzulieferer Hella (XETRA:HLE) nach seinem Börsendebüt vor kaum einem Jahr von dem SDax (SDAX) in den MDax auf und ersetzt dort Gerry Weber (ETR:GWI1). Der angeschlagene Modekonzern befindet sich damit am Montag ebenso im SDax der kleineren Werte wie die Leasingtochter des Autovermieters Sixt (XETRA:LNSX). Weichen muss dafür der Keramikhersteller Villeroy & Boch (ETR:VIB3).