MONTE CARLO (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (ETR:MUV2) stellt sich angesichts des Preiskampfs erneut auf weniger Geschäft ein. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum kommenden Jahreswechsel werde der Konzern dem Preisdruck widerstehen und wenn nötig Verträge aufgeben, kündigte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Sonntag beim Branchentreffen in Monte Carlo an. Statt dessen will der Dax-Konzern F:DAX verstärkt neue Risiken versichern, in denen der Konkurrenzkampf noch nicht tobt. Auch Experten erwarten, dass der Preisverfall in der klassischen Rückversicherung weitergeht.
Erstversicherer wie die Allianz F:ALV und Axa sondieren in Monte Carlo mit Rückversicherern wie Munich Re und Hannover Rück (ETR:HNR1) die Konditionen für das kommende Jahr. Die Munich Re hatte bereits bei der Vertragserneuerung zum Juli einen Rückgang bei den Prämieneinnahmen hingenommen. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re (VTX:SREN) (ETR:SR9) und der Branchendritte Hannover Rück wollen sich am Montag zu den Geschäftsaussichten äußern.
Rückversicherer stehen wegen der Niedrigzinsen unter Druck. Großanleger wie Pensions- und Hedgefonds haben auf der Suche nach lohnenden Kapitalanlagen die Rückversicherung für sich entdeckt. Sie stecken Milliardensummen in Katastrophenanleihen und Zweckgesellschaften, mit denen sie für Schäden durch Naturkatastrophen haften. Da schwere Katastrophenschäden in letzter Zeit weitgehend ausblieben, ist das für die Anleger ein lohnendes Geschäft. Nach Berechnungen des weltgrößten Rückversicherungsmaklers Aon Benfield standen zur Jahresmitte 59 Milliarden US-Dollar an solchem alternativem Rückversicherungskapital zur Verfügung - so viel wie nie zuvor.
Das Überangebot drückt auf die Preise, auch in anderen Bereichen des Schaden- und Unfallgeschäfts können die Rückversicherer bei den Erstversicherern immer geringere Preise durchsetzen. Diese nehmen zudem mehr Risiken auf die eigene Kappe, statt Rückversicherungsschutz einzukaufen. Nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's dürften die Preise in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung 2014 um 5 bis 10 Prozent sinken, im Katastrophengeschäft sogar um 10 bis 15 Prozent. Die Ratingagentur Fitch erwartet, dass dieser Trend etwa auf dem wichtigen US-Markt noch bis ins Jahr 2017 weitergeht.
Die Munich Re baut daher auf neuartige Verträge, mit denen sie ihre Kunden etwa gegen Risiken wie Datenverlust und Hackerangriffe im Internet versichern will. Ein anderes Modell sind Reputationsversicherungen, mit der sich Unternehmen gegen die Folgen von Imageschäden absichern können. Die Gewinnspannen und die Wachstumsraten seien in solchen neuen Geschäftsfeldern hoch, betonte die Munich Re. Im umkämpften klassischen Geschäft wollen die Münchner jedoch auf Vertragsvolumen verzichten, wenn die Prämien ihr zu niedrig erscheinen.