LONDON (dpa-AFX) - Der britische Premierminister Boris Johnson hat Schwächen bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine eingeräumt. "Hätten wir schneller handeln können? Ja, vermutlich hätten wir das", antwortete Johnson am Dienstag in einem Interview des Senders ITV auf die Frage nach Großbritanniens Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine. Bislang habe sein Land 86 000 Visa (NYSE:V) ausgestellt und 27 000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
Die britische Regierung setzt in ihrem Programm auf die Unterstützung von Privatleuten, die freiwillig Menschen für mehrere Monate gegen eine kleine Aufwandsentschädigung bei sich aufnehmen. Johnson betonte, sein Land habe bereits "sehr viel getan für ukrainische Frauen und Kinder". Verglichen mit Ländern wie Polen, aber auch Deutschland, wo die Flüchtlinge aus der Ukraine keine Visa brauchen, sind die britischen Zahlen jedoch sehr niedrig. Johnson betonte jedoch, die Visa seien wichtig, um "das System" vor jenen zu schützen, die es missbrauchen wollten.
Der "Guardian" berichtete am Dienstag, die britische Innenministerin Priti Patel müsse sich auf eine Sammelklage im Namen Hunderter Flüchtlinge aus der Ukraine vorbereiten, da das britische System Tausende wochenlang stranden lasse, die ohne eine schnelle Abwicklung nicht ins Land gelangen können.