Zeit und Timing mögen begrifflich zwar sehr nahe beieinander liegen. Wenn es um das Investieren in Aktien und an der Börse geht, sind sie jedoch eigentlich sogar ein Gegensatzpaar. Der eine Ansatz zielt darauf ab, einfach möglichst viel Zeit im Aktienmarkt zu verbringen. Wohingegen das Timing den Versuch darstellt, etwas zusätzliche Rendite kurzfristig aus einer Aktie herauszukitzeln.
Wir Fools sind der Überzeugung, dass ein Begriff weitaus entscheidender ist als der andere. Der Titel gibt die Richtung bereits vor. Aber blicken wir auf die Begründung, die an dieser Stelle überaus relevant ist.
Darum ist Zeit wichtiger als Timing Ein gutes Timing mag glücklich sein. Aber es ist in gewisser Weise vor allem eines: Zufall. Selbst eine Trefferquote von 60 % hierbei heißt, dass man in 40 % der Fälle danebenliegt. Es wäre in etwa ein Münzwurf mit einem leichten Vorteil für die eigene Seite. Wobei auch das natürlich Rendite einbringen kann, wenn es denn klappt.
Aber Zeit ist trotzdem entscheidender. Während Timing vielleicht am Anfang ein paar Prozentpünktchen bringen kann, ist es ein langfristig orientierter Ansatz mit einem möglichst langen Zeitfenster, der bedeutende Unterschiede bezwecken kann. Die anfänglichen paar Prozentpunkte, die man besser oder schlechter gekauft hat, sind plötzlich irrelevant, wenn der Zinseszinseffekt den Vermögensaufbau immer weiter vorantreibt. Das ist der Katalysator und Mechanismus, der Vermögen bringt. Und nicht ein paar Prozent in relativ kurzer Zeit.
Denken wir das weiter. Vielleicht hat man in den ersten drei Jahren als Investor ein Vermögen von 10.000 Euro aufgebaut. Na klar, das ist nicht wenig. Unglückliches Timing führt vielleicht dazu, dass man 20 oder 30 % verliert, mag sein. Besser wäre es natürlich, wenn man direkt 20 oder 30 % gewinnen würde. Die Extreme können eine Differenz von 6.000 Euro in unserem Beispiel darstellen.
Aber was, wenn man mit den 10.000 Euro nach 30 Jahren und einer durchschnittlichen Rendite von 8 % pro Jahr plötzlich 100.000 Euro erreicht hat? Interessiert es da noch wirklich, ob die ersten Jahre volatil gewesen sind? Zeit ist der Faktor, der Timing dann plötzlich aussticht. Wobei ein weiteres Jahr mit 8 % Rendite hieße, dass man 8.000 Euro zu dem Vermögen hinzubekäme. Das ist eben der Zinseszinseffekt, der dazu führt, dass eine maximale Verweildauer langfristig attraktiver erscheint.
Die Statistik auf deiner Seite Ein weiterer Grund, warum Zeit allgemein wichtiger ist als ein gutes Timing, hängt mit der Statistik zusammen. Im US-amerikanischen S&P 500 hat es in der Zeit zwischen 1871 und 2014 keinen Zeitraum gegeben, indem die Rendite ab einer Haltedauer von 20 Jahren negativ gewesen wäre. Das bedeutet, dass man mit einem langfristigen Ansatz sogar das Verlustrisiko minimiert.
Also, was denkst du, ist es entscheidend, ein glückliches Timing zu besitzen? Oder ist es nicht eigentlich der relevantere Ansatz, sein Geld möglichst lange investiert zu lassen, um vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Entscheide selbst.
Der Artikel Zeit ist wichtiger als gutes Timing ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022