Washington (Reuters) - Ex-FBI-Chef James Comey hat Donald Trump die Eignung für das Amt des US-Präsidenten abgesprochen.
Trump sei ein gefährlicher Anführer, der Institutionen und kulturellen Normen gewaltigen Schaden zufüge, sagte Comey dem Sender ABC News. "Er ist moralisch ungeeignet, Präsident zu sein." Eine Person, "die Frauen wie ein Stück Fleisch behandelt und auch so über sie redet, die kontinuierlich über große und kleine Dinge lügt und darauf besteht, dass die Amerikaner das glauben - diese Person taugt nicht zum Präsidenten der USA". Das Interview wurde am späten Sonntagabend ausgestrahlt. Am Vormittag war Trump mit einer Tweet-Serie über Comey hergezogen, nachdem Auszüge aus Comeys am Dienstag erscheinendem Buch über seine Zeit als FBI-Chef vorab veröffentlicht wurden: Comey sei ein aalglatter Typ, nicht schlau und unausgeglichen. "Er wird als der SCHLECHTESTE FBI-Direktor in die Geschichte eingehen, mit Abstand." Am Freitag hatte er Comey bereits als "Schleimball" verunglimpft.
Trump entließ Comey im Mai 2017, nachdem die Bundespolizei Ermittlungen aufgenommen hatte, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Trumps Präsidentschaftswahlkampf und Russlands mutmaßlicher Wahleinmischung zugunsten Trumps zu prüfen. Daraufhin setzte das Justizministerium Sonderermittler Robert Mueller ein. Comey ist einer seiner wichtigsten Zeugen.
Comey sagte ABC News, er mache sich Sorgen, dass Trump durch Russland erpressbar sei. Er verwies auf Behauptungen, wonach Trump 2013 in einem Moskauer Hotel dabei gewesen sei, als Prostituierte aufeinander uriniert hätten. Es sei möglich, dass Russland über Belege verfüge, die diese Behauptungen stützten. Er wisse es aber nicht. Trump habe ihm gesagt, er sei in dem Hotel nicht übernacht geblieben und die Angaben in Bezug auf die Prostituierten seien nicht wahr.
COMEY: TRUMP WOLLTE MEINE PERSÖNLICHE LOYALITÄT
Muellers Ermittlungen drehen sich auch um die Frage, ob Trump die Justiz behindert hat. Dafür gäbe es nach seiner Auffassung sicherlich einige Hinweise, sagte Comey. Trump habe ihn kurz nach Amtsantritt im Januar 2017 dazu gedrängt, persönlich loyal zu ihm zu stehen. Die Loyalität des FBI-Chefs solle jedoch "dem amerikanischen Volk und der Institution" gelten. Der Titel seines Buches "A Higher Loyalty" ("Eine höhere Loyalität") beruhe auf diesem "bizarren Gespräch". Trump schrieb auf Twitter: "Ich habe Comey nie um seine persönliche Loyalität gebeten. Ich kannte diesen Typen kaum. Nur eine weitere seiner vielen Lügen."
Trotz allem solle der Kongress aber Trump nicht des Amts entheben, sagte Comey. Das würde die US-Bevölkerung "vom Haken" lassen. "Die Menschen in diesem Land müssen aufstehen, in die Wahllokale gehen und für ihre Werte stimmen."
Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sagte dem Sender NBC, seines Wissens nach sei Comey ein integrer Mann. Er kenne ihn aber nicht so gut. Die Vorsitzende des nationalen Organisationskomitees der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, sagte, Comeys ABC-Interview belege, dass er nur sich selbst gegenüber loyal sei. Er sei unglaubwürdig und Trump habe ihn zurecht gefeuert.