Jahrelang hat Sparen keinen Spaß gemacht. Aufgrund der verfolgten Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erhielt man für sein Geld auf der Bank keine Zinsen mehr. Schlimmer sogar, ab einer gewissen Vermögenshöhe musste man bei vielen Geldhäusern sogar Strafzinsen zahlen. Durch die Inflation verlor das eigene Ersparte zusätzlich sukzessive an Kaufkraft.
Da die Inflation nun bereits im zweistelligen Bereich angekommen ist, denkt die EZB nun um. Folgerichtig wurde der Leitzins vor Kurzem erstmals erhöht, weitere Zinsschritte sollen folgen.
Das wirft die Frage auf, ob es sich zukünftig wieder lohnen könnte, Geld auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto zu parken. Vor allem aber ist die Frage, ob höhere Zinsen nun das Sparen gegenüber dem Investieren in Aktien attraktiver macht.
Die Zinsen steigen! Ist Sparen nun wieder in? Auf ihren sozialen Netzwerken verkündete die ING (AS:INGA), dass sie ihre Kunden als erste Großbank in Deutschland wieder an der Zinswende teilhaben lassen. Konkret gesagt, führt die Bank für alle Kunden die Tagesgeldzinsen wieder ein.
Ab dem 6. Dezember gibt es dann 0,3 Prozent Zinsen per annum auf das Tagesgeld. Für Neukunden winken sogar bei Eröffnung eines Extra-Kontos für vier Monate 1 Prozent Zinsen per annum auf das Tagesgeld.
Es ist davon auszugehen, dass andere Großbanken dem Beispiel bald folgen werden. Darüber hinaus ist eine weitere Anhebung der Tagesgeldzinsen im Laufe der Zeit wahrscheinlich. Zumindest solange die EZB den Leitzins auch erhöht.
Sein Geld auf ein Sparbuch oder auf ein Tagesgeldkonto zu legen wird also tatsächlich gegenwärtig zunehmend attraktiver.
Sparbuch versus Aktien Geld zu sparen gehört quasi zur deutschen Mentalität. Und es macht auch absolut Sinn, ein paar finanzielle Mittel auf Reserve für schlechte Zeiten zu haben. Oder um sich einen schönen Urlaub zu gönnen. Jetzt, wo man allmählich wieder Zinsen auf seine Bankeinlagen erhält, lohnt sich das Sparen also erst recht wieder.
Ich persönlich spare auch. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich es, mein Geld in Aktien zu investieren. Warum? Dafür gibt es zwei ganz einfache Gründe.
Zum einen kauft man mit Aktien Anteile an echten Unternehmen. Somit liegt das Geld nicht einfach „sinnlos“ irgendwo rum, sondern man unterstützt damit eine innovative Idee oder eine große Vision.
Und zum anderen sind die Aussichten auf eine Rendite bei Aktien einfach wesentlich besser. Über Jahre hinweg ist es möglich, mit Aktien eine jährliche Rendite von 5, 10 oder sogar 12 % zu erzielen. Dagegen sehen die 0,3 Prozent, die es jetzt auf das Tagesgeldkonto gibt, mickrig aus.
Aktien fallen wegen der Zinsen, bieten aber eine Chance Spannend ist die Tatsache, dass die Aktienkurse vieler Unternehmen aktuell gerade deswegen so stark fallen, weil die Zinsen steigen. Solange die Inflation weiterhin so hohe Raten erreicht, werden die Zinsen wohl auch weiterhin steigen. Keine guten Aussichten für Aktien. Oder doch?
In Aktien sollte man langfristig investieren. Das heißt, mindestens zehn Jahre. Wer jetzt die günstigen Aktienkurse nutzt, um mutig zu investieren, könnte damit über die Jahre hinweg ansehnliche Renditen erzielen.
Genau das ist die Chance, die Aktien gerade bieten. Sparen ist also schön und gut, aber für mich steht außer Frage, dass ich mein Geld weiterhin in Aktien anlegen werde.
Der Artikel Zinsen steigen, Aktien fallen: Ist Sparen wieder in? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Caio Reimertshofer besitzt Aktien von ING. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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